Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

innere Bestimmung nicht zu. Das eine der Bil­der stellt das ölmartyrium des heiligen Johan­nes, das zweite die Taufe Christi dar. (Abb. 111—112.) Mit Rücksicht auf die beiden Szenen kann — soweit die Herkunft aus Eger authentisch ist — nicht unerwähnt bleiben, dass die von König Stephan dem Heiligen ge­gründete Kathedrale von Eger gerade nach Jo­hannes dem Evangelisten benannt ist. So mag die Schlussfolgerung berechtigt erscheinen, dass die grosse und prächtige Tafel ein Über­bleibsel des einstigen Hochaltars aus der zerstörten Kathedrale darstellt. Der Maler der Tafel weist auf jenen Kaschauer Kunst­kreis hin, dessen führende Persönlichkeit der Meister des Heimsuchungsaltars gewesen ist, seine Schulung dürfte er von der unter starkem vlämischen Einfluss stehenden Sze­peshelyer-Kaschauer Richtung bekommen haben. In diesen beiden Bildern sehen wir nicht nur die höchsten Möglichkeiten dieses Kunstkreises verwirklicht, sondern haben in Vortrag und Auffassung eines der vor­geschrittensten und wertvollsten Denkmäler der altungarischen Malerei überhaupt zu erkennen. Im Zusammenhange mit dem Szepeshelyer, Liptauer und Kaschauer Denkmälerbestand konnten wir bisher nur mittelbar auf die erstarkenden niederländischen Beziehungen hinweisen. Den Ausgangspunkt hiefür bildet das Mittelbild des 1478 eingeweihten St. Michael-Altars, wo es sich aber nur um eine Motivübernahme handelt, während die, den malerischen Vortrag und die Formgestaltung deutlicher bestimmenden, niederdeutsch­niederländischen Einflüsse unmittelbar vor der Jahrhundertwende auftreten und um 1510 zusehends erstarken. Die Unmittel­barkeit des vlämischen Einflusses kommt nachweisbar bei der, die Gipfelleistung der ganzen Entwickelung bedeutenden, Kaschau­er Tafel zu richtiger Geltung. Die Szene mit der Taufe Christi mag, was Bildgestaltung (Beziehung zwischen Johannes dem Täufer und Christus) anlangt, wie in Hinsicht auf die Einzelmotive (die bildeinwärts gewen­dete zuhörende Gruppe und der Jüngling mit dem über die Schulter geworfenen Mantel), direkt unter dem Einflüsse des signierten Bildes gleichen Gegenstandes von Joachim de Patinier, des Bahnbrechers der Land­schaftsmalerei, entstanden sein (Wien, Kunsthistorisches Museum). Das Wiener Bild stammt aus der Brügge-er Periode Pa­tiniers, vor seiner Übersiedelung nach Ant­werpen (1515), so dass die Kaschauer Tafel zwischen 1515 und 1520 entstanden sein muss, was übrigens auch die heimischen chronologischen Anhaltspunkte erweisen. Die aus dem Vorhergehenden belegbaren Beziehungen zwischen dem ungarischen Ma­ler und der niederländischen Kunst bedeuten gerade bei einem derartigen Hochstand der künstlerischen Inspiration einen höchst sel­tenen, ja einzigartigen Fall innerhalb der ungarischen Tafelmalerei. Derartige Anre­gungen und Wechselwirkungen zwischen den führenden Persönlichkeiten der Kunstge­schichte sind durchaus nicht selten ; wir weisen bloss auf den bekannten 1 und inte­ressanten Fall hin, dass das fragliche Bild von Patinier mit der, dieselbe Szene darstellen­den, tief in der niederländischen Überliefe­rung (Rogier van der Weyden usw.) wur­zelnden Komposition von Gerard David (Brügge, Städtisches Museum) ähnliche Zu­sammenhänge verrät. Doch ist die Schulung des Kaschauer Meisters tief in den eigenen Überlieferungen der Szepeshelyer Malerei verankert und er gehört, trotz der von Patinier erhaltenen Anregungen, zu jenen Zipser Malern, welche die niederländischen Impulse auf dem Um­wege über die niederdeutsche, kölnische und rheinländische Malerei empfangen haben. Die Einstellung des mantelhaltenden Engels in die Bildkomposition bei der Taufe Christi findet sich beim kölnischen »Meister von St. Severin« vom Jahrhundertbeginn ebenso wieder, wie auf einem Stiche Schongauers (L. 8) und geht in beiden Fällen sicherlich auf niederländische Vorbilder zurück. Der Meister der Kaschauer Johannistafel ist ein Künstler von bewusster und hoher Kultur, dessen unvergleichliche Stärke eben in der malerischen Aufgelöstheit ruht. Diese gibt seiner perspektivischen Bildkom­position Sicherheit und luftige Wirkung, wel­che durch die innerhalb unserer Malerei selten verwendete Lasurtechnik, die damit zusam­menhängenden Kontrastwirkung und die glühende Brillanz der Farben noch verstärkt wird. Aus der Bezogenheit von Vorder- und Hintergrund entwickelt sich die reiche Welt seiner romantischen Landschaftsbilder, wie wir sie in gleicher Schönheit, in gleich trieb­hafter und zugleich bewusster malerischer Wirkung seit dem Meister M. S. nicht mehr gesehen haben. Doch befolgt unser Meister nicht das fast zum Schema gewordene Vor­bild der niederländischen Landschaftsper­spektive mit ihren drei Farbenschichten, tiefes Braun des Vordergrundes, grüner Mittelgrund, kaltblaue Welt des Hinter­1 Max J. Friedländer: Die altniederländi­sche Malerei. Neunter Band. Berlin, 1931. S. 106.

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