Radocsay Dénes - Gerevich Lászlóné szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 26. (Budapest,1965)

MUSPER, H. TH.: Eine Kreuzigung von Dirck Baegert in Budapest

EINE KREUZIGUNG VON DIRCK BAEGERT IN BUDAPEST Indem die neuere Kunstgeschichtsschreibung der Erkenntniss Raum gab, dass historische Stilbegriffe wie Gotik, Renaissance, Barock eher von den künstlerischen Problemen wegführen, war einer sachlicheren Beurteilung von Erscheinungen der Weg bereitet, die den Zwischenzeiten angehören. Es gibt z. B. Künstler, von denen sich schwer sagen lässt, ob sie noch der Gotik oder schon der Renaissance angehören. Zu ihnen gehört der «Meister von Délit». 1 Anlass sich mit ihm zu beschäftigen, bestand für den Verfasser aus dem Grunde, weil ihm eine «Kreuzigung» im Museum der Bildenden Künste in Budapest (Abb. 12) auffiel, als deren Urheber Agnes Czo­bor diesen Meister vermutete, 2 die aber nach seiner Ansicht von dem aus Wesel am Niederrhein kommenden Dirck Baegert stammt. Zum Vergleich bietet sich die dem Delfter Meister (D.) zugeschriebene Kreuzi­gung in London an (Abb. 11). Thematisch besteht wenig Unterschied zu Budapest. Die Londoner Tafel fügt sich der niederländischen Tradition und Umgebung ohne Bruch ein, eine gewisse Zierlichkeit, das Schildern eines ruhigen Seins der in einen malerischen Aspect eingebundenen Figuren entspricht der domestizierten Haltung der reichen Bewohner des Landes. In Budapest wirken die Gestalten eher vereinzelt, zerrissen, wie holzgeschnitzt. Im einzelnen unterscheiden sich die Gekreuzigten, sowohl Christus wie die Schacher, beträchtlich. Bei D. sind die Arme des linken fron­talen Schachers ausgestreckt, der rechte hängt über Eck und ist beinahe von der Rückseite gegeben, Christus gerade hängend, mit kaum differenzierten Beinen. Bei Dirck Baegert (B.) ist das Kreuz Christi überhöht, den beiden Schachern sind die Querbalken der Kreuze unter den Achseln durchgezogen (Abb. 12). Das eine Bein des linken ist angehoben, die des rechten spreizen sich vom Knie ab. Bei D. sind die Kreuze hoch hinaufgeschoben, das mittlere steht etwas über dem Schnitt­punkt der Diagonalen des beinahe quadratischen Hochformats, und seitlich vom Fusspunkt erblickt man links eine Spöttergruppe, rechts Maria Magdalena. Darunter füllt eine weitere Kniende ähnlich wie die beiden Kinder mit ihrem Bogen, rechts von ihr, eine grosse Lücke im Vordergrund. Das wäre bei B. unmöglich, da seine Kreuze auf allen bekannten Fassungen tief herunterreichen. Johannes, der sich um Maria bemüht, hat bei D. Zeit, einen Blick hinauf zum Gekreuzigten zu richten. Bei B. ist er dafür zu ernsthaft mit der Gottes­mutter beschäftigt. D. fällt nichts anderes ein als den Schimmelreiter rechts unten 1 Hoogewerff, G. J.: De Noord-Nederlandsohe Schilderkunst's Gravenhage, I (1936) S. 575 ff. und II. 1937. S. 388 ff. 2 Mündliche Mitteilung von Frau A. Czobor. — P i g 1 e r, A.: A Régi Képtár kata­lógusa (Katalog der Galerie Alter Meister). Budapest, 1954. I. S. 174; II. Taf. 149. (Nord­niederländischer Maler um 1480). 3* 35

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