Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 5 1927-1928 (Budapest, 1929)
Deutsche Auszüge der im Band V enthaltenen Aufsätze
JAHRBUCHER DES MUSEUMS DER BILDENDEN KÜNSTE IN BUDAPEST HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DEUTSCHE AUSZÜGE DER IM BAND V ENTHALTENEN AUFSÄTZE Atiisches Grab relief im Museum der bildenden Künste Von ANTON HEKLER Im Laufe des vorigen Jahres gelangte in das Museum der Bildenden Künste ein charakteristisches und im Ausdruck tief ergreif end es Attisches Grabrelief. (Marmor. II. 168 cm, Br. 105 cm.) Stehender, nackter, bärtiger Mann mit von der linken Schulter herunterhängender und um den linken Unterarm geschlungener Chlamys und stehende Frau in Handschlag vereint. Die linke Hand der Frau war, wie die erhaltenen Fingerreste zeigen, auf die rechte Schulter des Mannes gelegt. Zwischen beiden steht mit traurig geneigtem Kopf, gekreuzten Beinen und die Hände am Schosse übereinander gefaltet ein Sklaven Jüngling, erfüllt von einem auf die ganze Darstellung überströmenden wehmütigen Stimmungsgehalt. Die liebevolle, zarte Verbindung der beiden, in Handschlag vereinten Verstorbenen wird durch die nach abwärts sich lockernden Kurven geführten, hin- und herflutenden Kompositionslinien wesentlich gesteigert. Diese Steigerung des Gefühlsinhaltes, in Verbindung mit einer eingehenden Schilderung des knitterigen Stoffes, sichert die Datierung dieses auch typologisch interessanten, ansehnlichen Grabmales um die Mitte des IV. Jahrhunderts v. Chr. Für die Darstellung des brüchigen, zusammengeschobenen Stoffes an der Brust der Frauengestalt vgl. etwa Conze : Attische Grabreliefs T. LXXVIII. No. 320, für den Kopf des bärtigen Mannes den Sokrates vom Grabmal der Timariste in Kopenhagen. Glyptothek No. 219G. (Fra Ny-Carlsberg Glyptoteks Samlinger I. 1922 S. 102. Fig. 15.) Die stellenweise etwas nachlässige Avisführung, sowie gewisse Unausgeglichenheiten der Reliefbehandlung lassen am ehesten auf eine boeotische Werkstatt schliessen. Nardo di Ciones Madonna im Museum der bildenden Künste Von GEORG GOMBOSI Wilhelm Suida war der erste, der es versucht hat, die früher dem Orcagna zugeschriebenen Werke zwischen Orcagna und seinem Bruder Nardo aufzuteilen. Verblieb das grosse Madonnenbild des Budapester Museums bei Suida zunächst unter Orcagnas Namen, so sind die stilkritischen Gründe, die Lederer gegen die Aufrechterhaltung dieser Zuschreibung aufbrachte, so überzeugend, dass es versucht werden muss, zumal die neue Benennung Lederers (B. Daddi) nicht annehmbar ist, das Bild unter die Werke Nardos einzureihen. Zu diesem Zweck muss aber die ganze Nardo-Frage von Neuem aufgegriffen werden.