Csaplár Ferenc szerk.: Lajos Kassák / Reklame und moderne Typografie (1999)

Das „schöne" und das „häßliche" Buch

Als einer der Lenker unseres kulturellen und ästheti­schen Lebens (so etwas gibt es nämlich auch, selbst wenn wir uns noch lautstärker als kollektive Wesen deklarieren) hat das Buch seinen uns ähnelnden Charakter verloren. Und auch die wenigen Sachkenner, die das Buch bisher als charakteristisches gesellschaftliches Produkt begriffen, wis­sen heute lediglich über an sich „Schönes" oder „Häßliches" zu reden. Selbst unser bisher einziger Buchverleger und Drucker, Kner in Gyoma, der mit deutscher bzw. englischer Buchtechnik groß geworden ist, ist von seinem im Krieg ein­geschlagenen bewußten und zielgerichteten Kurs abgekom­men. Die von ihm herausgebrachten großformatigen Bücher von Balázs, deren Typografie nahezu das Stimmungsleben der Literaturwerke modulierend gestaltet war, waren die ers­ten Sensationen des neuen ungarischen Buchmarktes. Die­se Bände waren, neben den Falus'schen „Buchentwürfen" des Verlags Nyugat, fest fundierte Unterpfande für die Mög­lichkeiten der Zukunft. Aber leider hat auch Kner nicht ein­gelöst, was er versprach. Es kam die Konterrevolution, die „neue ungarische Renaissance", und inmitten all des Leben­wollens begann auch Kner, anstatt den unsere Zeit reprä­sentierenden Buchtypus zu pflegen, Bücher zu stilisieren. Die Reihe „Ungarische Klassiker", die er jetzt herausgibt, kommt in der Kraft und im richtungweisenden Willen den ersten Büchern nicht einmal in die Nähe. Aus dem neuen Stil ist Stilisiererei geworden. Und diese Bücher können für manchen schön sein als l'art pour l'art dekorative Dinge, aber sie können keine charakteristischen, einen Typus for­menden Erzeugnisse unseres vorwärtsdrängenden Zeital­ters sein. Im heutigen Sinne brachten diese „schönen" Bü­cher und solcherlei Suche des Schönen auf der einen Seite die Bibel in Westentaschenformat und auf der anderen Sei­te Marx in Westentaschenformat zur Welt. Ganz zu schwei­gen von den im Gegenzug dazu geschlüpften „häßlichen" Büchern, die von Parteimenschen mit beengtem Gesichts­kreis und Verlegern alten Zuschnitts in hohen Auflagen wohlfeil den Massen zugedacht wurden und aus denen die Verlage in der Tat erklecklichen Nutzen zogen. Und wer war es, der sich des Buches als eines Kulturinstruments daheim in Ungarn annahm, und wer war es im Exil? Hier sind wir in dreijährigem Exil, und so wie wir keine ausgebaute politische Partei, keine auf seriösen Fundamen­ten organisierte Volkshochschule haben, haben wir auch den neuen, unsere Lebensauffassung repräsentierenden Buchtypus der „kämpferischen Emigranten" nicht hervor­gebracht. Und die auf diesem Gebiet dennoch etwas zuwege ge­bracht haben, das sind leider die sogenannten „närrischen Aktivisten" gewesen. Hier, wo sie noch prononcierter „weder Gut noch Geld" haben als daheim in Ungarn, versuchten sie wenigstens ihren eigenen Arbeiten eine auf den Leib geschnit­tene Kleidung zu schaffen. Und wenn da gesagt wird, sie hätten diese Arbeit unverstanden, also außer ihre eigene Passion zu befriedigen, ergebnislos geleistet, sind die Be­treffenden im Unrecht. Eine größere Wirkung haben zum ei­nen die sogenannten „häßlichen" Massenbücher und zum anderen die sogenannten „schönen", in ach so hübschem Einband versteckten erotischen „Extraausgaben" der Emig­ranten auch nicht erzielt. Oder falls doch - um so schlimmer für das ungarische Lesepublikum. Die Suche der jungen Künstler nach einem neuen Buchtypus und einer neuen Typografie ist in gleichem Maße eine Zeiterscheinung, als ihre Kunst insgesamt eine Zeiter­scheinung ist. Und was sie bislang hervorgebracht haben, ist den für die Salons stilisierten „schönen" Büchern wie auch den für die Massen hergestellten „häßlichen" Büchern feind, weil es einfach nur ein helfend-vermittelndes Instru­ment für die Mitteilung des Schriftstellers sein will. Ein Buch mit Charakter will es sein. BÉCSI MAGYAR ÚJSÁG [WIENER UNGARISCHE ZEITUNG] 25. AU­GUST 1922, S. 5-6 Anzeige / Propagiert die neue Kunst! Ma, 10. Jg. Nr. 1-2 (15. Januar 1925) / Kat. 58. PROPAGÁLJÁTOK UJ AZ MŰVÉSZETET MA Internacionális aktivista művészeti folyóirat mm Szerkeszti : Kassák Lajos w Felelösszerkesztö: Hermann Suske m Szerkesztőség és kiadóhivatal: Wien, XIII. Bezirk, Amallenstrasse 26. I. il m Megjelenés dátuma 1925 Január 15 • Előfizetési Ar: EOY ÉVRE: 120.000 osztrák kor., SO c. K, 120 dinár, 300 lel • ENNEK A SZÁMNAK AZ ÄRA: 15.000 osztrák korona, 7 szokol, 20 dinár, 40 lel, t arany-márka • IX. évfolyam, S-O. szám A lapban megjelenő cikkekért a szerző felel. Kiadó: Kassák Lajos Druck: „Eibemühl", Wien, IX., Fermasse* 31. 8

Next

/
Oldalképek
Tartalom