AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1981. Budapest (1983)

III. Könyvtörténeti és művelődéstörténeti tanulmányok - Berlász Jenő: Egy ismeretlen Dugonics kézirat. A zágrábi „Karikléa" - Ein unbekanntes Dugonics-Manuskript. Die Zagreber „Karikléa"

EIN UNBEKANNTES DUGONICS-MANUSKRIPT. DIE ZAGREBER „KARIKLÉA" J. BERLÁSZ Der Verfasser fand während seiner Forschungen in der kroatischen National­und Universitätsbibliothek den handschriftlichen Roman Karikléa von András Dugonics (1740 — 1818), dem bedeutenden ungarischen Roman- und Bühnenschrift­steller, dem führenden literarischen Vertreter des adelig-nationalen Widerstandes unter dem Kaiser Joseph II. vor. Über den Roman konnte an Ort und Stelle nicht festgestellt werden, ob er in Druck erschien, ob er überhaupt der ungarischen Lite­raturgeschichte bekannt ist. Es konnte auch nicht festgestellt werden, wie das unga rische Manuskript in die kroatische Nationalbibliothek geraten ist. Die ungarischen Fachbibliographien zu Hause untersuchend schien es so, daß die Karikléa als Werk unseren Literaturhistorikern nicht bekannt ist, weil es weder von der aus 14 Bänden bestehenden, zwischen 1891 und 1914 erschienenen Bio­bibliographie von József Szinnyei, noch von der von György Kókay im Jahre 1975 herausgegebenen modernen literaturgeschichtlichen Bibliographie, nicht einmal von einer im Jahre 1969 erschienenen speziellen Dugonics-Bibliographie registriert wurde. Es wurde sogar von der neuen fünfbändigen Synthese A magyar irodalom története (Die Geschichte der ungarischen Literatur) nicht erwähnt. Das Rätsel konnte durch zwei Dugonics-Biographien, durch die von Sándor Endrődi im Jahre 1881 und durch die von Antal Prónai im Jahre 1903 herausgegebenen Werke, sowie durch die Abhandlung von László Rajka aus dem Jahre 1917 und mit der Hilfe der Forschungen des Verfassers in der Széchényi Nationalbibliothek gelöst werden. Alle aufgeworfenen — der Zahl nach sechs — Fragen des Verfassers konnten in genügender Weise beantwortet werden. Es konnte festgestellt werden: 1. Die Karikléa ist kein unbekanntes Werk, sondern eine Variante, wahrschein­lich die erste Fassung des Romans A szerecsenek (Die Mohren), den Dugonics auf Grund des Romans Aithiopika von Heliodoros, dem byzantinischen Schriftsteller aus dem 3. Jahrhundert geschrieben hat. 2. Das Werk wurde im Jahre 1798 in Druck gegeben. 3. Die Karikléa von Zagreb ist nicht die einzige Manuskriptbearbeitung des Romans. Eine Variante mit dem Titel A szerecsenek besitzt die Széchényi National­bibliothek. 4. Der Druck des Werkes A szerecsenek erfolgte auf Grund des Manuskripts unserer Bibliothek. 5. Die Zagreber Karikléa bekam ein vornehmer Adeliger, Sándor Mérey, Über­setzer deutscher Dramen, als Geschenk von Dugonics im Jahre 1796. 6. Aller Wahrscheinlichkeit nach konnte die Karikléa von diesem Mérey in den Besitz eines Mitgliedes des kroatischen Zweigs der Mérey-Familie — nach dem Besitz­stempel auf dem Manuskript — G. von Mérey und dann wahrscheinlich im vorigen Jahrhundert in kroatisches Nationaleigentum garatén. 492

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