Cseri Miklós, Füzes Endre (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 15. (Tanulmányok Füzes Endre 70. születésnapja alkalmából. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2002)

PALÁDI-KOVÁCS ATTILA: Munkásház és lakás (1870-1920)

ARB EITERHAU S UND -WOHNUNG (1870-1920) In Ungarn werden die Bauernhäuser, die Bauten in den Bauernhöfen, vorwiegend die Baukultur der Bevölkerung in den Dörfern und Marktflecken als Gegenstand der ethno­graphischen Forschung betrachtet. Außer diesen wird den Objekten im Bereich des Gewerbes (Mühlen, Werkstätten), sakralen Denkmälern (Glockenstuhl, Kirche, Friedhof), sowie Läden und Gasthäusern, die zur ländlichen Umgebung gehören, Aufmerksamkeit gewidmet. Diese Objekte wurden an ihren Standort unter Schutz gestellt und wurden in Freilichtmuseen unterbracht. Der Denkmalschutz und die ethnographische Forschung in Ungarn ignorierten bis heute die Siedlungen, Häuser und Wohnkultur der Industriearbeiter. Der Autor erwähnt einige Beispiele dafür, dass das Thema des Arbeiterhauses und der Arbeiterwohnung in den letzten Jahrzehnten in mehreren Ländern in Europa zum Forschungsgegenstand geworden ist und die betroffenen Objekte in Freilichtmuseen (Wales, Niederlande) Einzug gehalten haben. Die Traditionen des Gold-, Silber-, Kupfer-, Eisen- und Salzabbaus im historischen Ungarn lassen sich bis zum Mittelalter zurückverfolgen. Die Geschichte des Bergbaus ist ab dem 13. Jahrhundert wohl dokumentiert. Die Baudenkmäler aus der feudalen Zeit sind die Wohnhäuser der Bergstädte in Oberungarn und in Siebenbürgen, sowie die Stein- und Erdhütten (Abb. 1 ) neben der Grubeneinfahrt an manchen Orten, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten. Die ungarische und slowakische Bezeichnung dieser Hütten (karám, krám) ist ein deutsches Lehnwort (der Kram). Die Bergleute ruhten, kochten, aßen, schliefen und trockneten ihre Kleider am Herd in diesen Hütten an Werktagen. In Ungarn entstanden ab 1840 Industriegesellschaften und Kohlenbergbau und Fabrikindustrie erlebten großen Aufschwung. Die neuen Bergwerke und die Eisenfabriken (Lokomotív-, Wagen-, Schiffs-, Glas-, Ziegel- und Zementfabriken) stellten angesiedelte Arbeiter an. Die Industriegesellschaften begannen in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts Baracke, Unterkünfte, Arbeiter­kolonien, Arbeiterhäuser in der Nähe der Fabrik zu bauen. Vorher errichteten die angesiedelten Bergarbeiter selber ihre halb in den Erdboden gesenkten Hütten. Zum Beispiel bei Ózd (Borsod Komitat) im Jahr 1863 (Abb. 2). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewohnten die Bergleute in vielen Regionen Ungarns Höhlenwohnungen, die in Berghänge aus Löß oder Vulkantuff gehauen waren. In den Jahrzehnten zwischen 1870 und 1910 wurden die überfüllten Baracken aus Holz, später aus Ziegeln gebaut, wo den Bewohnern nicht mehr als ein Liegeplatz und Platz für ihre Kisten zustanden. In einer Arbeiterbaracke wurden jeweils 100 Arbeiter untergebracht. Für Arbeiterfamilien wurden Häuser und Kolonien das erste Mal in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Gesellschaft ließ zwischen 1870—73 insgesamt 35 Einfamilienhäuser neben der Eisenfabrik in Ózd bauen. Alle hatten die selbe Einteilung und die selben Abmessungen auf 52,13 m 2 Grundfläche (Abb. 3). Zu den Häusern gehörten je eine Sommerküche, ein Holzschuppen, ein Keller, ein Schweinestall mit Hühnerhaus sowie ein Abort im Hof. Später wurden Langhäuser mit vielen Wohnungen bevorzugt, wo die Wohnungen nur noch 35—40 irr groß waren (Abb. 4). Für die Bergwerk- und Arbeiterkolonien waren außer den Typenplänen und Raumbenützung die Verwendung von gewissen Baumaterialien bezeichnend (z.B. Ziegeln aus Hüttenschlacke, Teerpappe als Dachdeckung, später Blechdächer). Viele Arbeiterhäuser bestehen heute noch und mehrere Dutzend alte Kolonien lassen sich in Ungarn studieren (Abb. 5). Es ist eine wichtige Aufgabe, diese architek­tonisch zu erfassen und vielseitig zu dokumentieren. Eventuell kommt die Rekonstruktion der früheren Gebäude, ihre Bewahrung am Standort, oder Ausstellung in einem Freilichtmuseum in Frage.

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