Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 92-93.(Budapest, 2000)

GERSZI,TERÉZ: Die Zeichnungen von Herman van Swanevelt

ner Art Parallelität beziehungsweise Wechselwirkung denn von einseitiger Beeinflus­sung reden kann. Die in Rom wirkenden Landschaftsmaler weisen, obwohl ihre künst­lerischen Bestrebungen sonst sehr unterschiedlich geartet waren - je nachdem sie die klassische, idyllische, realistische, barockhafte Landschaften oder deren vielfache Kombinationen pflegten -, auch gemeinsame Merkmale auf: Sie räumten der unmittel­baren Naturbeobachtung, und innerhalb deren dem Studium des Lichts und der atmo­sphärischen Erscheinungen eine größere Rolle als ihre Vorgänger ein. Sie wurden von der Schönheit der römischen Landschaft genauso überwältigt wie vom neuartigen Er­lebnis des Stimmungswechsels infolge der wechselnden Lichtverhältnisse. Sie entwik­kelten unterschiedliche Varianten von harmonischen Kompositionen neuen Typs, wo­bei ihnen allen die Bestrebung nach großzügigeren, übersichtlicheren, luftigeren Lö­sungen gemeinsam war. Die neuartige malerische Vision dieser herausragenden Meis­ter verlieh der Landschaft eine Art Erhabenheit und Nobilität. Die Bedeutung der Kunst von Swanevelt hat M. R. Waddingham bereits 1 960 er­kannt: „By combining the arcadian spirit of Poelenburgh and Breenbergh with a classical structure similar to that of Claude Lorrain he created a new means of landscape expression." 9 Swanevelt gelangte mit seinen Zeichnungen seiner römischen Periode auf den Gifpel seiner Kunst. Besonders beachtenswert sind seine Studienblätter nach der Natur, die zu den besten Leistungen der europäischen Landschaftszeichnung des 17. Jahrhunderts gehören. Aus den Berichten von Sandrart wissen wir, daß seine Maler­kollegen - Poussin, Claude Lorrain, Pieter van Laer - im Freien nicht nur Zeichnungs­skizzen anfertigten, sondern auch malten. 10 Die in Gemälden realisierten Nachweise dieser frühen Ansätze der Pleinair-Malerei sind zwar nicht bekannt geworden, aber dieser Bericht weist auf die grundlegende Änderung der Betrachtungsweise und doku­mentiert, wie sehr in der Landschaftskunst Roms in den zwanziger und dreißiger Jah­ren die unmittelbare Naturbeobachtung in den Vordergrund des Interesses geraten ist. Die Studienzeichnungen Swanevelts bilden die Fortsetzung der alten Tradition der niederländischen Naturdarstellung, in denen die von der international gefärbten Künstlergesellschaft empfangenen Impulse verwertet sind. Zu den frischen, spontanen Naturstudien gehören zwei Blätter des Museums der Bildenden Künste, die in der Sammlung zuvor als französische Werke geführt wurden. Das eine ist eine Felsenstudie mit Bäumen (Abb. 53), 11 eine hellbraune Pinselzeichnung, an der stellenweise die Vorzeichnung in schwarzer Kreide noch erkennbar ist. An den mit dem Pinsel, in hellbrauner Tinte gestalteten Formen sind die Schatten durch Pinsel­tupfen in zweierlei dunkleren Brauntönen aufgetragen, und die Pinselführung ist ­besonders bei der Darstellung der Vegetation - durch Federzeichnung ergänzt. An die­9 Waddingham, M.R., Herman Swanevelt in Rome, Paragone 11 (I960) 38-39. 10 Joachim von Sandrarts Académie der Bau-, Bild- und M 'ahlerey-Künste von 1675. Hg. Dr. A.R. Peltzer, München 1925, 209. " Inv. Nr. 2882. Pinsel und Feder in Braun, Vorzeichnung in schwarzer Kreide, 262 x 384 mm. Was­serzeichen nicht sichtbar, weil hinterklebt. Provenienz: A.C. Poggi (Lugt 617), Sammlung Nikolaus Esterházy (Lugt 1965, als N. Poussin). Literatur: Francia rajzok, XV-XIX. század [Französische Zeich­nungen, 15.-19. Jh.], Ausstellungskatalog. Budapest 1933, Nr. 13 (als Claude Lorrain); Roethlisberger, M„ Claude Lorrain: The Drawings. 1-2. Berkeley-Los Angeles 1968, 418, Nr. 1135 (nicht Claude).

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