Kecskés Péter (szerk.): Ober-Theiss Region (Regionale Baugruppen im Ungarischen Freilichtmuseum. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1987)
3. DAS MUSEUMDORF
Zur Winterzeit stellte man den Webstuhl in der Stube auf. Der trägt die Jahreszahl 1871 (Abb. 16.). Das reich beschnitzte Weberschiffchen oder eines mit Bleiintarsie war ein Geschenk des Liebhabers. Im Alltag arbeitete man mit schlichten Varianten von Schiffchen. Auf dem Webstuhl hatte man das Linnen für Kleidungsstücke, Tücher, Säcke, Blache hergestellt, aber auch die Mitgift ganz junger Tochter schon gewebt. Das Leinweben hatte alte Traditionen in der Region; komplizierte Bemusterung kam seit Ende des 19. Jahrhunderts in Mode. Gute Spinner zahlten den Pfarrer und Dorflehrer mit Handgewebe statt Getreide, bei der Trauung wurde ein Tuch durch die Braut dem Pfarrer geschenkt. Der Verkauf von selbstgewebter Leinwand war eine der Einkommensquelle der Frauen. Sie verkauften auf den Märkten von Bereg und Munkács Tischdecken, Tücher, Säcke u.a. Das Prachtbett in der ersten Stube enthält Bettzeug, das zum Schlafen nie benutzt wurde. Die spitzenbesetzten feinen Leinwandüberzüge waren ein Mitgift der jungen Frau. Das Bett ist mit einer schwarz-roten Fabrikdecke bedeckt. Das zweite Bett, wo man geschlafen hat, ist mit farbigen Polstern und Federdecken ausgestattet. Ein niedriges Bett mit Wollendecke und die Wiege des kleinsten Kindes stehen auch im Raum. Vor dem Straßenfenster befindet sich eine Lehnebank, davor steht der Tisch mit Bretterstühlen ringsum. Die Ordnung der Stube deutet auf die Winterzeit hin, an der Feuerstelle sind Vorbereitungen für Backen von Baumkuchen im Gange (Abb. 17.). Die Küche des Hauses funktionierte als Vorratskammer. Feuer wurde hier nur zur Sommerzeit gezündet, im übrigen hatte man an Feuerstellen beider Stuben gekocht (Abb. 18.). Für das Brotbacken diente der Backofen in dem Hof (1—11). Die unentbehrlichen Küchengeräte: ein Wassereimer, ein Besen, die gezimmerten Speck- und Milchtruhen, ein Backtrog auf dem Troggestell sind auch ausgestellt. Hier steht der Laugbottich zum Weißen von Garn und Leinwand, an der Wand hängen die Schneidebretter und die Siebe. In den Dörfern am Theiß waren nicht nur Backkörbe, Speckbehälter aus Weidenruten, große Getreidekörbe aus Erlenruten geflochten, sondern man verfertigte auch kleine Wirtschaftsbauten mit Flechtwerkwänden. Der leichte Hühnerstall oder Maisspeicher wurde fertiggestellt und mit Wagen in die benachbarten Dörfer für Verkauf transportiert. Die runden Schweineställe wurden an Ort und Stelle hergestellt, indem man die aufgestellten Holzstangen umgeflochten hat. In Karpato-Ukraine und in Transsylvanien stehen die gleichen Maisspeicher auch dem Wohnhaus gegenüber, oft an der Straßenfront angelegt, wie in dem Museum. Hier reihen sich der Maisspeicher (1—6), der Hühnerstall (1-7) und der Schweinestall (1-2) gegenüber dem Wohnhaus. 29