Radocsay Dénes - Gerevich Lászlóné szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 38. (Budapest, 1972)

LARSSON, LARS OLOF: Eine neuentdeckte Zeichnung von Adrian de Vries

EINE NEUENTDECKTE ZEICHNUNG VON ADRIAN DE VRIES In der Graphischen Sammlung des Museums der Bildenden Künste in Buda­pest befindet sich eine Zeichnung, die bislang dem Hofmaler Rudolfs IL, Joseph Heintz, zugeschrieben wurde, die aber, wie wir hier zu zeigen versuchen wollen, wahrscheinlich von einem anderen Künstler des Prager Kunstkreises, von Adrian de Vrics stammt. 1 Es handelt sich um eine 143 x 168 mm grosse, braun lavierte Federzeichnung, die den Kampf zwischen Herkules und einem Kentauren zeigt (Abb. 45). Die Zeich­nung ist mit schnellen, sicheren Strichen ausgeführt, nur das linke Vorderbein des Kentauren ist während der Arbeit in seiner Lage verändert worden. Die Figuren füllen das Papier bis zum Rand. Herkules ist von hinten dargestellt. Er steigt mit dem rechten Bein über den gestürzten, nach rechts gewendeten Kentauren und greift mit beiden Armen um die Schultern seines Gegners, um ihn niederzudrücken, während dieser ihn an den Haaren packt. Nur die beiden Figuren sind dargestellt, Boden und Hintergrund fehlen ganz. Deianeira, der der Kampf gilt — denn wir dürfen wohl das Motiv als Herkules und Nessus deuten — fehlt ebenfalls. Indem nur der Kampf und nicht der siegreiche Herkules mit Deianeira, die sich von dem erschlagenen Nessus ab­wenden oder entfernen, geschildert ist, unterscheidet sich die Zeichnung von den meisten gezeichneten oder gemalten Darstellungen des Herkules-Nessus-Themas. Zum Vergleich können wir auf das Gemälde Sprangers im Kunsthistorischen Mu­seum in Wien oder auf die ihm zugeschriebene Zeichnung in der Albertina hinwei­sen (Abb. 44)r Die isolierte Stellung der Figuren auf der Budapester Zeichnung erinnert an eine Skulpturengruppe, und als ein wahrscheinliches Vorbild der Zeichnung können wir auch eine Skulptur nennen: die Herkulesgruppe Giovanni Bolognas, von der mehrere Kleinbronzen und eine grosse Marmorskulptur bekannt sind (Abb. 46). 3 Schon ein flüchtiger Vergleich der Zeichnung mit 'Gerszi, T.: Netherlandish Drawings in the Dudapest Museum. Sixteenth-Cen­tury Drawings. Amsterdam, 1972, Kat. Nr. 317. 2 Das Gemälde hat die Inventarnummer 2613. — Die Zeichnung, Inventarnummer 7998, Katalognummer 284, wurde bisher Spranger zugeschrieben. Neulich hat aber Kon­rad Oberhuber im Gespräch mit Verf. Zweifel an dieser Zuschreibung geäussert. Eine Zuschreibimg an Adrian de Vries ist auf Grund des beute bekannten Materials nicht mög­lich. 3 D h a n e n s, E. : Jean Boulogne. Bruxelles, 1956, p. 189 ff. vor allem p. 194 ff. ­Eine Silberstatuette mit diesem Thema war 1576 vollendet. Die grosse Marmorgruppe wurde erst 1594 — 99 ausgeführt. Spätestens nach 1576 und bis ins 17. Jh. wurden Klein­bronzen nach dieser Komposition ausgeführt. Da Adrian de Vries spätestens 1588 die Werkstaft Giovanni Bolognas verhess und nach 159(5 wahrscheinlich nicht mehr in Ita­lien gewesen ist, dürfen wir annehmen, dass er die Marmorskulptur nicht gesehen hat. Da­gegen hat er sicher die Kleinbronzen gekannt, vielleicht hat er in der Werkstatt Bolognas einige davon selbst modelliert.

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