Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
•V bettete Kolorit zu sichern sucht. Dieser plastisch wirkende Ausbau der Bilder erscheint hier sowohl mit formalen als koloristischen Mitteln realisiert. Seine Kompositionen wirken bisweilen überraschend individuell, wiewohl er von ausländischen Vorbildern nicht unbeeinflusst scheint. Die Flucht nach Egypten bleibt trotz Schongauerschen Einwirkens doch eine Leistung von durchaus selbständiger Bildgestaltung. Die Kompositionen der Tafeln mit dem Marienleben und den Christusszenen (Marias erster Tempelgang, Flucht nach Egypten, der 12-jährige Jesus in Tempel, usw.) können sich übrigens auch auf wurzelhafte heimische Vorstufen berufen, etwa auf die Bilder aus dem Marienleben vom Hochaltar des Kaschauer Domes. Für seine Männer- und Frauengestalten (Abb. 33—34.), aber auch für einzelne Formelemente ist eine bestimmte, gedehnte Zeichnungweise charakteristisch, die überhaupt als leicht erkennbares Stilmerkmal unseres Künstlers angesprochen werden kann, besonders auffällig bei seinen ovalen weiblichen Gesichtern, bei der ständig wiederkehrenden langen geraden Nasenwurzel, bei den breiten, starken Formen der männlichen Schädel, deren in dumpfen Tönen gehaltene Gesichter in rhythmischem Kontrast zu den weisskaltcn weiblichen Köpfen stehen und der Gesamtwirkung eine erhöhte Lebendigkeit verleihen. Dieses Unterstreichen der Gegensätze kommt auch bei der Lösung des Raumproblems, des Verhältnisses von Figur und Raum zum Ausdruck, wo eine scharfe und klare Absetzung der Figuren von der Umwelt angestrebt ist. Die als Hintergrund dienenden Steinwände und der schematisch gemalte Boden verleihen seinen Bildern eine angenehme, individuelle, kulissenartige Wirkung. Eine durch bewusste Könnerschaft veredelte, triebhafte malerische Potenz dient auch in hervorragendem Masse der selischen Ausdrucksgestaltung und seine vergeistigten andächtigen Figuren leiten die Linienzüge der realen Raumdarstellung in die metaphysischen Perspektiven des Glaubens über. Der Meister von Szepesváralja bereitet den weitern Entwicklungsgang der alten Tafelbildmalerei in Szepeshely vor. Dem Einflüsse seiner Leistungen sind die charakteristischen, niederländisch anmutenden Kompositionen der Schule von Szepeshely zuzuschreiben und nicht zuletzt das in feine, warme Farbentöne aufgelöste Kolorit. Im Gegensatze zu der kühlen Sachlichkeit der Breslauer Werkstätte entwirkt sich in den Werken von Szepeshely vom Ausgange des XV. Jahrhunderts eine intime, lyrische Seelenstimmung, welche das künstlerische Credo der beiden Schulen entschiedend von einander scheidet. Der Einfluss der schlesischen Kunst lässt sich in der Entwicklung der altungarischen Malerei des XIV. und XV. Jahrhunderts nur in vereinzelten Fällen nachweisen. Doch waren es besonders die hervorragenden Schöpfungen der schlesischen Malerei, die auf unsere Verhältnisse eingewirkt hatten. Der parallele Entwicklungsweg der Szepeshelyer und der schlesischen Kunst tritt um 1480—1490 besonders deutlich in Erscheinung, was den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern vollkommen entspricht. Die Tätigkeit des Meisters von Váralja fällt mit den schlesischen Eroberungsfeldzügen des Königs Matthias zusammen, wodurch die schon früher bestandenen Relationen zwischen Schlesien und Ungarn noch enger geknüpft wurden. Die wichtigen Handelsstrassen nach der Rheingegend und den Niederlanden, woher die Kunst von Szepeshely manche Anregung erhalten hatte, führten durch Schlesien. Schon Ipolyi 1 hatte auf die gleichzeitigen urkundlichen Angaben aus dem Buche von Alwin Schultz 2 hingewiesen, die eine rege Tätigkeit ungarischer Maler in den Breslauer Werkstätten bezeugen. Dieser grossen Künstlerpersönlichkeit, der in der Entwickelung der gesamten ungarischen Kunst eine prominente Stellung zukommt, steht der Maler des im Jahre 1493 3 aufgestellten, vielberufenen Altars der heiligen Elisabeth von Ungarn in der St. Jakobskirche zu Lőcse sehr nahe. (Abb. 35.) Die Bildertafeln des Altars haben durch die Restaurierung im Jahre 1861 zwar stark gelitten, doch kann die nahe Geistesverwandschaft mit dem Meister der Bilderfolge von Szepesváralja, welche vor allem in der Farbenbehandlung, im technischen Vortrag und in gewissen Einzelheiten der Formgebung zu Tage tritt, nicht geleugnet werden. Die formbildende Kraft vermag aber mit seiner beweglichen schöpferischen Phantasie nicht Schritt zu halten und so ist er selten im Stande seine, auf eine kühne Raumeinstellung und eine 1 A. a. O. S. 83. 2 Urkundliche Geschichte der Breslauer Malerinnung in den Jahren 1345—1523. Breslau, 1866. S. 63, 74, 82, 85. 3 Die Jahreszahl 1493 ist nicht auf der Umschrift des Glorienscheines der heiligen Elisabeth (Cornelius Divald : a. a. O. S. 37, weiterhin Andreas Péter : A magyar művészet története. Budapest, 1930. I. S. 114), sondern auf dem Glorienschein des Protomärtyrers St. Stephan zu sehen. 1 t/VU ^ ff ÜL •*i A