Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER KAPLONY: Pachom als Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - eine Textrekonstruktion

Ägypten war (früher) das (am meisten) verachtete (Land) unter allen Ländern. Jetzt wurde es durch Christus gerechtfertigt. Amente war in alter Zeit (bei wem?) das (am meisten) Geachtete. Jetzt geriet sie in Verachtung bei Ägypten und allen seinen Kindern, weil sie zu seinem (potentiell) demütigenden Gefängnis wurde." In der hier vorgelegten Übersetzung wird der Sinn durch Worte und Fragen in runden Klammern erläutert bzw. problematisiert. Beschrieben wird die sogenannte Höllenfahrt Christi. 13 Nach Elanskaya bringt Christus seine Eigen­schaften "Ansehen", "Rechtfertigung" und "Herrlichkeit" in die Unterwelt und nimmt diese wieder in die Höhe der Himmel hinauf. Das kann so nicht richtig sein. Elanskaya übersieht ausserdem den Trennpunkt zwischen "Anse­hen" / "Rechtfertigung" und "Herrlichkeit". 14 Vielmehr ist es so, dass Christus den in der Amente weilenden (gerechten) Heiden, die vor Christus gelebt haben, sein Ansehen und seine Rechtfertigung bringt und ebendiese Heiden mit der Kraft seiner Herrlichkeit in die Höhe der Himmel und in die Gegend des himmlischen Paradieses hinaufnimmt. Christus ändert damit die Funktion der Amente: War sie bisher ein ehrbarer Aufenthaltsort, zumindest für die gerechten Heiden, wird sie nunmehr zu einem demütigenden Gefängnis, zur Hölle, für die Sünder, die nach der Verkündigung Christi dorthin gelangen. Amente wird bei den Ägyptern nicht mehr geachtet, sondern verachtet sein. 15 Ähnlich, aber deutlich strenger äussern sich die Apophthegmata. 16 Da sagt der S. 16 und Anm. 5 belegt Amente als Hölle erst für die koptische Zeit Ägyptens. Zu Nun (sie) als Hölle vgl. a.a.O., S. 16 und Anm. 3. 13 B. Reicke, Höllenfahrt Christi I, Neutcstamentlich und dogmcngeschichtlich, in: RGG III, 1959, Sp. 408ff. i: TMAGIO "Rechtfertigung" steht hier für den heidnischen Begriff m'A-hrw, d.h. den "Freispruch" im Gericht, R. Anthes, The Original Meaning of mP-hrw, JNES 13 (1954), S. 2Iff; H. Branner, Ma r a-cheru, in: LA III-7, 1979, Sp. 1108 und Anm. 5; R Kaplony, Die Rollsiegel des Alten Reichs II, Katalog der Rollsiegel, MonAcg 3, Bruxelles 1981, S. 347. CyOYÇy O Y "Ansehen" und GOOY „' lerrlichkeit" kommen auch im koptischen Kambysesroman neben­einander vor. 5,14-16, "Wir halten uns (selbst) in Ansehen und entbieten dem Pharao, unserem Herrn, der in Herrlichkeit über uns regiert, die (ihm gebührende) Herrlichkeit." S. auch a.a.O., 5,4. 19; 12,28 und H.L. Jansen, The Coptic Story of Cambyses 'Invasion of Egypt, Avhandelingen utgift av Det Norskc Videnskaps-Akademi i Oslo, II. Hist-Filos. Klasse, 1950, No. 2, Oslo 1950. " An der Stelle 10a, 20 ff, "Die Tore der Amente werden nicht Macht gewinnen über sie (die Kirche)", hat Amente, wie in Mat. 16,18, eine klar negative Bedeutung. Die Tore stehen da für den aufgesperrten Mund oder den "Rachen" der Hölle, mit dem sie den Felsen der Kirche verschlingen will. Vgl. dazu den Mund (den Rachen) = die Tore der sich durch ein Beben öff­nenden, sich spaltenden Erde (des Erdgottes Geb), A. De Buck, The Egyptian Coffin Texts II, OIP 49, Chicago 1938, S. 175f; II. Te Velde, Geb, in: LÀ II-3, 1976, Sp. 427. Zur Interpretatio Aegyptiaca des Felsens als Urhügel im Wasser vgl. unten. Ps. 114,8, "(Gott,) der den Felsen zur Wasserflut wandelt", ist dann u.U. eine Anspielung auf die in der Wasserflut versinkende Insel. Mat. 16,18 entspricht ja altägyptischen Vorstellungen; das schlicsst eine Assoziation des Felsens der Kirche mit dem Berg Zion (vgl. G. Garitte, S. Antonii vitae versio sahidica, CSCO 117-118, 1949, 51, nach Kapiteln zitiert) nicht aus. 16 M. Chaîne, Le manuscrit de la version copte en dialecte sahidique des "Apophthegmata patrum ", BdEC 6, 1960, Nr. 226 = B. Miller, Weisung der Väter, Apophthegmata Patrum. auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt', Sophia, Quellen östlicher Theologie 6, Trier 1986, S. 176.

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