Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER HUBAI: Unbekannte koptische Apokryphe aus Nubien (Vorläufiger Bericht)

meine heiligen Glieder, auf daß ich zum dritten Male um das Kreuz herumtanze", und später spricht er vom TMG^qTO NXOplA MTTGCTAYPOC „Vierten Tanz des Kreuzes". Es scheint, daß Hymnus und Reigen als Synonyme verwendet werden. Jesus lobpreist nicht nur das Kreuz, sondern umtanzt es auch. Wenngleich auch die Alte Kirche in den Psalmen der Septuaginta singt: „Sie sollen loben seinen Namen im Reigen (év %opu)), mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen." (Ps 149,3),_ ist doch der Tanz Jesu in der kanonischen Tradition gänzlich unbekannt und die Kirchenväter verurteilten diesen auch ausdrücklich. 27 Dies ist aufgrund der heidnischen Konnotationen und der Sinnlichkeit des Tanzes (dessen Aspekt des Eros und des Näherkommens zu Gott immer nur von den Mystikern akzeptiert werden konnte) leicht verstehbar. Nur in den Johannisakten wird erwähnt, daß Jesus vor seinem Verrat die Jünger zusammenrief und sie zu einem Kreis formierte. Sich selbst stellte er in die Mitte des Kreises und rief sie dazu auf, mit „Amen" zu antworten, während er dann beim Reigen selbst seine mystischen Hymnen zu singen begann. 28 Es ist zwar schwer vorstellbar, daß es zwischen der von den Johannisakten erzählten Situation und dem durch den nubischen Kodex berichteten Geschehen keinen Zusammenhang geben soll. Ein Tanz Christi ist in der altchristlichen Tradition so selten, das heißt meines Wissens nur aus diesen beiden Schriften bekannt, daß sie vermutlich nicht voneinander unabhängig sind. Dennoch scheint zwischen den Texten der beiden sehr kurzen Hymnen keinerlei Beziehung zu bestehen. Neben dem Tanz Christi ist die zweite Besonderheit unserer Schrift, daß der Erlöser mit dem Kreuz wie mit einem Lebewesen spricht. Auch dies ist ähn­lich atypisch, wenngleich nicht völlig unbekannt. In den Andreasakten (um 190) „trat (der Apostel) auf das Kreuz zu und redete es, als wäre es ein lebendiges Wesen, mit mächtiger Stimme an: I Sei mir gegrüßt, o Kreuz! Denn du darfst dich wirklich freuen..." 19 Andererseits wird von der Forschung auch - K J. Dölger, Klingeln, Tanz und Händeklatschen im Gottesdienst der christlichen Meletianer in Ägypten, in: Antike und Christentum Bd. IV, Münster 1934, S. 245-265; C. Andresen, Aitchristliche Kritik am Tanz - ein Ausschnitt aus dem Kampf der Alten Kirche gegen heidnische Sitte, in: H. Frohnes (Hrsg.), Die Ahe Kirche, Bd. I, München 1974, S. 344­376; E. Ferguson (Hrg.), Encyclopedia of Early Church, NY London 1998, S. 317. 28 JohAct 94-97 - M. Pulver, Jesu Reigen und Kreuzigung nach den Johannisakten, Eranos Jahrbuch 9 (1942), S. 141­177; W. C. van Unnik, A note on the dance of Jesus in the „Acts of John", VigChr 18 (1964), S. 1-5. 29 E. Hennecke - W. Schneemelcher, Neutestamentliche Apobyphen, Bd. II. Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, Tübingen 1971 (4. Aufl.), S. 292. Vgl. '£îç 5è íjXOev èrci TÓV TÔHOV, ßXETtei TÓ ^tíkov jiE7nryu.évov- KCÙ à7to^.i7ià>v jcccvTctç npóaeicu x& axanpcp KCÙ tpnaiv ax>%&> pxTà (pcûvfjç- Xaîpe &> axavpÉ- Martyrium Andreáé prius 14; M. Bon­net, Acta apostolorum apoaypha II. 1, Leipzig 1898, S. 54.

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