AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1967. Budapest (1969)

II. Az OSZK történetéből - Dezsényi Béla: Szervezet, ügyvitel és igazgatás az Országos Széchényi Könyvtárban a Horthy-korszak elején - Aus der jüngsten Geschichte der Nationalbibliothek Széchényi Verwaltung, Personal, Abteilungen und Dienststellen 1919—1927

legenden Veränderungen gebracht, der historisch bedingte Konservatismus der Leiter des Museums wie der Bibliothek wurde durch die Ereignisse sogar verstärkt. Die Teilnehmer der fortschrittlichen Bewegungen wurden nicht verfolgt, wie in einigen anderen wissenschaftlichen Sammlungen der Hauptstadt, aber die weitere Entwicklung und namentlich die in der Folge beachteten Grundsätze der Personalauswahl wurden den Forderungen der konservativnationa­len politischen Richtung angepasst. Die Leitung der Bibliothek stellte vorläufig — wie es auch vor dem Kriege geschah — die wissenschaftlichen Aufgaben in den Vordergrund, nicht nur was die Bearbeitung des eigenen Stoffes in Katalogen und Quellenausgaben anbelangt, sondern auch die eigenen Forschungsar­beiten der einzelnen Mitarbaiter. Letztere wurden zumeist nicht von der Direktion heraus­gewählt, sondern erhielten Ihre Anstellung auf Empfehlung der Universitätsprofessoren, zu deren Nachfolger sie im weiteren Zeitverlauf bestimmt waren. Wissenschfliche Institute gab es nicht, wo die jungen Forscher — namentlich in den Gesellschaftswissenschaften — unter­gebracht hätten werden können. Für die eigentliche Bibliotheksarbeit, für Entwicklung der Arbeitsmethoden gab es wenig Interesse, nur langsam drang, besonders bei den jüngeren Angestellten, die Erkenntnis durch, dass die verjährten Arbeitsmethoden und die veraltete Magazinseinrichtung allmählich auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Bücherschätze in Frage stellen wird. Allein die Akzessionsarbeit erreichte eine gewisse Beachtung: die Mit­glieder des Personals waren zumeist wissenschaftliche Forscher von Format und wussten auf ihrem jeweiligen Tätigkeitsgebiet die der Erwerbung würdige Literatur auffindig zu machen. Bedeutende Privatsammlungen wurden durch Geschenk oder Kauf den Sammlungen an­gegliedert und mit besonders grosser Sorge die Anschaffung der ungarischen Literatur der durch die Friedensverträge abgetrennten Gebiete betrieben. Einen gewissen Umschwung und den Beginn einer viel jährigen Reformarbeit bedeutete die Amtszeit des Ministers Graf Klebelsberg, dem im sogenannten „Kultusministerium" auch die öffentlichen Sammlungen unterstanden. Klebelsberg war überzeugter Vertreter des durch die Konterrevolution und die sog. Horthy-Aera vor allem betonten extremen Nationalisnrus, aber der Gedanke, dass das zusammengeschrumpfte Land Ungarn auf dem Gebiete der Bil­dung ihre Bedeutung vor dem „Forum" Europas geltend machen muss, der Gedanke der Recht umstrittenen „Kulturüberlegenheit" führte zum vorlärifigen Bedeutungszuwachs der wissenschaftlichen Institute, Universitäten, Kunst- und Büchersammlungen. Klebeisbergs Mitarbeiter und später — schon zuv Zeit des Präfaschismus — Nachfolger war Bálint Hóman, der 1922 Leiter der Nationalbibliothek, und bereits einige Monate später Direktor des National­museums wurde. Hómans Nachfolger in der Leitung der Bibliothek war eine Zeitlang der Universitätsprofessor Imre Isukinich, aber auch während dessen Amtszeit, und besonders mach seiner Verabschiedung im Jahre 1928 und der danach bis zum Jahre 1934 eingetretenen Interregnum, behielt Hóman die Reformarbeiten der Bibliothek selbst in der Hand. Das Museumsgebäude wurde unter Leitung eines talentierten Architekten, Jenő Lechner, umge­baut, ein Teil der Sammlungen (Naturwissenschaften, Ethnographie) in anderen Gebäuden xmtergebracht und dadurch erhielt die Bibliothek neue Räumlichkeiten, in welche zum Teil moderne, aus Stahl gefertigte Magazine eingebaut wurden. Dies gab die Möglichkeit zum Inangriffnehmen der neuen Magazinsaufstellung auf Grund des numerus currens, zur Verferti­gung eines neuen, auch für die Leser zugänglichen Zettelkatalogs, usw. Auch der Lesesaal wurde vergrössert und die auch von internationalem Gesichtspunkte hochwertige Zeitungs­sammlung in neue Räumlichkeiten untergebracht. Neben den vier, schon als „klassisch" betrachteten Abteilungen — Druckwerke, Handschriften, Periodika, Archiv — wtirde als selbstständige neue Verwaltungseinheit die Musikaliensammlung gegründet; im Rahmen der Abteilung der Druckwerke wurden die Plakaten- und Kleindrucksammlung und die Karten­sammlung organisiert, die später auch zum selbstständigen Leben bestimmt waren. Eine Buchbinderwerkstatt und Fotolaboratorium wurde gegründet. Die Nationalbibliothek hatte auch einen bedeutenden Anteil an der Gründung durch Minister Klebelsberg der Gemeinschaft der öffentlichen Sammlungen Ungarns im Jahre 1922. Dem leitenden Rat dieser Organisation oblag die Verwaltung des Vermögens und der Geld­mittel der staatlichen wissenschaftlichen Museen und Bibliotheken, die Koordination ihrer Arbeit, die Überwachung der planmässigen Ergänzung der Bestände und namentlich auch die Auswahl und Beförderung des wissenschaftlichen Personals. Es sollte auch allmählich beson­deres Gewicht auf den Aufbau des — besonders in bibliothekarischen Beziehungen — sehr mangelhaften mittleren Dienstes gelegt werden. Eine Zweigstelle der Gemeinschaft wurde eigens errichtet für die zentrale Verwaltung des Büchertausches mit dem Ausland. Dieselbe Verwaltung — Zentrale für Bücherverkehr und Bibliographie genannt — hatte die Aufgabe 180

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