Folia Canonica 4. (2001)

STUDIES - Pavel Krafl: Studium des mittelalterlichen kanonischen Rechtes und der Kirchenverwaltung in der Tschechischen Republik für die Jahre 1990-2000

162 PAVEL KRAFL V. Studien und Artikel Jiri Kejr stellte die einzige bekannte Arbeit des Kanonisten am Ende des 13. Jahrhunderts Princivall von Mailand Lectura Decreti vor. Er nutzte vier Hand­schriften aus Klosterneuburg und aus der Nationalen Bibliothek in Prag, in denen der Text erhalten blieb.30 Derselbe Autor schrieb über einen Bischof aus dem irischen Clogher, der irgendwann in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts an der Prager Juristischen Universität die Doktorwürde erworben hatte.31 Das Nachsinnen über die Beziehung von Hus zum Recht und konkret zum kanonischen Recht führt Jin' Kejr zum Schluss, dass die Quellen der Argumentation von Hus im Dekret von Grazian, in Papstgesetzbüchern, in der ordentlichen Glosse und in weiteren Schriften (Lektüren, Summen) zuzfin- den sind.32 Eine selbständig gedruckte Studie widmete J. Kejr der öffentlichen Erklärung von Hus, die als Berufung zum Christus vom Papstgericht aus dem Jahre 1412 bekannt ist. Der Autor stellt fest, dass Hus die Rechtsquellen herbeiruft, nicht um sich auf ihre normative Autorität zu stützen, sondern um mit ihrer moralischen Verbindlichkeit zu argumentieren. Seine Berufung zum Christus geht von der Auffassung der Kanons als theologischer Autorität aus. Der Text wurde als Resultat der Bemühung der Kommission für das Studium der Problematik herausgegeben, die mit der Persönlichkeit, dem Leben und Werk von M. Jan Hus verbunden ist. Diese Kommission wurde beim Prager Erzbistum gegründet.33 Einen bedeutenden Teil der Publikationstätigkeit im Fach bilden die Arbeiten von Zdenka Hledíková. Einige Artikel und Studien widmete sie der Verwaltung der Prager Erzdiözese, vom Erzbistum bis zu den ländlichen Dekanaten34 und den Beziehungen des Prager Bistums zur Kirchen­metropole und zur Papstkurie.35 Ein Institut des Kirchenrechtes ist auch die 30 J. Kejr, Princivalli Mediolanensis „ Lectura super decretum ", Studie o rukopisech, 27, 1989-1990, 3-14. 31 Idem, Prispevky k déjinám prazské právnické univerzity [Beiträge zur Geschichte der Prager juristischen Universität], Acta Universitatis Carolinae - Historia Universitatis Caro- linae Pragensis, 30, 1990, 2, 19-23. 32 Idem, Jan Hus jako právní mysUtel [Jan Hus als Rechtsdenker], in Jan Hus mezi epochami, národy a konfesemi. Sborník z mezinárodního sympozia, konaného 22-26. zári 1993 V Bayreuthu, SRN, red. J. B. LÁSek, Praha 1995, 197-207. 33J. Kejr, Husovo odvolání od soudu papezova k soudu Kristovu [Berufung von Hus vom Papstgericht zum Christusgericht], Usti nad Labem 1999. 34 Z. HLEDÍKOVÁ, Administrace prazské diecéze na sklonku prvé poloviny 15. stoleti [Administration der Prager Diözese am Ende der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts], Acta Universitatis Carolinae — Historia Universitatis Carolinae Pragensis, 31, 1991, 1, 29-60; eadem, Arcibiskupství a písemná kultúra ve stredovéku [Das Erzbistum und die Schriftkultur in Mittelalter], in Prazské arcibiskupství 1344-1994, red. Z. Hledíková - J. V. Polc, Praha 1994, 71-84; eadem, Venkovské dékanáty ve stredovékych Cechách [Landdekanate in mittelalterlichem Böhmen], in Poeta prof. JUDr. Karlu Malému, 112-123.

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