Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 5 1927-1928 (Budapest, 1929)

Deutsche Auszüge der im Band V enthaltenen Aufsätze

wurde, nachdem der Dom beim Einfall der Tartaren abgebrannt war, noch im XIII. Jahr­hundert ein gotisches Sanktuarium mit radialen Kapellen hinzugefügt, das •— gleich mehreren Kirchen der Ofner Festung — aus den Burg­mauern basteiartig hervorsprang. Das basiliken­artig angelegte dreifache Schiff wurde an Stelle des romanischen erst im XIV. Jahrhundert neuerbaut. Zwischen Schiff und Sanktuarium zog man wegen der Türkengefahr schon im XIV. Jahrhundert einen Schanzgraben, das Sanktuarium aber wurde zu einer vorgeschobe­nen Bastei umgestaltet. Diese ist spurlos zer­stört. Von ihren unterirdisch verborgenen Mauern wurde bisher nur ein reichgegliederter und vortrefflich gemeisselter Bündelpfeiler aus­gegraben. Nicht ausgeschlossen erscheint, dass für den Erlauer Dombau Villard de Honnecourt einen Entwurf skizziert hatte. Seine Aufzeichnungen besagen, dass er nach dem Tartareneinfall auf Berufung längere Zeit in Ungarn weüte. Ende des XIV. Jahrhunderts aber konnten die Kaschauer nur ihre bischöfliche Residenzkirche zum Modell ihrer Pfarrkirche erwählt haben, die für Oberungarn ungewohnt grossangelegt und durchgehends aus gemeisselten Steinen aufzu­führen geplant war. Ihr, im Vergleich zu den übrigen, bescheidenen Pfarrkirchen Oberun­garns, grosszügiges Unternehmen wurde dadurch gefördert, dass auch schon die um 1380 ab­gebrannte dortige Pfarrkirche kraft der darin aufbewahrten Heiligen-Blutreliquie ein be­rühmter Wallfahrtsort war. Mit Berufung hierauf verkündet eine päpstliche Bulle vom Jahre 1402 einen neuen Ablass für all jene, die den Bau der damals noch unvollendeten neuen Kirche unterstützen. Von den Baurechnungen ist fast nichts erhaltengeblieben und auch das sonstige Ur­kundenmaterial recht mangelhaft. So konnte nur auf indirektem Wege festgestellt werden, dass bereits 1410 die Kirchenschiffe eingewölbt und der Kirchenbau 1420—30 zum grossen Teil vollendet war. Der Meister, von dem ihr Entwurf herstammt, war samt seinen ersten Steinmetzen in den Achtzigerjahren des XIII. Jahrhunderts wahrscheinlich aus Erlau nach Kaschau gelangt. 1411 waltet als Leiter des Kirchenbaues der Steinmetzmeister Nikolaus, den damals Kaiser Sigismund als König von Ungarn dringend an seinen Visegrader Hof berief. Im Jahre 1412 verlangt der Kaiser zur Fertigstellung gewisser Bauten gleichfalls von den Kaschauern etliche Mechaniker, die sich auf die Herstellung von Lehrgerüsten für Gewölbbauten verstehen . Der Haupt teil des Kirchenbaues wurde laut Zeugenschaft des auf den Gewölbkappen der Sanktuariumapsis gemalten kaiserlichen und Luxemburger Adlers in den Zwanzigerjahren des XV. Jahrhunderts vollendet. In den Dreissiger Jahren war bereits die Ausschmückung der Mauern des Domes mit Wandgemälden im besten Gange. Als 1440—1445 Giskra mit seinen tschechischen Söldnern Herr von Kaschau ward und die Stadt zum Bettler machte, stand auch in ihrem Dom jede künstlerische Arbeit stille. Sie wurde erst nach 1450 wieder­aufgenommen, und zwar unter Leitung des von Ofen nach Kaschau gelangten Werkmeisters Stefan Torner, der den äussern und innern Bildhauerschmuck des Domes fertigstellte, die Südkapellen und den bis heute unvollendeten Südturin aufführte. Inzwischen arbeitete er auch für König Mathias in Visegrád und be­sorgte nebst der Einweihung der Bartfelder Egydiuskirche auch deren Ausschmückung. Stefan Torners Meisterwerke sind der Ka­schauer Dom und das turmförmige Sakramen­tenhäuschen der Bartfelder Kirche, letzteres aus dem Jahre 1489. Nach seinen Plänen wurde 1480—90 auch das leider zerstörte grosse Sakramentenhaus der Pfarrkirche von Besztercebánya (Neusohl) erbaut. Meister Ste­fans letzte Abrechnung mit den Kaschauern datiert aus dem Jahre 1480, wahrscheinlich aber begab er sich schon 1478 nach Bartfeld, wo er seit 1479 Stadtrat (Senator) war und sich an seinem Lebensabend mehr als Unternehmer betätigte. Er starb 1499 als reichster Bürger der Stadt. Seine Witwe übersiedelte wieder nach Ofen, was aus einer Zuschrift des dortigen Stadtrates ersichtlich ist, die in Angelegenheit des Hauses ihres verstorbenen Gatten an die Stadt Kaschau gerichtet ist. Nach der 1490—91 erfolgten Belagerung durch den Polenkönig Johann Albrecht nahm der aus Neusse gebürtige und von Krakau nach Kaschau übersiedelte Baumeister Nikolaus Krompholtz eine Ausbesserung des damals arg beschädigten Domes vor, der nachher, 1556, durch eine Feuersbrunst teilweise zerstört wurde. Die herabstürzenden Dachbalken durch­brachen damals das Sternengewölbe der Neben­schiffe. Die gotischen Überlieferungen waren zu dieser Zeit bereits in Vergessenheit geraten und so wurden die systemlos aufgeführten neuen Gewölbe in der Mitte durch Säulen ge­stützt. Diese spätere Zutat brachte den Leitern der jüngsten Restaurierungsarbeiten in Er­innerung, dass die Kaschauer im Mittelalter eigentlich eine Kirche mit fünf Schiffen geplant hatten. Und so ist an Stelle der alten drei-

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