Circulares litterae dioecesanae a 16-a maji-31-am decembris 1867. ad clerum archi-dioecesis strigoniensis dimissae a principe primate regni Hungariae et archi-episcopo Joanne Simor

Joannes Simor

13 gen zu entdecken, forschen wir rastlos dem Ursprünge nach, aus dessen Sprungquell dieser überreiche Strom von Heiligkeit und Tugend sich ergoss, gehen wir zurück auf der Balm des Lichtes bis zu seinem Ausgang: alle diese Wege führen hin zu Jesus Christus. Wer da mit verlangender Seele die Wahrheit sucht, muss der nicht anbetend auf seine Kniee nieder­fallen, und mit Thomas ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“ *) Gewiss, bei der Betrach­tung so wunderbarer Wirkungen, wie sie die Welt zuvor in matter Aehnlichkeit auch nur im Kleinen nicht gesehen hat — ausgenommen das vorgebildete Leben der Kirche einigermas- sen bei den Juden — da drängt Alles mit unwiderstehlicher Gewalt zur Anerkennung einer übernatürlichen, wahrhaft göttlichen Ursache, da muss der Mensch gläubig sichergeben, und händefaltend aufblicken zum Gekreuzigten, um mit dem Hauptmanne im Evangelium zu sprechen: „Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ 2) Was der menschgewordene Gott gewirkt auf Erden, das wirkt fort und fort bis an der Zeiten Ende in gottmenschlicher Thätigkeit die Kirche, für die er sich selbst dargegeben hat, „auf dass er sie heiligte, sie reinigend im Bade des Wassers durch das Wort des Lebens; dass er sich selbst der Kirche herrlich darstellte , als die keine Flecken habe oder Runzeln, oder irgend dergleichen, sondern die heilig sei und untadelhaft.“ 3) „Christus ist das Haupt, durch welches der ganze Leib zusammengefügt und verbun­den wird.“ 4) „Gott hat Alles unter seine Füsse gelegt, und ihn gesetzt zum Haupt über die gesammte Kirche, welche ist sein Leib, und die Fülle dessen, der Alles in Allem erfüllet.“ s) Wie Christus der Herr, die Beweise seiner Gottheit mit überwältigender Offenbarung vor den Augen des jüdischen Volkes kundgethan, so hat auch seine hei­lige katholische Kirche, die Urkunden ihrer Göttlichkeit seit achtzehn hundert Jahren mit unauslöschbaren Schriftzügen, vor dem Angesichte der Völker und Nationen, und in ihren Geschichtsblättern selbst verzeichnet; dass wie dort braucht es blos „guten Wil­len“, um die Wahrheit zu finden, und zu ergreifen; aber wie Christus hartnäckige Verblendung, Hochmuth und Neid, Lüge und Entstellung, Hohn und Spott, Verläum- dung und Verlästerung zu bekämpfen hatte; so ergeht es auch seiner Kirche; die Ver­blendung sieht und macht sie greulich und furchtbar, dem Hochmuth ist sie zu gering, dem Neid zu gross, die Lüge sagt von ihr was sie nicht weiss. Hohn und Spott be­geifern ihr Heiligthum, und Verläumdung und Verlästerung schreiben ihre Geschichte. Diese und zahllose andere Waffen sind fortwährend gegen die Kirche gerichtet; gleich­wohl ist sie da, erleuchtet mit ihrer Lehre die Geister, heiligt mit ihren Gnadenmitteln die Herzen, civilisirt die Völker, und ihre Ausbreitung ist eine stetig fortschreitende. Ach! indess die göttliche Wirksamkeit der Kirche unsern Glauben stärkt, und unsere Bewun­derung erhöht, entsetzen wir uns vor dem Geheimnisse der Bosheit in der Welt und in der Menschheit. Die Kirche geht heute, wie ehedem ihr Meister, einen harten bitteren Schmer- zensweg. Wer betrachtet die Leiden der Kirche in der Gegenwart, und wird nicht an die Wehmuth jener Worte erinnert, in welchen der Menschensohn den Zwölfen voraussagte: dass er den Juden und Heiden werde überantwortet, verspottet, gegeisselt und ange- spieen werden. *) Joann. 20, 28. — 2) Mark. 15, 39. — 3) Ephes 5. 25, 27. — 4) Ephes 4, 15—16. — s) Ephes 1, 22—23.

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