Déry Tibor: A Halál takarítónője a színpadon. Cikkek, nyilatkozatok, jegyzetek 1921-1939 - Déry archívum 5. (Budapest, 2004)

Függelék - Anhang - Ein Fremder

vielleicht noch süßer ist, als die lebendige Wirklichkeit. Wie - sagt Büchler und seine verschränkten langen Arme zucken wie ein Nest voll Schlangen - des bitteren Tropfen Wermuts sollen wir sie berauben, des langsamen Hinsterbens der Liebe, der Langweile, der Qualen der beleidigten Eitelkeit, des bitteren Mundes des langsam erwachenden Hasses, der Eifersucht, sollen wir sie aller der kleinen graziösen Geschenke der Liebe berauben, mit denen sie uns überhäuft haben? Sollen wir sie der Gewissensbisse berauben, die erst später erwachen, der letzten leeren Frage: wozu alles war? Sind wir denn Philantropen, wir, die wir betrogen worden sind? Nein, Madame, wir werden warten: die Liebe wird selbst Rache an ihnen nehmen. Wissen Sie, Madame: man bleibt im Hintergrund stehen und beobachtet. Die Angst wächst, wie abends der Schatten. Aber wenn es finster wird, dann kann man vielleicht vortreten und dann, aber nur dann... ein Ende machen Madame Äschliman zuckt mit der Schulter. Das ist die Rache der Schwachen, sagt sie lächelnd - die wissen, daß sie den anderen nicht zurückgewinnen können. ­Büchler lacht, seine Stimme wird wieder dünn, wie ein Zwimfaden. - Man kann nichts zurückgewinnen - sagt er. - Die Liebe ist keine Geldbörse, die man verlieren und wiederfinden kann Wenn sie sich verlieren will, dann ist sie auch schon verloren. Man soll sich nicht nach ihr bücken.- Ich habe mich oft gebückt, Herr Professor - sagt die alte Dame, - mir macht es mehr Vergnügen, wenn ich liebe, als wenn man mich liebt... Und wenn mich jemand sitzen gelassen hat, so bin ich eben aufgestanden und ihm nachgegangen...- Das waren Abenteuern, Madame, - sagt Büchler und verbeugt sich entschuldigend vor der alten Dame. - sie belieben mich in der Überzeugung zu bestärken, daß die Frauen viel zu dumm sind, um sich auf Liebe zu verstehen. Auch der sogenannte Selbstmord aus Liebe ist bei Frauen immer fremden, abseitsliegenden Ursachen zuzuschreiben und nicht dem Umstand, daß ihr Glaube an der Vollkommenheit zu Schande wurde. Heute früh in der Verböczystraße ist eine junge Weibsperson aus dem Fenster gesprungen... fast wäre sie mir auf den Schädel gefallen! Ihre Hausfrau behauptete, es wäre Selbstmord aus Liebe gewesen, aber was für eine Rolle darin der wirtschaftliche Jammer gespielt hat, die wirtschaftliche Unselbständigkeit, in der die Frauen auch noch heute leben... Borbolya macht einen Schritt nach rückwärts und lehnt sich an die Wand. Er fühlt, wie ihm das Blut zu Kopf steigt, seine Füße sind wie Blei, auch sein Magen hat ein Gewicht, als wäre er mit Blut vollgelaufen und müßte sich sofort übergeben. Er sieht, wie auch Szerb plötzlich erbleicht und ihm einen verstörten Blick zuwirft. Anny, die auf dem Diwan sitzt, wendet ihm das------------ 448 ------------

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