Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Dr. Edith Hoffmann: Verlorene Dürerzeichnungen und einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste

hervorkriechende Drache hätte einen so gif­tigen Geruch um sich verbreitet, dass der Sohn des Königs von dessen Einatmen staçb. Die Priester des Mars hätten den Apostel nun in ihrer Empörung gekreuzigt (Abb. 11.). Der Entwurf war sicher für einen Altar bestimmt, doch von der Ausführung wissen wir nichts. Vielleicht sollte das Bild für die Kirche S. Filippo e Giacomo in Bologna her­gestellt werden. Die Skizze ist in Passarottis reizvollster Zeichnungsmanier verfertigt, die Linienführung ist frisch und unmittelbar, die Freude der ersten Idee strömt daraus, und scheint in dieser Hinsicht mit der schönen Zeichnung in den Uffizien, 19 der Presentation der Heiligen Jungfrau im Tempel, fast gleich­zeitig entstanden zu sein (Abb. 12.). Diese Zeichnung in Florenz ist ein Entwurf für das Bild in der Pinacoteca zu Bologna, von wel­chem zwar nicht bekannt ist, wann es be­endigt wurde, wir wissen aber, der Künstler habe sich am 29-sten Aug. 1583 verpflichtet, das Bild binnen acht Monaten zu liefern. 17 Wegen der auffallenden Ähnlichkeit der bei­den Zeichnungen untereinander kann man also auch die Zeichnung unseres Museums ungefähr auf den Anfang der 80-er Jahre ansetzen. Für die Urheberschaft Passarottis ist auch, besonders die eigentümliche Komposition kennzeichnend. Der Künstler liebte den stock­artigen Aufbau, der in seinen Bildern in ver­verschiedenen Variationen immer wieder vorkommt, in den Kirchen S. Giacomo Maggiore, S. Maria del Borgo, S. Petro­nio in Bologna etc. Er komponiert nicht in die Tiefe, sondern in die Höhe, und bringt ebendeswegen bei Szenen, wo er als Umgebung Gebäude malen kann oder muss, fast immer Stiegen an. Die Höhe der Stiege wechselt, die Idee der Kompositions­art aber, und das Schema des Aufbaus ist ständig. Auch aus diesem Standpunkt stehen sich die Presentation der Maria in der Pinakothek zu Bologna, das Purificationsbild in der Kirche S. Maria della Purificazione in Bologna 18 und die Budapester Zeichnung sehr nahe. Mit seinen Bestrebungen nach grösserer Frei­heit führt Passarotti zu dem Erneuerer Bolog­nesischer Kunst, zu Lodovico Carracci hinüber (1555—1619). In unseren Veröffentlichungen war schon öfters die Rede von seinen Zeichnun­gen. Bisher haben wir ihm zwei Zeichnungen 16 H. Bodmer: Die Kunst des B. Passarotti. Belvedere 1938/39. S. 66 ff. Abb. 92. 17 A. Venturi: Storia IX. 6. S. 732. Abb. 449. 18 Beide abg. Venturi: Storia. Abb. 449. 450. zugewiesen, beide Studien zu den Fresken der Sankt Benedikt-Legende in der Kirche S. Mi­chèle in Bosco neben Bologna, aus den Jah­ren 1604—1605. Die eine stellt den Besuch Totilas bei dem Hlg. Benedikt dar, 19 die an­dere ist eine Figurenstudie zu dem Wunder Benedikts, als er den Teufel vertreibt. 20 Als dritte gesellt sich ihnen nun eine leichte Skizze bei, 21 verfertigt für eines der Fres­ken in Piacenza (Abb. 13.). Das Bild stellt die Geburt der Maria dar (Abb. 14.) und wurde vom Bischof von Piacenza für den Dom be­stellt, wo es, mit der Verkündigung des Künstlers den Chor schmückte. Die Bilder wurden im vorigen Jahrhundert von der Wand gelöst und im Empfangssaal des bischöflichen Palastes untergebracht. Wie aus Lodovicos Briefen erhellt, entstanden beide Bilder im Jahr 1609. 22 Die Komposition des Bildes studierte der Künstler in mehreren Zeichnungen, von de­nen ausser dem Budapester Blatt, noch eines in der Royal Library in Windsor erhalten ist. 23 Die beiden Zeichnungen und das Ge­mälde beleuchten in interessanter Weise die Genesis des Bildes. Das Gemälde gehört nicht zu den glücklicheren Schöpfungen des Mei­sters; die Komposition fällt auseinander, sie hat weder einen geistigen noch einen formel­len Mittelpunkt, jede Figur lebt einzeln für sich. Wer das Bild in Piacenza nicht kennt, könnte von der Budapester Zeichnung mei­nen, es seien unzusammengehörige Gruppen und Allegorien in dem Skizzenbuch des Künstlers willkürlich zusammengeraten. Die Komposition und die einzelnen Figuren des Windsorer Blattes stimmen, Kleinigkeiten abgerechnet, mit dem Bilde genau überein, ja die Quadrierung des Blattes zeugt dafür, 19 E. Hoffmann: Uber einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste. Jahrbücher des Museums der Bil­denden Künste in Budapest. B. IV. 1927. S. 141—145. und 226. Abb. 30. — H. Bodmer: Lodovico Carracci: Burg. b. M. 1939. S. 120. Nr. 5. und 148. Nr. 6. 20 E. Hoffmann: Miniaturen und italienische Zeichnungen. Ausstellung des Graphischen Kabinets. 1930. Katalog Nr. 181., wo angege­ben, dass Friedrich Antal es war, der die Zeichnung für Lodovico in Anspruch nahm und die Zugehörigkeit zu S. Michèle in Bosco erkannte. — H. Bodmer: Op. cit. 1939. S. 120. Nr. 5. und S. 148. Nr. 5. 21 Aus der Sammlung Esterházy. E. 7. 30a. Lavierte Federzeichnung. Hier L. Carracci, später: Unbekannt. 22 H. Bodmer: Op. cit. S. 80. und 123. 23 H. Bodmer: Drawings by the Carracci: an aesthetic analysis. Old Master drawings 1934, march. PI. 55.

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