Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

tel Profil gesehen sind die Züge der beiden Köpfe fast gleich. (Abb. 119—120.) Die Kom­position unserer Figur, vor allem das Motiv des Bambino haben Sansovino später auf sei­ner Madonna 14 " am Grabdenkmal Nichesola in Verona von neuem beschäftigt, aber dieses Werk ist schon bedeutend ruhiger und ge­bundener. Die spätere Bronzevariante dieser Madonna neigt sich sogar dem Manieris­mus 147 zu. Sansovino begann die sitzende Madonna der Loggetta im Jahre 1536 und meisselte das römische Standbild zwischen 1518— 1521. 148 Wahrscheinlich hat er die Wachs­figur unseres Museums noch vor diesen bei­den Werken modelliert. Sie ist gleicher­massen die erste, versuchsartige Festlegung jener bildhauerischen Gedanken, die er in seinen späteren, römischen und veneziani­schen Madonnenfiguren noch ungebundener und in noch monumentalerer Form verwirk­licht hat. Die Entstehungszeit der Wachs­statue können wir auf Grund des Caritas­Freskos (Abb. 111.) von Andrea del Sarto, das der Künstler für das Chiostro dollo Scalzo 149 in Florenz gemalt hat, noch ge­nauer festsetzen. Sarto verwendete häufig Statuen als Vorbilder für seine Gemälde. 150 So hat er die Gestalt der Justitia auf einem anderen Fresko des Scalzo nach einer Statue Andrea Sansovinos gemalt. Vasari vermerkt auch, dass er für die Hl. Johannes Figur auf seinem Bilde „Madonna delle Arpie" ein 140 Weihrauch, H. R.: Studien zum bildne­rischen Werke des Jacopo Sansovino. Strass­burg, 1935. S. 34. — Das Grabmal ist im Jahre 1527 entstanden. 147 Liphart, E. de: Deux maquettes en bronze de la renaissance italienne. Gazette des Beaux Arts. 1922. Vol. II. p. 341—343.: Revue de l'art. 1936. II. p. 125. — Weihrauch (op. cit. S. 35.) setzt die Entstehung der Bronzemadonna in die Jahre 1528—1534, also in die Zeit seines paduanischen Aufenthaltes. Diese Annahme wird dadurch verstärkt, dass die Bronzemadonna stark an die Sphyngen Ricci os erinnert, während die Marmormadonna an die Budapester Wachs­statuette. Der Gesichtstypus und die Falten­behandlung dieser Madonnenstatuen kehren auf der Madonna der Kirche Redentore in Venedig zurück, welche, obgleich kein eigen­händiges V/erk Sansovinos, nach einem Mo­dell des Meisters gearbeitet wurde. Vor kur­zem hat Venturi (op. cit. X/3. Milano, 1937. p. 255.) sie irrtümlich dem Girolamo Campagna zugeschrieben. 148 Planiscig, L.: Venezianische Bildhauer der Renaissance. Wien, 1921. S. 363, 384.; Weihrauch op. cit. S. 21, 47. Knapp, Fr.: Andrea del Sarto. Bielefeld u. Leipzig, 1907. S. 82. 160 Knapp op. cit. S. 34—35, 50. Évkönyv. Modell seines Freundes Jacopo Sansovino be­nützt hat. 151 Die beiden Meister haben öfters miteinander gearbeitet. So haben sie zum Beispiel an der provisorischen Fassade des Florentiner Domes, die zu Ehren des Papstes Leo X. im Jahre 1515 errichtet wurde, die Verzierung gemeinsam verfertigt. 152 Unter dem Einfluss einer solchen freundschaftlichen Gemeinschaftsarbeit dürfte auch Andrea del Sartos Caritas-Wandbild entstanden sein, das eine malerische Umarbeitung der Budapester Statuette Sansovinos ist. 1 * 1 Die Caritas stammt aus dem Jahre 1520; Jacopo musste also die Wachsmadonna in einem früheren Zeitpunkt, ungefähr zwischen 1515—1518, nicht viel spä­ter als seine Bacchusstatue 154 (1513—1518), noch vor seiner zweiten römischen Reise (1518) modelliert haben. Zu dieser Zeit hat er sich, in Verbindung mit dem Wett­bewerb, 155 den Pietro Pitti zur Schmückung des Mercato Nuovo ausgeschrieben hatte, ständig mit dem Problem der Madonnensta­tuen beschäftigt. Vielleicht war unser Bozzetto eine Vorstudie für das zum Wettbewerb eingereichte Modell, das später in Verlust geriet. Aus dieser ersten, florentinischen Fiühzeit seines Schaffens sind kaum einige Denkmäler erhalten geblieben,, obgleich Va­saris Aufzeichnungen von zahlreichen Auf­trägen, Statuen und Bozzettos berichten. Umso wertvoller müssen wir unsere Statue einschätzen, die berufen ist, eben des Künst­lers früheste Epoche, seine Jugendentwick­lung zu erhellen. Unsere Madonna gibt uns einen Begriff vom Talent des jungen Künst­lers, von seiner frischen Erfindungsgabe, dem grossen plastischen Können und der leich­ten, heiteren Grazie seiner Auffassung, die Vasari 156 so sehr gelobt hat. In vielen Bezie­hungen ist sie mit der berühmten Bacchus­statue verwandt. Aber während der Meister dort durch die antike Kunst beeinflusst war, wurde er auf unserer Figur durch die flo­rentinische Tradition, durch die Wirkung seines Meisters, Andrea Sansovino und be­sonders Leonardos gelenkt. Der Madonnen­151 Vasari op. cit. VII. p. 488. („facendo Jacopo per Andrea modelli di figure s'aiuta­vano l'un l'altro sommamente"). 152 Vasari op. cit. VII. p. 494. 153 Wir erwähnen noch, dass Andrea del Sarto zu seiner Madonna Pinti, welche nur in einer Kopie (Knapp, op. cit. S. 57, 83.) be­kannt ist, die römische Statue Sansovinos benutzt hat. 154 Weihrauch op. cit. S. 17. 155 Vasari op. cit. VII. p. 491. 150 Vasari (op. cit. VII. p. 487.): „si vedeva nondimeno, in quello che faceva facilita, dolcezza, grazia, ed un certo che di leggiadro, molto grato agli ochi degli artefici".

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