Kárpáti Zoltán - Liptay Éva - Varga Ágota szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 101. (Budapest, 2004)

CONRAD M. STIBBE: Eine Bronzehydria mit menschlichen Protomen

gewellte Ritzlinien (wie oben auf unserer rechten Protome), den flachen Schädel, die niedrige Stirn unter dem waagrecht abgesetzten und schmalen Kopfband (Polos), die Form der Augen und der von Linien eingefassten, schraffierten Brauen (Abb. 40c), 29 ferner die kräftige Nase und den dicklippigen Mund. Allerdings fehlen beim Kopf aus Olympia die Ohren und ist der Umriss des Antlitzes weniger breit, was auf ein ältere Ent­wicklungsstufe hinweisen dürfte. Mit dem Kopf aus Olympia in Karlsruhe hat man des öfteren eine schreitende, doppelköpfige Sphinx, ebenfalls aus Olympia, vergleichen. 30 Sie gehörte, vielleicht zusammen mit stilistisch ähnlichen Greifen, als Bogenfeldfigur zum Schmuck eines Stangendreifusses. 31 Der Gesichtsumriss ist in diesem Falle kürzer und breiter und kommt schon deswegen den Köpfen unserer Hydria näher. Bezeichnenderweise ist man wieder für eine lakonische (Dörig), peloponnesische (Bieg) oder eine samische Entstehung (Ohly und Floren) eingetreten. Bemerkenswert ist ein auf Fotos kaum erkennbares Detail, auf das Studniczka aufmerksam machte: eine „astragalähnliche Ritzung des Mittelwulstes" am Polos. 32 Diese Verzierung kehrt am Mündungsrand mancher frühen lakonischen Bronzehydrien wieder. 33 Die bisher angeführten Vergleichsstücke für die Protomen unserer Hydria haben den allgemeinen typologischen und chronologischen Umkreis, in den sie gehören, abgesteckt. Die lakonische Komponente ist dabei klar hervorgetreten. In diesem Zusammenhang sei noch auf eine wichtige Einzelheit hingewiesen: nämlich auf die Zeichnung der Augen und der Augenbrauen (Abb. 40c). Zwei Linien bestimmen die Form der Augen: eine obere, die in einem flachen Halbkreis nach Aussen ausschwingt und eine untere, die tiefer gerundet sozusagen an den oberen angehängt ist. Dazwischen tritt das Auge stark hervor, der Augapfel oder die Pupille ist durch einen eingetieften Punkt gekennzeichnet. 34 Im lakonischen Bereich gibt es für diese Augenzeichnung Parallelen an den Löwenprotomen der Rosenbaum-Hydria in New York und, in der Vasenmalerei, an zwei weiblichen Protomen auf einer Lakaina der sogenannten Lakonisch I Periode (650-620). 35 Für die Zeichnung der Augenbrauen, die sich sehr 29 Das bezeichnende Detail ist auf Fotos kaum erkennbar, wurde aber von Studniczka 1928 (Anm. 28), 249 in seiner Erstveröffentlichung vermerkt (von Eckstein 1970 [Anm. 27], 53Í, siehe vorige Anm., übergangen). 30 Athen, Nationalmuseum, Inv.-Nr. 6235. Fundort: Olympia. Siehe Studnicka 1928 (Anm. 28), 251; Jenkins 1936 (Anm. 28), 40; H.-V. Herrmann Die Kessel der orientalisierenden Zeit, Bd. 2, Olympische Forschungen, Bd. 11, Berlin 1979, 159, 207; Dörig 1980 (Anm. 27), 122 mit Anm. 32, Taf. 23,17; 24,20; 20,25; Fuchs-Floren 1987 (Anm. 28), 360-361, Anm. 305, 111, Taf. 31,4 (mit älterer Literatur); Bieg 2002 (Anm. 21), 39 mit Abb. 26. 31 Vgl. ebd., 39 mit Abb. 25. und weiterer Literatur. 32 Studniczka 1928 (Anm. 28), 251. 33 Siehe Stibbe 2000 (Anm. 3): „The second phase (c. 600-560)". 34 Wenn die Augen auch ungleich gezeichnet sind, wie aus der Nachzeichnung Abb. 31c hervorgeht, so ist die Grundform immer die gleiche. 35 Für die Rosenbaum-Hydria siehe oben Anm. 20. Für die Lakaina siehe C. M. Stibbe, Laconian Drinking Vessels and Other Shapes, Laconian Black-glazed Pottery, Bd. 2, 25, 102, Nr. C8 (mit Literatur). Die Augenfonn wurde von nahöstlichen Vorbildern übernommen; vgl. etwa eine Sphinx aus Arslan-Tash, National Museum, Inv.-Nr. M 833, zu Aleppo siehe G. Herrmann, The Nimrud Ivories 2. A Survey of the Tradition, in Von Uruk nach Tuttul. Eine Festschrift fiir E. Stromennger, Hrsg. B. Hrouda-S. Kroll P. Z. Spanos, München 1992, 65-97.

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