Radocsay Dénes - Gerevich Lászlóné szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 30. (Budapest,1967)

WINZINGER, FRANZ: Ein umstrittenes Studienblatt Albrecht Dürers in Budapest

selbst herrühren» . Winkler geht auf Einzelheiten ein und spricht davon, dass im grossen und ganzen freilich überzeugende Merkmale einer Kopistenhand in dem vorliegenden Blatt sonst kaum zu finden seien. Trotzdem schreibt er abschliessend: «So möchte ich doch an eine Sammlung von Studien glauben, die sich ein geschickter Zeichner ohne betrügerische Absicht anlegte». Panofsky" schloss sich der Meinung Winklers an und sprach von einem «Pasticcio» verschiedener vom Original kopierter Motive. Lajos Vayer, 12 der das Blatt zuletzt veröffentlichte, sieht bezüglich der Echtheit der Zeichnung von einer endgültigen Stellungnahme ab, bis zur Konfrontierungsmöglichkeit auf einer interna­tionalen Dürerausstellung. Er neigt zu der Ansicht, dass die Madonna mit den musizie­renden Engeln und die Handstudie als eigenhändige Zeichnungen Dürers angesprochen werden müssten. Das schlösse nach seiner Ansicht aber nicht die Möglichkeit aus, dass auf demselben Blatt dann noch andere Motive nach Originalzeichnungen des Meisters in seiner Werkstatt kopiert wurden. Wohl verführt durch die Verschiedenartigkeit der einzelnen Motive war auch immer wieder betont worden, so durch Flechsig und zuletzt durch Vayer, dass die einzelnen Teile der Zeichnung zu verschiedenen Zeiten angefertigt worden seien. Aus der Über­schneidung der einzelnen Skizzen ist nun unschwer die Abfolge der einzelnen Teile der Zeichnung abzulesen. So muss die «Hand» nach der «Madonna» und nach der mittleren oberen Draperie angefertigt worden sein, die «Madonna» selbst nach der Rückenfigur des «Schwertträgers», und die «fünf Köpfe» nach den beiden «Gewandstudien». Danach entstand offensichtlich zuerst das Gewandstück oben in der Mitte. Dazu kam die Rük­kenfigur des «Schwertträgers» und wohl noch die «Draperie» links. In die grösste Fläche, die noch verblieb, fügte der Zeichner die «Madonna mit den Engeln» ein. In verwandtem Duktus wurden in die linke obere Lücke die «fünf Köpfe» eingetragen. Darauf entstand entweder die «Hand» oder das Brustbild des «Bärtigen» unten links. Jedenfalls ist der «Vogelkopf» erst spät und abschliessend in die letzte Lücke eingefügt worden, wenn man nicht das «Weinlaub mit der Ranke» gleichsam als eine Art Unterschrift, als Schluss­punkt hinter der ganzen Folge gelten lassen will. Versucht man im Geiste diese Entstehung nachzuvollziehen, so wird eines ganz deutlich : Hier handelt es sich nicht um eine willkürliche Anhäufung zufälliger Skizzen, sondern die Teile dieses Studienblattes sind zwingend zueinander komponiert. In dieser scheinbar zufälligen Anordnung wird ein künstlerisches Anliegen sichtbar, das dem Blatt als Ganzem einen eigenen Wert gibt. Verdeckt man einen Augenblick die Skizze der «Madonna» so muss man mit Blindheit geschlagen sein, um nicht sofort zu erkennen, dass die übrigen Teile oder Zeichnung, was die Dichte der Form und das Tempo des Vortrags anbelangt, völlig einheitlich sind. Bei einer sorgfältigen Untersuchung des Originals ist auch unschwer zu erkennen, dass das ganze Blatt mit der gleichen Tinte und der gleichen Feder gezeichnet ist. 13 Die Verschiedenartigkeit der Motive kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Werk ganz einheitlich ist und dass man es nur mit einem Zeichner zu tun hat. »Panofsky, E. : Albrecht Dürer. III. Auflage. Princeton, 1948. Nr. 1479. 12 Vayer, L. : Meisterzeichnungen. . . des Museums der Bildenden Künste in Budapest. Budapest. 1956. T. 30, Text im Ergänzungsheft 1957. S. 14. 13 Auf meine genaue Frage hin, wurden mir diese Feststellungen unabhängig voneinander von so erfahrenen Kennern alter Zeichnungen, wie Iván Fenyő und Therese Gerszi vor dem Origi­nal bestätigt, ohne dass ich vorher meine eigene Ansicht zu erkennen gegeben hatte. Um völlige Sicherheit zu gewinnen, wurde darauf die Zeichnung auch noch unter der Quarzlampe geprüft — mit dem gleichen Ergebnis. Der erfahrene Konservator, der in Budapest ständig diese Lampe bedient und der von unserer Problemstellung nicht unterrichtet war, versicherte ebenfalls, dass alle Teile der Zeichnung mit der gleichen Tinte, völlig einheitlich und offensichtlich gleichzeitig ausgeführt worden seien.

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