Horváth Iván - Kőszeghy Péter: A reneszánsz és a barokk kora (1550–1750) (Képes bevezető a magyar irodalom világába, Budapest, 1986)

Die zeit der renaissance und des barock

- von den Kalendern abgesehen - kaum weltliche Werke veröffentlicht wurden, bzw. die meisten von ihnen noch im vorhergehenden Jahrhundert entstanden waren. Gleich­zeitig entfalteten sich in Westeuropa die institutionellen Formen der Literatur, immer breitere Schichten lasen Romane und Erzählungen in ihrer Muttersprache und auch die professionelle Schauspielkunst entstand. In den Grenzen des historischen Ungarn wurde davon kaum etwas oder gar nichts verwirklicht. Im Bereich der Dramatik zum Beispiel waren, nicht nur im Vergleich zu Westeuropa, sondern auch zu den unga­rischen Anfängen, im 16. Jahrhundert große Rückschläge zu verzeichnen. Der Vor­stoß der religiösen Literatur, der auch anderswo typisch war, war in Ungarn in der Lage, einen bereits früher - zwar schwach, aber doch - begonnenen Prozeß zu stoppen. Es ist beachtenswert, daß die bedeutenden Autoren doch ihrer Lage gerecht wurden: Die Autoren des einen Typs - zu ihnen gehörte der Kleinadlige Rimay, der zugleich Beamter war, ebenso wie der Banus von Kroatien Zrínyi - paßten sich den zeitgenössischen ungarischen literarischen Traditionen und den Erwartungen der Leser nur geringfügig an und konnten deshalb kaum auf eine große Wirkung hoffen. Ebenso der andere Typ, der Typ des führenden Ideologen - wie Szenei Molnár und Pázmány -, setzte seme Feder im Glaubensstreit der Reformation und Gegenrefor­mation als Waffe ein. In der Weltanschauung und in den Werken von Péter Pázmány erscheint eine neue Stufe der europäischen Kulturgeschichte: der Barock. Der sich nach der Renaissance im 17. Jahrhundert entfaltende Barock ist ein strittiger Begriff: man unterscheidet zwischen mehreren Phasen und Tendenzen. Das Wesen des Barocks ist: das einheitliche, hierarchische Weltbild, der Kult der Größe und des Heldentums, der Glaube an die Willenskraft und die komplizierte Komposition, die nach künst­lerischer Vollständigkeit und Vollkommenheit strebt Die Idee des Barocks fand in dem Groß-Epos von Zrínyi, in der Belagerung von Sziget den für Ungarn — vielleicht kann man sagen - typischsten, eigenartigsten literarischen Niederschlag. Die politische Krise vertiefte sich im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts noch weiter. Nach dem Dreißgjährigen Krieg (1618-1648) waren die ungarischen Politiker der Ansicht, daß der richtige Moment gekommen sei, die Türken mit Hilfe der Habsbur­ger aus dem Land zu vertreiben. Es kam jedoch anders. Durch den unglücklichen Feld­zug vön György Rákóczi II. in Polen sowie den ehrlosen Frieden von Vasvár (1664) war das Schicksal der Landesteile besiegelt: das neuorganisierte türkische Reich regierte von da an Siebenbürgen direkt und das königliche Ungarn war gezwungen, die gröbsten Ubergriffe der Gegenreformation, die offene Willkür der Habsburger zu erdulden. In dieser Periode fehlen beide Typen der herausragenden Autoren, die 50 Jahre zuvor noch anzutreffen waren. Die Schriftsteller, die noch Bedürfnis nach einer litera­rischen Tätigkeit westeuropäischen Charakters in ungarischer Sprache verspürten, wa­ren entweder nicht mehr imstande, die Grenzen ihres Provinzialismus zu durchbrechen, wie der Verfasser einer Enzyklopädie, János Apáczai Csere, oder ihr Leben bestand nur noch aus ständigem Kampf, wie das des berühmten Druckers Miklós Tótfalusi Kis. Der Anschluß an Europa konnte also sogar für die aufgeschlossensten Autoren nur noch ein Programm sein. Parallel dazu verschwand ein anderer Typ der großen Schnfts teller der vergangenen Periode, der führende ideologische Schriftsteller, unter ihnen der Protestant Szenei Molnár, der sich in erster Linie durch seine Psalmen auszeichnete, und der Katholik Pázmány, der durch seine Predigten und wissenschaft­72

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