Boros István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 7. (Budapest 1956)
Székessy, V.: Zum hundertsten Geburtstage des ungarischen Neuguinea-Forschers Lajos Bíró (1856-1931)
desselben Dampfers, welcher ihn vor sechs Jahren nach Neuguinea gebracht hatte, für immer die Südsee. Über Java, Indien und Afrika langte er am 27. August 1902 wieder in der Heimat an. Hier arbeitete er dann still und fleissig im Ungarischen NationalMuseum als »Custos honoris causa« an der Einordnung des ungeheuren, auf Neuguinea gesammelten Materials. Im Jahr 1903 reiste er zu Wiederherstellung seiner durch den langen Aufenthalt in den Tropen erschütterten Gesundheit nach Tunis und im Jahre 1906 auf acht Monate auf die Insel Kreta. Wieder nach Budapest zurückgekehrt, setzte er die Vorbereitungen zur endgültigen Aufarbeitung seiner zoologischen und ethnographischen Sammlungen aus Neuguinea fort, zu welchen nun auch noch das in Tunis und auf der Insel Kreta gesammelte Material hinzugekommen war. Inmitten dieser Arbeit fand er aber auch noch Zeit, die Formiciden-Sammlung der Zoologischen Abteilung aufzustellen. Später wendete er dann seine gesteigerte Aufmerksamkeit dem Studium der Microhymenopteren zu, das von da an seine ausgesprochene Lieblingsbeschäftigung bis zu seinem Tode blieb. In dieser Zeit suchte er zweimal die weltberühmten Sammlungen des British Museum in London auf, besichtigte gelegentlich einer Rundreise fast alle nennenswerten deutschen Museen, forschte von neuem an seinen Lieblingsstellen, in den Höhlen des Komitates Bihar, und trug seine Sammellexkursionen durch ganz Ungarn. In seinem tiefsten Inneren aber sehnte er sich schon lange weg von aller Zivilisation, zurück zu seinen »Wilden«. Doch jeder seiner Pläne war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Im Jahre 1925 gelang es ihm schliesslich, von der türkischen Regierung eine Einladung zu einer Sammelreise nach Kleinasien zu erhalten. Sofort reiste er nach Konstantinopel ab und von dort weiter nach Kleinasien. Aber wenn er auch manches sammelte, dem schönen Traum, welcher die ganze Reise zu werden versprochen hatte, folgte ein schmerzliches Erwachen, da der geschworene Feind Lajos B i r ó's, der stete Geldmangel, ihn auch hier nicht verliess und einen wirklichen Erfolg dieser Sammelreise verhinderte. Zur letzten, grösseren Expedition seines Lebens brach Lajos Biró im Jahre 1928 auf. Diese Sammelreise, welche ihn auf einige Monate nach Bulgarien führte, sollte nicht nur der Erforschung von Fauna und Flora dieses Gebietes dienen, sondern hatte — nach seinem eigenen Bekenntnis — noch einen weiteren, geheimen Zweck. Der 72-jährige Greis wollte sich selbst seelisch und körperlich prüfen, ob er noch stark genug wäre für eine neuerliche naturwissenschaftliche Expedition in ferne Weltteile. Das Ergebnis dieser Selbstprüfung war für L a j o s Biró zufriedenstellend, doch das Schicksal wollte es anders. Die Wunder der Südsee noch einmal zu schauen, seinen lieben Wilden die Hand noch einmal zu drücken, dieser Traum blieb ihm für immer versagt. Dafür aber trat er drei Jahre später, am 2. September 193Í seine letzte Reise, die Reise in die Ewigkeit an. Fügen wir nun diesem in kurzen Strichen umrissenen Lebenslauf Lajos B i r ó's noch alle seine Pläne hinzu, die nach Zentral-Amerika geplante Expedition, den Wunschtraum einer Forschungsreise ins Himalaya-Gebirge und die sich immer von neuem in den Vordergrund schiebenden Reisepläne nach Neuguinea, so entfaltet sich vor unseren Augen die Seele eines grossen Reisenden in ihrer ganzen Grösse. Uneigennütziger Wissensdrang und ungebrochene Vaterlandsliebetrieben ihn wieder und wieder hinaus in die weite Welt. Er wollte den Beweis erbringen, »die ungarische Nation, so klein sie auch sei, eingekeilt zwischen die slawischen Völkermassen des Ostens und den germanischen Koloss im We-