Cseri Miklós, Füzes Endre (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 9. (Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1994)
KNÉZY JUDIT:Az alföldi mezőgazdasági munkáslakások berendezése 1910-ben Erdélyi Mór fényképfelvételein
DIE EINRICHTUNG DER WOHNUNGEN DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN ARBEITER IM JAHR 1910 AUF GRUND DER FOTOGRAFIEN VON MÓR ERDÉLYI Die Arbeit analysiert diejenigen Fotografien von Mór Erdélyi (1866-1934), dem namhaften Fotografen der Jahrhundertwende, die er 1910 auf der Großen Tiefebene über armbäuerliche Wohnungsinnere gemacht hatte, und teilt auch die über die Umstände der Aufnahmen ermittelten Angaben mit. Die Aufnahmen verkaufte der Fotograf 1910 an das Landwirtschaftliche Museum im Rahmen einer aus 131 Stücken bestehenden Serie, deren einzelne Aufnahmen bäuerliche Straßen, Wohnhäuser, Wohngrundstücke, und Hausinnere festhalten. Die ausgewählten Siedlungsteile sind diejenigen Häuser, Straßenzüge und Siedlungen, die 1901-1914 aus Privatinitiative mit staatlicher Unterstützung erbaut wurden oder welche die Behörden planen und erbauen ließen und den hablosen Bauernfamilien gegen langzeitige Kreditabzahlung übergaben. Die staatliche Unterstützung des Wohnungsbau programmes der landwirtschaftlichen Arbeiter wurde vom Land-wirtschaftsminister Ignác Darányi 1901 begonnen und im Gesetz XLVI. des Jahres 1907 gesetzmäßig in Kraft gesetzt. Leider sind von den 1910 in das Landwirtschaftliche Museum geratenen Fotografien nur 32 erhalten geblieben, davon stellen fünf ein Vorderzimmer, vier eine Küche oder Diele („pitar") und drei ein Schlafzimmer dar. Die betroffenen Siedlungen, aus denen die erhaltenen Aufnahmen stammen sind Zenta, Hódmezvásárhely, Mako, Csorvás, Békéscsaba, Csongrád und Püspökladány. Die ermessenen Wohngrundstücke waren etwa 240-320 Quadratjoch groß, manchmal auch kleiner. Die geplanten und erbauten Häuser waren als Zimmer-Küche-KammerWohnungen vorgesehen, meistens für Tagelöhner, Erntearbeiter. Der Zaun, das Tor und die Nebengebäude sollten selbst angebaut werden, aber an diesen Siedlungen waren auch die Zäune und Tore gleich, manchenorts gab es auch Unterschiede. Auf Grund der Fotografien scheinen die hinteren, als Kammer vorgesehenen Räume der Wohnungen von den kinderreichen Familien als Wohnräume benutzt worden zu sein. In diesen standen aus selbstgemachten Ziegeln gebaute, getünchte Sparherde mit eisernen Kochplatten („platni"), Türen und Backröhren („resi"), und mit Wasserkessel, oder industriell hergestellte Metallherde, die sog. Sparherde mit dem Pferd („csikós tűzhelyek"), auf denen wurde es gekocht, in denen wurde es gebacken, mit denen wurde es geheizt. Es wurden hier auch ein oder zwei Betten aufgestellt, sowie Truhen oder niedrige Schränke für die Kleidung, Regale für das Geschirr. Für die ersten Zimmer war die Heizung mit haubenförmigen Öfen charakteristisch. Für die Aufstellung des Möbels war die parallellé Anordnung modisch. Die Küchen haben meistens keinen offenen Rauchabzug mehr, sondern sie haben einen rundum gemauerten Kamin („kumin" oder „kuminkémény"). Bei den wenigen überlieferten Wohnungsinneren kann man die traditionellen geblümten, bemalten Möbelstücke der Großen Tiefebene (Eckbank, Grübelstuhl, Ecktheke, aufgetürmte Lagerstätte, Wiege, geschnitzter und bemalter Spiegel) nicht mehr finden, man sah eher einfarbig bemalte oder polierte Möbelstücke. Man kann zahlreiche alte, tarditionelle Elemente der Einrichtung finden: z.B. die mit handbemaltem Blumendekor verzierte Küchen- und Stubenwand in Békéscsaba, gemachte Betten, reich verzierte Bettücher, Aufstellung der Stühle vor den gemachten Betten, die sog. Heilige Ecke zwischen den beiden Zimmern zur Staße oder weiter hinten auf der Schublade, die Anordnung und Lagerung des Geschirrs auf den Regalen. Obwohl Mór Erdélyis Aufnahmen wertvolle Dokumente des armbäuerlichen Lebens auf der Großen Tiefebene aus den letzten Jahren vor dem ersten Weltkrieg sind, halten sie zugleich auch Veränderungen fest. Das Zimmer ist nicht mehr um die Eckbank geordnet, es gibt keine kalte Küche mit freiem Kamin mehr, die Bewohner sind nicht mehr in ein Zimmer zusammengdrängt, sondern sie benutzen die Kammer als Wohnzimmer. Darüber hinaus sind auch städtische Einflüsse sichtbar: Porzellan- und Steingutgeschirr, Spitzengardinen, Tischdecken aus Wachsleinen, aus Papier mit Scheerenschnitt verzierte oder gehäckelte Brett- und Schrankranddecken, Tischdecken, Unterlagen, Kunstblumen, Vasen lassen die Veränderung des Geschmacks und der Ansprüche sehen, wenn auch diese Veränderung nicht immer in eine positive Richtung zeigt.