Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

Unter den geweihten Altären ragt als nach Bestimmung und Ausmassen gröss­tes und vermutlich auch wertvollstes Werk, der zu Ehren des allmächtigen Gottes und der unbefleckten Jungfrau errichtete und nach dem heiligen Martin benannte Hochaltar hervor, von dem 12 grosse (138x163 cm) Flügelbilder erhalten sind.(Abb. 1.) Bekanntlich hatte man im XVII. Jahr­hundert diesen prächtigen Hauptaltar aus­einander genommen und die gröblichst verkürzten 12 Flügelbilder, samt den zum Altar gehörigen Statuen, in ein neues ba­rockes Altarwerk eingefügt, dass seinerseits bei der Restaurierung im Jahre 1888 wieder abgebaut wurde. 1 Bei dieser Ge­legenheit sind die, bis dahin dort angebracht gewesenen 8 äusseren Passionsbilder wieder freigelegt worden. Für die Flügelbilder und Statuen wurde ein neugotischer Altar her­gestellt, die Flügelbilder wurden restauriert und neu vergoldet. Dieses Restaurierungs­verfahren führte zu allzugrossen Eingriffen, hie und da zu völligem Übermalen, zu einer auf Glanz und Pracht gestellten Bereicherung in den stofflichen Einzelheiten, die zwar den ursprünglichen Charakter der Bilder störend beeinflussen, ohne indessen Magyar Történetkutató Intézet Evkönyve, Budapest, 1933. S. 61—64. Die Beziehungen des Donnersmarkter Altares zur Nürnberger Malerei. Mittl. aus der Vergangenheit der Zips. 1934. S. 1—4.) legt die Annahme eben­falls nahe, den Ursprung dieses stark restau­rierten Denkmals von hoher Qualität in der zeitgenössischen Nürnberger Malerei zu suchen. 1 Die Situation der Statuen des Hochaltars beschreibt Ipolyi (Kisebb munkái. Erster Band. Budapest 1873. Magyarország közép­kori szobrászata emlékei. 1863. S. 166) fol­gendermassen : »Wertvoller sind die erhal­tenen alten Schnitzereien des neugestalteten Hauptaltars. In der Mitte befindet sich Maria, als Königin des himmlischen Reiches, mit dem Schutzheiligen der Kirche (Martin) auf der einen Seite, auf der andern mit dem heiligen Bischof Nikolaus : es sind Gestalten mit stark brüchiger Faltengebung, aber von überaus fleissiger Arbeit zeugend. Der Gie­bel mit der Reiterstatue des heiligen Martin und mit den interessanten geschnitzten Sta­tuen der heiligen ungarischen Könige, Ste­phan, Ladislaus und Emerich, besteht zum Teile ebenfalls aus Resten des alten.« — Der auf Grund der Restaurierungskizzen von Cornelius Divald beschriebene Sachverhalt wird durch seine beigefügten Bemerkungen allerdings wieder verunklärt. (Szepes vár­megye művészeti emlékei. II. Szobrászat és festészet. Budapest, 1906. S. 51—52.) So ist seine Annahme irrig, als ob die Reiterstatue des, seinen Mantel zerschneidenden heiligen Martin mit dem Bettler nach einem gotischen Originalwerk gearbeitet sei. Sowohl die Komposition, wie auch die Lösung der Form­der alten originalen Schönheit der Altar­bilder wesentlich Abbruch tun zu können. Die Tätigkeit des Malers des Hochaltars fällt mit dem, in den 1470-er Jahren ein­setzenden, grossen Aufschwung der ungari­schen Altarmalerei und Holzschnitzkunst zusammen und steht-zeitlich — um nur das hervorragendste Beispiel zu nennen —• dem zwischen 1474 und 1477 entstandenen grossartigen Kaschauer Hauptaltar nahe. Mit dieser gewaltigen Aufwärtsentwicklung ging die Verwendung der immer stärker Mode werdenden ausländischen, vornehm­lich deutschen Stiche Hand in Hand ; die vor kurzem veröffentlichte Feststellung, 1 dass der vorwärtsschreitende Scherge auf der Kreuztragungsszene von einem Aussen­bild des Hochaltars von Szepeshely (Abb. 13;), der entsprechenden und auch im Ausland be­liebten Gestalt des L. 26. Blattes von Schongauer treu nachgebildet ist, möchte ich nun mit dem Entstehungsjahr des Hauptaltars (1478) in Zusammenhang setzen. Die Übernahme ist also für die Datierung des Hochaltars nicht nur in Hinsicht auf die frühen heimischen Stichentlehnungen von besonderer Bedeutung, sondern rückt auch die Entstehungszeit der berühmten problème weisen darauf hin, dass wir einer hervorragenden Schöpfung unserer Holz­schnitzerei aus dem XVII. Jahrhundert gegenüberstehen (gegenwärtig im Ostslo­vakischen Museum zu Kassa), welche aller Wahrscheinlichkeit nach von dem, am 12. November 1611 neu eingeweihten, den Stem­pel des Barockstils tragenden Hauptaltar stammt. (Canonica Visitatio Pázmány folio 8-b. Mitgeteilt von J. Hradszky : Initia progressus ac praesens status Capituli Scepusiensis. Szepes váralja, MCMI. S. 121 —122.) — Aus einem Artikel von Dr. Josef Dolenecz (Vasárnapi Újság Nr. 45. 1891. Jg. XXXVIII. S. 740) er­fahren wir, dass »beim neuerbauten Haupt­altar die aus uraltem Holz geschnitzten, aber übermalten und neu vergoldeten Statuen des auferstandenen Heilands, der Jungfrau Maria und der auf beiden Seiten angebrachten Heiligen, Martin und Nikolaus verwendet wurden . . . Alt sind auch die hier stehenden Statuen der Heiligen Augustinus und Ger­hard.« Diese Statuen sind aber im Jahre 1889 so weitgehend überarbeitet, derart um ihre ursprüngliche Formprägung gebracht wor­den, dass die Feststellung ihrer Originalität eine eingehende Spezialuntersuchung be­ansprucht. (Dolenecz gegenüber behauptet Hradszky : a. a. O. S. 139 — und wir meinen glaubwürdig genug — dass die Statuen der Heiligen, Gerhard und Augustinus neu seien.) 1 Dr. Edith Hoffmann : Jegyzetek a régi magyar táblaképfestészethez. Sonderabdruck aus dem demnächst erscheinenden Arch. Ért. Neue Folge. Band L. 1937. S. 27.

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