Kárpáti Zoltán - Liptay Éva - Varga Ágota szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 101. (Budapest, 2004)

CONRAD M. STIBBE: Eine Bronzehydria mit menschlichen Protomen

durch Punktierung gekennzeichnet. Diese an sich öfters vorkommende Manier die Behaarung eines Tieres oder eines Menschen anzudeuten hat unser Bronzebildner aber irrtümlicherweise auch für die Schlangen, die den Löwen flankieren, anstatt Schuppen verwendet (Abb. 20). 50 Möglich ist allerdings auch, dass die Nasenzeichnung unserer Löwenprotome der assyrischen Gewichtslöwen nachgebildet ist, wie jene aus Nimrud in Britischen Museum, allerdings in einer übertriebenen und vereinfachten Form. 51 In beiden Fällen wäre die direkte Übernahme von nahöstlichen Vorbildern, sozusagen unter Umgehung der festländisch-griechischen Tradition, bemerkenswert. Die kräftigen Schlangenleiber enden in Köpfen mit stumpf gerundeter Schnauze. Diese Frühform des Schlangenkopfes mutet besonders primitiv an, weil die in der hoch­archaischen Periode schon üblichen Hornplatten fehlen. Andererseits sind die Augen nicht mehr, wie im frühen 7. Jahrhundert, auf der Oberseite des Kopfes angebracht, sondern naturgetreu auf der Seite. Damit ergibt sich eine Datierung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts. 52 Wir kommen nun zu den Seitenhenkeln. Ihre kräftige, einfache Form, rund im Schnitt, mit den auffällig dünnarmigen Halbspulen findet sich ebenso an einigen frühen Hydrien lakonischer Machart. 53 Jüngere Hydrien, wie jene aus Ártánd (Abb. 32), haben schon Griffe mit einer abgeflachten Aussenseite und eine Linienverzierung sowie Entenköpfe an den Enden. 54 Dagegen zeigt unsere Hydria primitive „Homer" an den Enden, in etwa vergleichbar mit den hörnerähnlichen, plastisch etwas mehr hervorgehobenen Gebilden an den Seitenhenkeln einer frühen lakonischen Hydria aus dem Picenum. 55 Die Differenzierung in der Wiedergabe der „Horner" (Abb. 23-24) hat wahrscheinlich keine tiefere Bedeutung, sondern ist der Freude des Künstlers an der Abwechslung zuzuschreiben. Vergleichbar ist die ungleiche Verzierung der Aussenseiten der Halbspulen (die obere Kante mit eingravierten, ziemlich primitiven Rosetten, die untere mit gestrichelten Halbkreisen, Abb. 25-26). Letztere kennen wir schon von den Aussenseiten der Scheiben unter den menschlichen Protomen am Rand des Gefässes. Das seltene Motiv stellt eine Verbindung zu einem Hydriahenkel aus Olympia her, die, wie oben schon bemerkt, dem gleichen Bronzebildner zugeschrieben werden kann (siehe auch weiter unten). 50 Vgl. die Punktierung an den Beinen eines sprungbereiten Löwen aus Sparta, Stibbe 1996 (Anm. 20), 365, Abb. 3. Ferner das eingepunzte Fell der Widder an einem Henkelansatz in Athen, Herfort-Koch 1986 (Anm. 9), 109, Nr. K 99, Taf 14,2; das Schamhaar eines Reiters, ebd., 113, Nr. K 120, Taf. 16,6 und des Herakles aus Mantinea, Vokotopoulou 1997 (Anm. 28), 88, Abb. 66; das Barthaar eines hockenden Mannes in Boston, ebd., 94, Abb. 76. 51 F. Bron-A. Lemaire, Poids inscrits phénico-araméens du Ville siècle av. J.-C, in Atti del 1. congresso internazionale di studi fenici e punici, Roma 5-10 novembre 1979, Rome 1983, 766, Nr. IV. Dazu Bieg 2002 (Anm. 21), 72f. 52 Für die Entwicklung des Schlangenbildes im 7. und 6. Jahrhundert: Gauer 1991 (Anm. 18), 153f, Abb. 1. 53 Siehe Stibbe 2004 (Anm. 9), 8ff. mit Abb. 16, 25; 25, Abb. 47 . 54 Vgl. Auch die um 630-610 datierte Rosenbaumhydria in New York, Stibbe 1994 (Anm. 7), 86ff, I Abb. 7-8 und den fragmentarischen Henkel von der Akropolis in Athen, Stibbe 2004 (Anm. 9), 27, Abb. 51. 55 Ebd., 24f, Abb. 47.

Next

/
Oldalképek
Tartalom