Kecskés Péter (szerk.): Ober-Theiss Region (Regionale Baugruppen im Ungarischen Freilichtmuseum. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1987)
1. DIE REGIONUND IHRE BEVÖLKERUNG
Die Wälder, Gewässer und Bürge auf den Morasten haben die Türken daran verhindert, das Land zu veröden — im Gegensatz zu den eroberten Gebieten der Tiefebene. Infolge des erfolgreichen Widerstandes der Burg Szatmárnémeti in 1562 gegen die türkischen Truppen von mehr als 20 Tausend Soldaten unter der Leitung vom Budaer Pascha Ibrahim und vom Temesvárer Pascha Malkocs, wurde die Bevölkemng des Komitates Szatmár von einer türkischen Besatzung gerettet. Der Siedlungsnetz mittelalterlicher Dörfer ist erhaltengeblieben. Die Geschichte des Komitates war aber in den Kriegsjahrhunderten nicht problemlos. Die Kämpfe zwischen dem ungarischen Königtum und Transsylvanien, die Jahrhundert für Jahrhundert einbrechenden tatarischen Heeren, die Gefechten des Religionskrieges nach der Reformation, ein Rachefeldzug der Polen im Jahre 1658, die Streifzüge der Söldner von Szatmárnémeti hatten das Leben erschwert. Erdőhát war in den Freiheitskämpfen von Rákóczi Kriegsschauplatz geworden und verödet. Die lokale Tradition hat die Erinnerung an den Theiß-Uberquär und an der siegreichen Schlacht der Kurucen unter der Leitung von Oeskay 1703 bis heute erhalten. Zur Zeit des letzten Tatareneinbruches in 1717 wurden nur noch eine verödete Region und verlassene Häuser in Brandstift gelegt. Die fürstlichen Fronherren des Komitates, die Báthoris, Bethlens, Rákóczis und die Grundbesitzer der Dörfer — die Familie Kölcsey, die Erbherren des Gutes Csaholy - sowie die zahlreichen Kleinadeligen der Region, samt ihrer Leibeigenen, verharrten bei ihrer kalvinistischen Religion seit der ersten Welle der Reformation. Obwohl die Dörfer der Region infolge der Schicksalschläge im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verödet waren, kehrten die Bewohner der Siedlungen nach dem Abzug der feindlichen Truppen in ihre Höfe wieder zurück. So ist es zu verstehen, daß ein katholischer oder evangelischer Kirchenturm, als Zeuge für neue Einisiedler, in den Regionen Erdőhát und Tiszahát bis heute selten zu sehen ist. Seit den Kuruc-Kriegen blieb die Region ungestört, die Bevölkerung der kleinen Dörfer nahm zu. Sie bebauten die immer mehr ausgedehnten Äcker auf Rodungen zwischen den Wäldern und Morasten. Die Flußregulierung und Austrocknung der Morasten wurde am Ende des vorigen Jahrhunderts begonnen. Die relativ isolierten Dörfer haben viele Charakterzüge der mittelalterlichen Bau- und Wirtschaftsweise erhalten. Obwohl die Erinnerung der alten feudalen Standesgesellschaft lebhaft erhalten blieb, führte man bis zur Jahrhundertwende eine sozial ziemlich einheitliche Lebensweise. Traditionen vergangener Jahrhunderte bildeten einen organischen Teil des Lebens, das historische und soziale Bewußtsein der Vergangenheit wurde weitervererbt. Im 7