Déry Tibor: A Halál takarítónője a színpadon. Cikkek, nyilatkozatok, jegyzetek 1921-1939 - Déry archívum 5. (Budapest, 2004)

Függelék - Anhang - Ein Fremder

- Wie lange waren Sie in Gefangenschaft? - fragte sie später. - Ich bin es noch jetzt - antwortete Szerb. Erstaunt stellte er fest, daß ihn seine frühere schlechte Laune plötzlich wieder überrannte, wieder wurde er unsicher und verstört, als ob nach einem dunklen Herbstregen eine große Lache in seinem Herzen herangewachsen wäre. Doch Kat sah von alledem nichts. Sie fühlt sich so ruhig und sicher neben diesem alternden Knaben, der überhaupt nicht merkt, daß sie einen Körper hat, es ist ein so friedlich gleichgültiges und doch so intimes Gefühl neben ihm zu sitzen, als wäre sie mit einer Freundin ihrer Schulmädchenzeit zusammen, die jede ihrer körperlichen und seelischen Geheimnisse kennt... Sie hat vergessen, daß sie neben einem Mann sitzt; einmal mußte sie ihr Strumpfband richten, sie hob zerstreut ihren Schlafrock und sprach nichts ahnend weiter. - Was war Martha für ein Mensch? - fragte sie. Szerbs schlechte Laune fand endlich ihre Verkörperung. - Eh - sagte er gereizt - ein verliebter Mensch! - Mehr wurde nicht gesagt, aber das erweckte Andenken schwamm weiter unter dem Bewußtsein Szerbs, wie ein Leichnam unter dem Wasser, der noch nicht auf die Oberfläche steigt. - Weißt du - sagt Kat und beginnt Szerb unwillkürlich zu dutzen - ich möchte nicht an Stelle dessen sein, der ein Verhältnis mit mir hat, so süß ich auch bin! - Sie lachte. - Immer in Bereitschaft stehen, daß ich ihm nicht mit einem Witz den Kragen umdrehe oder mit meinem spitzen Verstand, wie mit einer kleinen Schere jeden seiner Gedanken aufschlitze... es kann kein reines Glück sem! Aber wie kann ich anders, wenn ich hinter jedem Kopf wie einen Schatten, sofort die Karikatur erblicke. Was sagen Sie... daß das amüsant sein kann... keine Idee, mein Lieber, weder für die eine, noch für die andere Partei! Sie wissen nicht, daß man auch den besten Intellekt mit einem Bonmot einschüchtem kann, wenn man ihn unvorbereitet trifft. Armer Gusti!... Sie, warum schneiden Sie ein Gesicht, als ob sie an eine Wasserleiche denken würden!- Ich denke an eine Wasserleiche! - antwortet Szerb. Marthas Andenken steigt an die Oberfläche und treibt langsam näher.- Was sagen sie? - fragt Kat automatisch. Sie schaut nachdenklich in Szerbs gleichgültiges Gesicht. - Ich bin nicht gern Weib - sagt sie heftig - ich liebe mein Gewerbe nicht. Ich hätte Nordpolforscher werden sollen! Was glauben Sie, wen liebe ich?- Wie? - fragt Szerb.- Wen liebe ich... Gusti oder Ludwig?- Keinen von beiden - sagt Szerb. - Mich lieben Sie! Im selben Moment öffnet sich die Türe, Büchler und Borbolya treten in die Hall. Man sieht von Weitem, daß beide bleich sind. Szerb fühlt sich unangenehm berührt; er möchte sich am liebsten auflösen und sich in irgendeinem freundlichen Kaffeehaus wieder zusammenfmden mit der Revue------------ 490 ------------

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