Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
men die Ausdruckskraft und die breiten Gesten seiner Figuren besser zu Geltung kommen zu lassen. Die vornehme und gereifte künstlerische Vortragsweise lässt bei der Darstellung der Auferstehung (Abb. 97.) auf eigenhändige Mitarbeit des Künstlers schliessen, wo das Hineinkomponieren der Figuren in die tiefen Landschaftsräume, welche der Szepeshelyer Malerei und der Donauschule gemeinsam ist, in niederländischer Formulierung zur Geltung gelangt. Von der Kunst des Okolicsnóer Meisters müssten wir uns nur aus der oben besprochenen Bilderreihe des dortigen Hochaltars einen Begriff bilden. Doch scheinen von diesem, hohe Qualitäten verratenden Maler noch zwei bedeutsame Schöpfungen erhalten geblieben zu sein, deren Beziehung zu ihm der Aufmerksamkeit der Forscher bisher entgangen ist. Diese Werke sind die auf den beiden Seiten des Triumpfbogens der unweit von Okolicsnó gelegenen Szmrecsányer Pfarrkirche befindlichen Zwillingsaltäre, welche nach dem Zeugniss der Wappenbilder an den Predellen von der Familie Szmrecsányi errichtet worden sind. Auf dem Mittelbild des nördlichen Seitenaltars finden wir die heilige Anna, Maria mit dem Kind und auf den Flügeln die Heilige Sippe, während auf den äusseren Altarbildern und den unbeweglichen Flügeln vier wichtigere Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth von Ungarn, das Kreuzwunder, die Vertreibung, die Waschung des Aussätzigen (Abb. 100.) und der Tod der Heiligen dargestellt sind. Auf dem letzeren Bilde ist die Jahreszahl 1510 zu lesen, welche auch die Datierung des wichtigsten Werkes unseres Meisters, des Okolicsnóer Hochaltars rechtfertigt. Auf der Predelle ist Christus zwischen zwei Engeln und Maria und Johannes dargestellt. (Abb. 102.) Auf dem Mittelbild des gleichgestalteten, südlichen Seitenaltars finden sich in reichem landschaftlichen Rahmen die heiligen Bischöfe Martin und St. Nikolaus von Myra, auf den Flügelbildern Papst Gregor der Grosse und St. Hieronymus. Auf den Aussenbildern sind zwei Kirchenväter (Abb. 101.), die Heiligen Kristoph und Sebastian mit hervorragendem anatomischen Können dargestellt. Auf dem Sebastiansbilde tritt wieder die Jahreszahl 1510 auf. Die Predelle zeigt das von zwei schwebenden Engeln gehaltene Schweisstuch der heiligen Veronika. Die offensichtliche Identität der Meister der beiden Altäre ist schon Cornelius Divald aufgefallen 1 , der allerdings in der Datierung 1 A. a. O. S. 659. des Altars arg in die Irre ging, insofern er von den, auf beiden Altäre angebrachten, einander ergänzenden Jahreszahlen nur das Datum des hl. Annen-Altares beachtete und auch dieses unverständlicher Weise für eine spätere Einritzung hielt. Den Stil des ausgezeichneten Meisters völlig verkennend, setzt er die Altäre in die 80-er Jahre des XV. Jahrhunderts an. Die prächtigen und von renaissancemässigen Rankenmotiven gerahmten Altarbilder sind stark beschädigt, ihreFarben von einer beträchtlichen Schmutzschichte überdeckt. Auffällig ist sowohl in der Raumwirkung als in der Formengebung das auf klare Struktur und starke plastische Wirkung gerichtete Streben des Künstlers und die charakteristischen, überschlanken Figuren ; auch die in weisse Tücher gehüllten, kalten Frauengesichter, die realistisch erfassten Männertypen finden wir hier in einem niederländisch anmutenden prächtigen Landschaftsrahmen und charakteristischen Farbenatmosphäre wieder. Der Meister von Okolicsnó kann als einer der wichtigsten und geschultesten heimischen Maler aus dem ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts gelten, der an den traditionell niederländisch eingestellten Bestrebungen der ganzen Szepeshelyer Werkstatt trotz des Einströmens der deutschen Donauschule festhält und in monumentaler Einfachheit zeitgemäss ausbaut. Die künstlerische Auffassung und der eigenartige Stil des Okolicsnóer Meisters ermöglicht nun die Persönlichkeit und die künstlerische Herkunft jenes hervorragenden Malers zu umreissen, der im ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts die unbeweglichen Bilder des Hochaltars von Késmárk geschaffen hat. Dieser Altar bewahrt in seinem neuzusammengestellten Altarschreine, was weniger bekannt ist 1 , das mächtige Kruzifix der einstigen Kalvariengruppe dieser Kirche, Giebel und Predelle geben sich als anlässlich der Rekonstruktion entstandenes neugotisches Flickwerk. In gleicher Weise sind die grossen Innenbilder einer neugotischen Übermalung zum Opfer gefallen, während ihre Rückseiten und die Innenbilder des zweiten Flügels im Jahre 1639 im Barockgeschmack erneuert wurden, 2 so dass nur die stark ab1 Dr. Johann Vajdovszky : A szepesvármegyei középkori egyházi műemlékek jellemzéséhez. A »Szepesmegyei Történelmi Társulat « évkönyve. (Jahrbuch der Zipser Historischen Gesellschaft.) Redigiert von Dr. Koloman Demko. Szepesváralja, 1888. S. 196. 2 Bei der neuerlichen Zusammenstellung ist die Reihenfolge der Tafeln an zwei Stellen verwechselt worden.