Csaplár Ferenc szerk.: Lajos Kassák / Reklame und moderne Typografie (1999)

Ferenc Csaplár: Lajos Kassák, der Buch- und Werbegestalter

Komposition determinierende typografische Lösung. Zwei Jahrzehnte darauf entwarf er den Umschlag zu seinem Buch „Die Blätter des Eichenbaums" erneut in Anwendung dieser Methode. 9 6 Die Neuausgabe des Buchs „Missillös Kö­nigtum" sowie der durch senkrechte und waagerechte Gera­den in Quadrate gegliederte und rechteckweise kolorierte Umschlag zu seinem Band „Mein Vermögen und mein Arse­nal" erinnert an die Welt in den Arbeiten der niederländi­schen Konstruktivisten; 9 7 ähnlich ist der Eindruck, der von dem Ensemble der in eine schwarze Struktur eingeschlos­senen hellgrauen Quadrate auf dem Umschlag der Neuauf­lage des Buchs „Arbeitslose" erweckt wurde. 9 8 Ein später Anverwandter der Kassäkschen Linolschnitte aus der Zeit nach 1920 ist die geometrische Komposition auf dem Umschlag der Neuauflage seines Romans „Eine Seele auf der Suche nach ihrer Selbst". 9 9 Der schwarze Kreis darin zi­tiert eine Urform des Suprematismus. Neu ist, daß er die Umschläge seiner wieder aufgeleg­ten Bücher „Marika, singe" und „Tiefenströmung" kalligra­fisch gestaltet hat; 10 0 gleicherweise verfuhr er auf dem wei­ßen Einband zu „Begrüßung der Meister". 10 1 Eine Einzellö­sung war - und deswegen eine Besonderheit - die Um­schlaggrafik zu seinem Gedichhtband „Liebe, Liebe", die an farbige Papiercollagen erinnert und abstrakte wie auch wirk­lichkeitsgemäß wirkende Gebilde gleichermaßen enthält. 102 Die in den Text eingestreuten Zeichnungen dokumentieren so ähnlich wie das grafische Material des Bandes „Dichtun­gen, Zeichnungen", daß die Themen- und Formenwelt der naturellen Kassäkschen Malerei und Grafik nach 1948 auch auf dem Gebiet der Buchkunst sich ausgewirkt hat. Den­noch gibt es selbst noch von Anfang der fünfziger Jahre Bei­spiele für ein Wiedererwachen des Konstruktivismus. 10 3 Die Anlage des Titelblatts für das Bilderbuch „Der Gang der Zeit" erinnert an Strukturen von Mondrian. Zugleich aber ver­anschaulicht dieses Titelblatt am besten, daß der Konstruk­tivismus seines Gestalters eine souveräne Eigenleistung war. „Kassäks gebrochene, traurige Farben, seine freihän­dig gezogenen fransigen Linien, seine an bröckelnde Mau­ern erinnernden Fleckoberflächen, die stetige Mischung von Geometrie und Zufall lösen eine andere Wirkung aus als Mondrian. Diese Farben gemahnen ein wenig an das Elend von Mietskasernen und Massenquartieren und sprechen zugleich von der Sehnsucht nach Ordnung, beschwören al­lerdings auch den Schmutz, aus dem beinah schon mit kris­tallischer Reinheit das Humane hervorleuchtet." 10 4 Anläßlich der Ausstellungen seiner frühen Bildarchitek­turen und seiner nach 1958 gemalten abstrakten Ölbilder sowie seiner älteren und neueren Collagen in Ungarn und im Ausland ergaben sich für Kassák erneut Möglichkeiten, Plakate zu entwerfen. Auf dem Plakat der Ausstellung von 1960 in Paris verwendete er als bildkünstlerisches Element eine zuerst in der „Ma" vom 15. November 1921 und später Lajos Kassák: Munkanélküliek (Arbeitslose) Bp. 1962 Umschlag / Kat. 187. dann in der Bildarchitektur-Mappe publizierte Arbeit. Seine frühe Avantgarde-Periode beschwor er auch dadurch, daß er eine asymmetrische Struktur schuf, indem er die Plakat­fläche in ein auf der rechten Seite plaziertes und ein unten durchgezogenes weißes Feld gliederte. Auf dem Plakat für die Münchner Ausstellung 1965 erinnern das schwarz-rote Farbenpaar, der dick gezogene schwarze Rahmen zur Ein­fassung der Komposition und die im oberen Feld plazierte Bildarchitektur ebenfalls an die Welt der frühen werbegrafi­schen Arbeiten. Das Plakat für die zu Kassáks 80. Geburts­tag 1967 veranstaltete Ausstellung - das letzte werbegrafi­sche Werk - verheißt durch die Exaktheit und doch auch Eleganz der Strukturen und Gebilde sowie durch die auf die Strenge des Schwarz mildernd ausgeübte Wirkung des Brauns der Grundform die Verwirklichung einer sinnvoll funktionierenden und zugleich humanen Welt. 81

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