Velekei József Lajos: A MINDENSÉG ÖLÉBEN (Kiállítási katalógusok - Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2007)

Schlüsselworte der Kunst von Velekei aber auch der jetzigen Ausstellung sind: die Stille, das Geheimnis. Dies deutet einer­seits auf die meditative Stille, die ihn beim künstlerischen Schaffen umgibt. Andererseits bedeutet sie die Atmosphäre der von den fertigen Werken hervorgerufenen spirituellen Räume und Orte, die Stille, die der Zuschauer beim künst­lerischen Empfang wahrnimmt. Das Schweigen verbindet das Geheimnis mit der Stille - aber der Weg zur Enthüllung des letzten Geheimnisses kann auch den schöpferischen Vorgang symbolisieren. Ein Synonym für Geheimnis ist der Gral in Velekei's Werke: der Gral, der Kelch des Letzten Abendmahls, nach dem Sagenkreis des König Arthur. Der Legende nach hat Josef von Arimatea nach der Kreuzigung das Blut Christi, das Heilige Blut in diesem Kelch aufgefangen. Die Deutung der Thematik des Grals ist ebenfalls mit dem Geheimnis und mit dem Weg verbunden. Wie in der Philosophie des Tao, steckt das Wesentliche des Grals auch im Vorgang des Suchens. Wie der Tao, der Weg, seine Bedeutung im „auf dem Weg sein" hat, ist es mit dem Gral (Geheimnis) auch nicht anders: seine Bedeutung liegt im Vorgang des Suchens. Dies ist viel wichtiger, als das Finden. Das Wesentliche des Geheimnisses liegt ja auch darin, dass es unbekannt ist - wenn wir es kennen lernen, hört es auf, Geheimnis zu sein. Der wahre Wert ist die sich bei der Suche entwickelnde Persönlichkeit, die sich durch die Erfahrung formende Seele und die Weltanschauung, die das Individuum zum universellen Wissen führt. Der Gral symbolisiert das letzte Geheimnis und den ins Innere führenden Weg. Den Weg, der der Entstehungsweg des Werkes ist: in der Wirklichkeit jenseits der Wirklichkeit, in der stillen Einsamkeit des Ateliers, wo der Künstler mit dem Stichel in der Hand und durch die Magie der Kunst immer wieder den Vorgang der Schöpfung erfährt. Hier ist nur er, allein. Der Schöpfer selber. Hier sind sie nur zu zweit: das werdende Werk und der Schöpfer. Es ist still, unendlich still. Von da sind der Lärm der Außenwelt, des künstlerischen Lebens, die Plänkeleinen der Trends ausgeschlossen, - das ist die Grundlage der Schöpfung von authentischen Werken. Die jetzige Ausstellung wurde in der Art von „Stonehenge" wie ein kultischer Raum aufgebaut. Die Form des Kreises (Megalith­kreis) mit einem Kreuz darin wurde im Ausstellungsraum aus Steinen ausgelegt und darin stehen die sieben Holzstatuen, die Idole. Links sind der Glaube , die Liebe, der Reichtum und der Baum des Lebens, rechts die Macht, das Wissen und der Baum des Todes zu sehen. In der Mitte des spirituellen Raumes steht wie ein Altar das den Moment vor der Geburt symbolisierende Werk [Vor der Geburt). Velekei beschäftigt sich grundsätzlich mit dem Themenkreis von Leben und Tod. Das Dasein betra­chtet er als einen Vorgang, und das Vergehen ist ein Bestandteil davon. So lässt sich die Statue Vorder Geburt sowohl mit dem Baum des Lebens wie auch mit dem Baum des Todes verbinden, nach dem Prinzip der Kontinuität. Selbstverständlich gehören zu den einzelnen, Bäume vergegen­wärtigenden Idolen konkretere Titel auch: z.B. Baum der Liebe - die Frau, Baum des Wissens - der Mann, Baum der Macht ­das Tempel, usw. Titel der Gruppe ist: Stille. Beim Schaffen seiner Werke benützt Velekei tausendjährige Zeichen, aber er erschafft die Zeichen nicht neu, sondern erweitert sie mit neueren Deutungsmöglichkeiten. Die Wurzeln des Symbolsystems von Velekei können wir in der keltischen, griechischen, römischen Kultur oder sogar in der archaischen ungarischen Kunst suchen - für mich sind aber seine Symbole mehr universell, allgemein verständlich; jedermann kann sie unabhängig von sprachlichen und nationalen Bindungen ver­stehen. Eines der grundlegendsten Zeichen ist der Kreis. Der Kreis (und seine Form im Raum, die Kugel) ist die Voll­ständigkeit, die unendlich in sich abschließende perfekte Form, Zeichen der Unendlichkeit und der Vollständigkeit. Darum ist es wichtig bei dieser Ausstellung, dass die Plastiken in einer Kreisform geordnet sind. Das Dreieck ist auch ein wichtiges Symbol, in der christlichen Ikonographie symbolisiert es in erster Linie die heilige Dreifaltigkeit. Velekei stellt das mit der Geburt verbundene Lebenstor als eine auf die Spitze gestellte Dreieckform dar, die uns an die Darstellungen von Gottesauge erinnert. Die Vergegenwärtigung der Position Null hängt eben­falls mit der Geburt zusammen: damit wird einerseits der Form nach der Kreis und damit der Gegensatz der Null, das Un­endliche heraufbeschwört. Andererseits weist es wiederum auf die Philosophie des Tao hin, da Lao-Tze behauptete, die Null sei die höchste Einheitlichkeit. Die ovale Form erinnert an das Ei, und damit verweist sie auf ein anderes, für Velekei ebenfalls wichtiges Motiv, auf den Vogel (Vogel) und dadurch auf den Flug. Außer dem Fliegen symbolisiert der Vogel noch die Seele. Trotzdem sehen wir bei Velekei oft einen Vogel mit zusam­mengebundenen Flügeln, der als Aufrufzeichen in die Höhe zeigt und abwärts fliegt - oder eher stürzt. Außer den Statuen sind noch Graphiken und Gemälde im Raum. Ihr charakteristisches Motiv ist die Spiralform, die auch den Kreis, die Kugel heraufbeschwört, sowie die bereits erwäh­nten keil- oder geweihähnlichen Zeichen. Vier große Gemälde sind ausgestellt, die die vier Elemente darstellen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. In der Darstellung aller vier Elemente stecken auch die anderen drei, aber natürlich dominieren die eigenen Merkmale. Die explosionsartige Ballung des Feuers symbolisiert die Zeugung, das Wasser den embryonalen Zustand, das Tormotiv der Erde den Moment der Geburt, und die dornenar­tigen Zeichen der Luft das Dasein nach der Geburt. Dadurch symbolisieren die vier Urelemente über die Arkhé-Bestimmung von Empedokles hinaus je eine Phase des Daseins. József Velekei's Werke sind Zeichen. Lebenszeichen. Mementos. Sie erinnern und lassen uns erinnern. An den Glaube. An den Unglaube. An Orte. An Zeiten. An pro­fane Heiligtümer. An stumme Stoßgebete. An die Stille. An die Geburt An den Tod. An die Vergänglichkeit. An das Ewige. Sie erinnern und lassen uns erinnern. An das Sein. Judit Szeifert 7

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