Csornay Boldizsár - Dobos Zsuzsa - Varga Ágota - Zakariás János szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 100. (Budapest, 2004)

URBACH, ZSUZSA: Ein flämischer ikonographischer Bildtypus im italienischen Quattrocento. Bemerkungen zur Studie von Éva Eszláry

ben kann, sie unterschieden sich von der Natur. . ," 26 Die Darstellung der Tränen war das „Leitmotiv" der flämischen Malerei, was auch von Italien hochgeschätzt wurde. Nuttal zitierte auch einen Satz von Poliziano, in dem er die Gläubigen auf­forderte, zusammen mit Christo zu weinen. „Zusammen mit Christo in seinem bitteren Schmerz weinen, seine untröstliche Witwe sein, um seine trauernde Mutter zu sehen, deren Herz von einem Messer durchstochen wurde..." 27 Nicht nur das Thema, sondern die gefühlsmäßige Intensität der niederländischen Gemälde mach­te diese für den italienischen Zuschauer pientissimo, das heißt andachtsvoll. Eine häufig zitierte Quelle ist der Brief von Frau Alessandra Macinghi Strozzi aus 1460 an ihren Sohn nach Brügge, in dem sie ihn darum bittet, ihr neue Bilder dort zu kaufen, weil das volto santo Bild in ihrem Besitz „una divota figura e bella" ist. 28 Dieses flämische Bild im Strozzi-Haus leitet uns zu einem anderen Thema hin­über, auf das wir ebenfalls nur kurz eingehen können. In italienischen Quellen gibt es ziemlich viele Erwähnungen von flämischen Gemälden, die zum Teil divota, d. h. religiöse, andachtsvolle Bilder sind. Unter diesen ist ein besonders häufiges Thema die Halbfigur Christi und Maria, offenbar in diptychonartiger Form. Dieses nie­derländische „Massenprodukt" war in hohem Maße auch Exportgut. Über Händler und Sammler gelangten viele Werke auch nach Italien, wo sie zu populären Objekten der laizistischen Religiosität wurden. Ich zitiere an dieser Stelle einige Beispiele. Heute wird das Triptychon, das unter anderem Simon Marmion zugeschrieben wird und dessen Mittelbild eigentlich ein Interzessionsdiptychon mit den Gestalten Christi und Maria darstellt, im Dom von Cagliari aufbewahrt. Es war 1527, zur Zeit des Sacco di Roma aus dem Zimmer von Papst Klemens VII gestohlen worden, dann nach dem Wiederauffinden vom Papst 1531 an den Dom geschenkt. 29 Ein anderes Werk, dessen Schicksal ähnlich abenteuerlich ist, befindet sich heute in der Nuttal, P., Decorum, Devotion and Dramatic Expression: Early Netherlandish Painting in Renaissance Italy, in Decorum in Renaissance Narrative Art (Hrsg. von Arnes-Lewis, F. - Bednarek, A.). Papers delivered at the annual conference of the Association of Art Historians, Birkbeck College, London 1991, 70 ff; Rohlmann, M., Auftragskunst und Sammlerbild: Altniederländische Tafelmalerei in Florenz des Quattrocento, Alfter 1994,122. Auch der Pseudo-Lentulusbrief schreibt, dass man Christus weinen sah. Auch das cartellino der Beweinung Christi von G. Bellini (Brera) erwähnt die Tränen. Die Ikonographie der Darstellung des Weinens in den bildenden Künsten scheint noch auf ihren Verfasser zu warten. Jan van Eyck und seine Zeit. Flämische Meister und der Süden 1430-1530, Ausst.-kat. Brügge 2002, 87; Befani-Canfield, G., Quadri fiamminghi in Italia durante il Quattrocento, Ph. D. Dissertation, New York 1972. Aru, C, i7 trittico di Clémente VIL nel tesoro del Duomo di Cagliari. Mélanges de Hulin de Loo, Bruxelles-Paris 1931,16-24. Aus dem Zimmer von Klemens VII verschwand „a cubiculo et camera nostra quondam tabulam depictam, pietatis Domini Nostri Jesu Christi et Beatae Virginis in medio. . .imagines devote..." Erwähnt in: Ragghianti-Collobi, L., Dipinti fiamminghi in Italia 1420-1570, Bologna 1990, 81, Nr. 148.

Next

/
Oldalképek
Tartalom