Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Nikolaus Csánky: Zwei spätgotische Wiener Tafelbilder im Museum der Bildenden Künste

weissenburger Privatbesitz, 4 wohin sie aus dem Nachlass des dortigen Bischofs Philipp Steiner gelangt war. Unser Bild gehört zu dem schon zerstörten Altar, von dem heute noch zwei Bilder und zwar die mit den Sze­nen der Heimsuchung und der Botschaft des Engels an Joachim im Wiener, eine Verkün­digung im Berliner Museum, endlich eine verschwundene Tafel mit der Verstossung Joachims aus dem Tempel bekannt sind. Der einstige Standort des Altars ist bis heute nicht ermittelt, aus den Wappen des ver­lornen Bildes aber folgerte schon Suida auf eine Bestellung des Wiener Hofes und auf das Entstehungsjahr 1438. Die Stuhlweissenbur­ger Tafel gibt er noch als beschmutzt, be­schädigt und am oberen Teil verstümmelt wieder. Ihre vier vertikalen Sprünge aber hat die Tafel an so glücklichen Stellen er­litten, dass sie in ihrem vollen künstlerischen Wert und Effekt gerettet werden konnte. Die empfindlicheren Teile, so die Köpfe, waren unbeschädigt. 5 Das fein graulich nuancierte weisse Untergewand der Maria, der Pariser blaue Mantel, auf dem das Kind liegt, das glühende Karmin von Josefs Kleid und die drei roten Englein schmiegen sich harmonisch an den in lila schimmerndes Braun und Grau getauchten Hintergrund. Die malerische Zusammenstimmung der For­men und Farben ist den Wiener und Berli­ner Gegenstücken ähnlich. Der bei der Rei­nigung zum Vorschein gekommene dünne weisse Rand aber hat die ursprünglichen Ausmasse des Bildes (90.6 X 58 cm.) be­stätigt. Die Ermittelung der Person des Albrechts­meisters hat zu einer neuen, vom ungari­schen Gesichtspunkte aus erregend interes­santen Annahme geführt. Prinz Joseph Cle­mens von Bayern hatte ihn mit Jakob Ka­schauer identifiziert. Dasselbe geschah ver­suchsweise auf der Wiener Ausstellung „Alt­deutsche Kunst im Donauland"." Meister Jakob wird nämlich in den Quellen von 1429 bis 1463 als Wiener Maler erwähnt, seine Kunst aber ist bloss von seiner bahnbrechen­den bildhauerischen Begabung her bekannt. Albrechtsmeisters Stil und die plastische 4 Magyar Művészet, Jahrg. VI., 1930. S. 502, mit Abbildung. — In der Sammlung des Herrn Stefan Philipp. 8 Musealkonservator Kákay Szabó liess das grösstenteils auf Leinengrund gemalte Bild auf eine neue Holztafel übertragen. Mit der Ergänzung der Sprünge und der sorg­fältigen Reinigung erlangte es auch den al­ten Ton wieder. • Katalog. S. 11, 31. Kraft seiner Formenbildung steht tatsächlich im Einklang mit der Wucht von Jakob Ka­schauers Skulpturen. Die Freisinger Stand­bilder und Marias Kopf typen auf dem Al­brechtsaltar (Szenen vom Marientod und Geburt Christi, ferner Kopf der heil. Anna auf der Tafel von Marias Geburt), der Faltenwurf mit den ohrenartigen Weitun­gen (s. Maria, umgeben vom Chor der Seraphim), das Stoffartige der Mäntel, deren dickgelegte, wurstförmige Knitterun­gen weisen viele überraschende Ähnlich­keiten der Details auf. An den Marien­Typus des Albrechtsaltars gemahnt auf­fallend auch die in Verbindung mit Jakob Kaschauer schon erwähnte Mädchenbüste im Museum. Zur stilkritischen und mit histori­schen Belegen erhärteten Identifizierung mangelt es bloss an irgendeiner urkundlichen Bemerkung oder Signatur, um die volle Ge­wissheit zu beglaubigen. Unlängst habe ich bereits kurz darauf hingewiesen, 7 dass die sorgfältige Untersuchung der Bilder des Al­brechtsaltars (Klosterneuburg, Stiftsmuseum) eine überraschende Entdeckung ergeben hat. Auf dem Bilde Marientod (Abb. 1) konnte ich aus dem Einbandschmuck eines auf der Seitenbank des Holzbettes liegenden Buches (Abb. 4) die Signatur des Meisters heraus­lesen. Auf der dunkelblauen Lehne des Buches, zwischen den regelmässig placierten fünf Kupfernabeln, winden sich die Stiele zweier deutlich von einander getrennten Buchstaben, eines grösseren J und eines kleineren K, die in der Farbe die blaue Licht­wirkung des Metalles imitieren. Der Kopf des J umwindet bloss den mittleren Beschlag, gleichwie der ebenso putzige Unterstiel des Buchstaben K um den Nabel der einen Ecke sich schlingt. Die Schnörkel der Buchstaben sind durch die Raumausfüllung begründet. Es handelt sich da nicht um ein Ornament; ein solch assymmetrischer Metallschmuck von altgotischen Buchtafeln ist unbekannt. Die Buchstaben liegen gegen den Beschauer, während sie in Wirklichkeit in eine Diago­nale des Buches fallen würden. Jakob Ka­schauer aber ist ein genauer Beobachter der Details und war immer bestrebt, die Gegen­stände getreu wiederzugeben. So malt er das ostmärkische Wappen nach allgemeinem Ge­brauch als feines Ornament, gleich den Mus­tern und Buchstaben auf die vorderen Stein­platten der Verkündigungsszene, einfallartig, seinen Beobachtungen folgend. Die Tafel 7 Der künstlerische Ursprung des Kaschauer Hauptaltars. Nemzeti Újság, 1939, 12. Novb., S. 13.

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