Cseri Miklós - Bereczki Ibolya (szerk.): Ház és Ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 25. (Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2013)

FÜR LAJOS: Búcsú a parasztságtól. Tagosítások az 1950-es években

Lajos Für LAND CONSOLIDATION IN THE 1950s A new notion was introduced to the Hungarian agrarian society in the 18 t h century: land consolidation i.e. commassa­tio, meaning grouping. Hungarian professional authors of that period mentioned land consolidation as one of the conditions for modern farming and they recommended to owners of manorial estates to have recourse to it. Famous professionals writing about farm management in the second half of the 19 th century mentioned the reallocation of parcels as being an im­portant element of rational farming economy. Following such historic preliminaries socialist authorities in the 1950s implemented land consolidation. They soon recog­nized that rearrangement of parcels was an efficient weapon to break the peasantry: to crush all resistance against the co­ercive measures to make them join cooperative farms and to tear out the deep and tenacious roots of land ownership. Looking at the results of the so called socialist land conso­lidation and comparing its pace to the consolidation process 1 00-250 years earlier, we come to surprising conclusions. During the socialist regime a so called partial reallocation of land took place at least once (but in many places several ti­mes) in a forced march within no more than 6-7 years everywhere in Hungary. If we add to the number of villages (2280), where land consolidation was carried out before 1 954, the number of consolidations in 1 955, which was 600 and in 1 956, which was 200, we come to a total of 3080 ca­ses when the centuries old order of private land ownership was overthrown. Although land distribution had first dest­royed the system of middle and big estates and big farms ear­lier, we can see the intention to restore them again, however in a disguised form. The comparison is startling: the socialist power carried out land consolidation in 6-8 years, which had been carried out in the 18 t h-19 t h centuries during 6-8 decades in a much smaller scale. The most important difference is ho­wever that in earlier times the interests of peasants were so­mewhat taken into account besides safeguarding the interests of big estates and big farms too. In the 1950s, however, the aim was to act against the peasants, to trick them out of everything they possessed; to destroy and wipe out their. Lajos Für LANDKONSOLIDIERUNG IN DEN 1950 ER JAHREN Die ungarische Agrargesellschaft hat im 1 8 Jahrhundert einen ganz neuen Begriff kennengelernt: die Landkonsolidi­erung (eine komplexe Wiederanpassung der Parzellen) oder auf Latein: commassatio. Die damaligen Fachautoren haben die Landkonsolidierung als eine Bedingung der mo­dernen Wirtschaft erachtet und haben sie vor allem den Großgrundbesitzern empfohlen, die einen herrschaftlichen Gutshof bewirtschaftet haben. Namhafte Fachmänner im Bereich der Agrarwirtschaft schrieben in der 2. Hälfte des 1 9. Jahrhunderts über die Wiederanpassung der Parzellen als wichtigen Beitrag zur rationalen Wirtschaft. Nach dieser Vorgeschichte griffen die sozialistischen Machthaber zum Mittel der Landkonsolidierung in den fünfziger Jahren. Sie haben bald erkannt, dass die Land­konsolidierung als wirksame Waffe zur Erschütterung des Bauerntums dienen kann: damit kann der Widerstand der Bauer den LPGs gegenüber gebrochen, das tiefe, zählebi­ge Wurzelwerk des Landbesitzes herausgerissen werden. Die Bilanz der sog. sozialistischen Landkonsolidierung ge­zogen und ihren Ablauf mit 1 00-250 Jahre früheren Vorfällen vergleichend, kommen wir zu überraschenden Schlussfolge­rungen. In der sozialistischen Epoche wurde in nicht weniger als 6-7 Jahren - im Gewaltmarsch - im ganzen Land mindestens einmal (aber mancherorts sogar mehrmals) sog. teilweise Land­konsolidierung durchgeführt. Wenn wir bedenken, dass vor dem Jahr 1 954 in 2280 Gemeinden Landkonsolidierung statt­gefunden hat, und die 600 Fälle im Jahr 1 955 und die 200 Fälle im Jahr 1 956 dazurechnen, dann stellen wir fest, dass total 3080 Mal die Jahrhunderte alte Ordnung des Landbesitzes durchei­nandergeworfen wurde. Obwohl das Mittel- und Großgrund­besitzsystem, die landwirtschaftlichen Grossbetriebe bei der Bodenverteilung zerteilt wurden, ist nun die Absicht ihrer Wi­ederherstellung - obwohl in anderer Kleidung - eindeutig. Die Bilanz des Vergleichs ist ebenfalls bestürzend: die sozialistischen Machthaber haben in 6-8 Jahren all das durchgeführt, was im 18-19. Jahrhundert während 6-8 Jahrzehnten und in einem vi­el geringeren Ausmaß abgewickelt wurde. Der wichtigste Un­terschied jedoch ist die Tatsache, dass früher bei Beachtung der Interessen des damaligen Grossbetriebs und Großgrundbesit­zes auch die Interessen der Bauer nicht vernachlässigt waren, sie wurden in einem gewissen Masse auch berücksichtigt. In den 1950er Jahren hingegen war die Bestrebung deutlich, ge­gen die Bauer vorzugehen, sie völlig um Hab und Gut zu brin­gen, ihre Gesellschaft zu ruinieren und zu vernichten. 36

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