Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Zoltán Oroszlán: Die „Rhyta" der Terrakottensammlung des Museums der Bildenden Künste

DIE »RHYTA« DER TERRAKOTTENSAMMLUNG DES MUSEUMS DER BILDENDEN KÜNSTE ZU BUDAPEST Das Material eines eigenen und in bedeu­tender Zahl zurückgebliebenen Gefässtypes der mit ausserordentlich abwechslungsreichen Formen arbeitenden griechischen und ita­lischen Keramik und Metallkunst wollen wir durch diese kurze Studie bereichern, in welcher wir einige »Rhyta« der antiken Terrakottensammlung des Museums der Bildenden Künste beschreiben. Obzwar bisher noch keine zusammen­fassende Arbeit über die Entstehung und Entwicklungsgeschichte der Rhyta erschie­nen ist, kann man dennoch auf Grund der Forschungen von Panofka, G. Karo, E. Pottier und E. Buschor die diese Trink­geräte betreffenden früher ziemlich wirren Grundfragen heute als geklärt betrachten, konnte sogar Buschor ein kurzes, aber zufriedenstellendes Bild deren Entwicklung zeichnen. 1 An der Hand der Ergebnisse der bis­herigen wissenschaftlichen Literatur ver­suchten wir, in einer kurzen Erörterung den heutigen Stand der Rhytonforschung zusammenzufassen ; doch glauben wir die­selbe aus diesem Auszug weglassen und gleich auf die Beschreibung der Rhyta des Museums der Bildenden Künste über­gehen zu können. Das Museum erwarb vor zwei Jahren aus Privatbesitz ein in gut modelliertem Hirschkopf endigendes Rhyton, welches in der Literatur bisher unbekannt war. (1—2. Abb.) Laut Angaben des Verkäufers stammt 1 S. Panofka : »Die Griechischen Trink­hörner und ihre Verzierungen« (Abhandl. d. K. Akademie d. "Wissenschaften zu Berlin 1850.) — G. Karo : »Minoische Rhyta« (Jbuch. d. Arch. Inst. XXVI, 1911. S. 249. f.) — E. Pottier : »Rhyton« (Dahrem­berg —Saglio : Dictionnaire, T. IV. p. 865— 868 und in d. Ztschrift »Syria« T. VII. 1926. p. 202—208.) — E. Buschor : »Das Krokodil des Sotades« (Münchn. Jbuch. d. Bild. Kunst, Bd. XL 1919. S. 1—43.) das Gefäss aus Athen. Höhe 16*7. Material: gelblichroter Ton. Das Rhyton ist voll­kommen unversehrt, bloss das rechte Horn ist gebrochen, doch ist auch dieses voll­ständig zusammengefügt. Auf der Ober­fläche finden wir unbedeutende Abwetzun­gen ; Spuren von Sinter sind an mehreren Stellen des Gefässes, innen, und aussen an der Wurzel der Hörner ersichtlich. Den Mund des graziös gebogen, schlan­ken Gefässhalses bildet ein glatter aus­springender Rand, an welchem sich rück­wärts ein kleiner Henkel fügt. Der schmal auslaufende Hals des Rhytons endigt im Kopfe eines jungen Hirsches, dessen Model­lierung Zeugnis von Naturkenntnis und guter Beobachtungsgabe ablegt. Der ge­wandt geformte Kopf weist sämtliche cha­rakteristische Züge des »Edelhirschen« (Cer­vus elaphus) auf, und ist mit grossem Naturalismus modelliert. Dies beweist be­reits die Form des Kopfes, doch zeugen hiefür auch die Einzelheiten. Die Wurzel der aus der Stirne wachsenden zweiendigen Hörner ist stark bauschig und gefurcht. Zwischen den zwei Hornrosen fällt ein Haarbusch auf die Stirne. Die Modellierung der Augen ist lebensstark : hervorquellende Augäpfel, dünne, feingebogene Augenlider und merklich gebauschte Tränensäcke. Auch der Nasenrücken ist wohlgeformt mit seiner, das Spiel der kleinen Muskeln gut fühlbar machenden Oberfläche und den entsprechend gesetzten Nüstern. Das Maul ist ebenfalls naturgetreu und geschickt brachte der Erzeuger des Gerätes das kleine Rinnloch zwischen die zwei Lippen an. Unter den Backen sehen wir reiche Haarbüschel. Die Länge der gestreckten, spitzigen, zurück­geschlagenen, gut modellierten Ohren stimmt ungefähr mit der halben Länge des Kopfes überein, wie es auch die mo­derne Naturgeschichte, als eine der den Edelhirschen charakterisierenden Eigenschaf-

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