AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1957. Budapest (1958)

D. Szemző Piroska: A szenzációs hír és illusztrálása. (Sajtótörténeti tanulmány)

zur Ausschaltung der Stickluftgefahr, den Vorfahren der heutigen Gasmaske. Die Be­schreibung dieser Erfindung des ungarischen Generalstabsmajors Kőszeghi Márton Károly, mit ihrer Illustration in einfarbigem Kupferstich ist derart sensationell, dass sie selbst heute jedem Boulevardblatt zur Ehre gereichen könnte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weist die ungarische Presse schon eine grosse Differenzierung auf. Es entstehen die Blätter für die Damenwelt, die Modejournale, die sich besonders zur Mitteilung von Sensationen eignen. Der Kreis ihrer Leserinnen mit ihrer subjektiven Einstellung dürstet immer nach den allerneuesten Nachrichten: sie brau­chen ein Gesprächsthema über die Ereignisse der „dernières heures". Das zeigt uns die Verfasserin am Beispiel des Modejournals „Regélő" (Erzähler), das im Jahr 1833 in Pest unter der Redaktion Gábor Málrays gegründet wurde. Am 9. Januar 1836 erscheint unter dem Titel Naturgeschichte und Wissenschaft eine grossaufgemachte illustrierte Nachricht über den Basilisken: er wird als ein wahrhaftiges, leibhaftiges Ungeheuer dargestellt, das in Brasilien vorkommt. — In den Kreisen des ungarischen Publikums hatte sich seiner­zeit auch das in Erfurt erschienene Theatrum Europaeum grosser Beliebtheit erfreut und so hatten jene Leser des Regélő, die die Exemplare der Erfurter Zeitung aus dem Jahre 1730 ihrer Vorfahren aufbewahrten, mit grosser Überraschung feststellen können, welche Ähnlichkeit die Basilisken in den Illustrationen dieser beiden Blätter aufweisen. Die Nach­richt und die Abbildung über den Basilisken im Regélő Hess nämlich der Antiquar Nemes Literati Sámuel zur Reklame seiner Antiquitätenhandlung einschalten. Nemes Literati ge­hörte nebenbei zu den geschicktesten Fälschern seines Zeitalters und liess sich auf Grund älterer Illustrationen einen Basilisken machen, um den Besuchern seines Antiquitäten ladens eine Sehenswürdigkeit zu bieten. Dieses „ausgestopfte" Exemplar diente dann dem Illustrator des Regélő: Májer István, als Modell. Eine Neuerung auf dem Gebiet der Sensationsnachrichten brachte das Blatt Kis Követ (Kleiner Abgesandter) das in Klausenburg in der Redaktion von Magyari Lajos erschien, in seiner Nummer vom 2. Januar 1846. Magyari bildete in eigener Person zugleich den Reporter und den litographischen Illustrator des Blattes. Seine grosse Sensation Die Riesen­meerschlange in der Nummer vom 27. Februar 1846 bedeutet einen grossen Fortschritt gegenüber den Phantasmagorien der Neuen Zeitungen. Magyari versetzt das Ungetüm in die Urzeit zurück und auch in der Illustration figuriert es als museales Ausstellungs­stück; d. h. er verkappt die Irrealität um eine Sensation ins Blatt einzuschmuggeln. Der „geologische Fund" so'l bei ihm die Lücke der Nachrichten in der „Gurkensaison" aus­füllen, wie das vorher und seither auf der ganzen Welt vielfach versucht wurde. Seine andere Sensation, die Nachricht Ein Eimer voll Lauge (8. Mai, 1846) gemahnt uns schon an die Methoden der heutigen Reporter: Magyari hat sich das Thema auf dem Klausenburger Marktplatz geholt. Er war dabei, als ein Mädchen in der Notwehr einem Jüngling den Eimer voll Lauge auf den Kopf stülpte, als sich dieser im Aufwall seiner Gefühle vergass und mit ihr handgreiflich wurde. Auch die Illustration bildet einen frühen Vorläufer zu jenen der heutigen illustrierten Sensationsblätter. Abschliessend wird festgestellt, dass zwischen den seinerzeitigen Pressesensationen und den sensationellen Nachrichten unseres Jahrhunderts — besonders in der Schund­presse — ein gewaltiger Unterschied besteht. Die Sensationen des 18. und 19. Jahrhunderts sollten hauptsächlich unterhalten und sind insofern als Vorläufer des Feuilletons zu be­trachten. Die heutige Schundpresse geht vor allem auf Gelderwerb aus und birgt eine Ge­fährdung der Moral in sich. 248

Next

/
Oldalképek
Tartalom