Déry Tibor: A Halál takarítónője a színpadon. Cikkek, nyilatkozatok, jegyzetek 1921-1939 - Déry archívum 5. (Budapest, 2004)

Függelék - Anhang - Ein Fremder

(Sen- Was hast du gesagt? - fragt er Szerb, der inzwischen ohne aufzuhören weitergesprochen hat, als ob er jetzt mit doppeltem Fleiß alles Versäumte nachholen möchte - was sagst du, daß er wegen der Humboldt-Briefe gekommen sei? Das kann doch wahr sein... seit Wochen will er schon...- Wirklich? - fragt Szerb erstaunt. Beide schweigen. Hätte er mich zur Rechenschaft ziehen wollen, denkt Bor­bolya, dann würde er uns doch nicht ausdrücklich zu seinen Donnerstag-Abenden eingeladen haben und nicht in diesem leichten, gesellschaftlichen Ten! Szerb ist inzwischen sitzend eingeschlafen, die brennende Zigarette ist ihm aus dem Mund gefallen und hat ein Loch in den Teppich gebrannt. Borbolya macht ihm das Bett.- Aber warum bist du mit ihm ausgegangen? - fragt er, als sein Freund aufwacht und gähnend den Rock auszieht. Szerb starrt zerstreut auf das weiße Bett. Das mütterliche Gebahren seines Freundes rührt ihn. - Du hast recht - sagt er - ich bin eine Judasnatur! Aber ich habe ein solches Mitleid mit ihm gehabt!... Ich dachte, es würde ihn trösten, wenn ich ihm mitteilte, wie sehr auch du unter dieser Liebe leidest und wie maßlos du sie liebst... Borbolya stockt der Atem. - Was, du hast ihm gesagt...? - flüstert er.- Woher! - Szerb lächelt schlau. - Ich habe deine Freundin... wie heißt sie nur?... Kat... ein junges Mädchen substituiert. Ich dachte, wenn er alles weiß, wird er mich schon verstehen, wenn nicht, kann es nicht schaden!- Was hat er gesagt?- Was er gesagt hat? - Szerb gähnt. Er hat gefragt, warum du sie nicht heiratest, wenn du sowieso ein Verhältnis mit ihr hast? Er sieht die Decke über den Kopf und schläft sofort ein. Borbolya blickt ihn betroffen an. Er wußte micht, daß sein tagsüber so sanfter Freund, nachts grimmig schnarchen wird, wie ein Löwe. Szerb in Gefangenschaft Als Szerb am nächsten Tag erwacht, quälen ihn doppelte Gewissensbisse, ja er fühlt sich mehr als je, zu seinem alten Freund hingezogen. Daß Borbolya die ganze Nacht vor seinem Schreibtisch, mit dem Hut auf den Kopf verbracht und kein Auge geschlossen hat, rührt ihn wenig, im Gegenteil, es erbost ihn! Aber er ist auch etwas erschrocken, blinzelnd betrachtet er den bleichen Freund.- Gehen wir ins Kaffeehaus frühstücken! - empfiehlt er Borbolya. Doch zur Nahrungsaufnahme scheint in diesen Tagen die Zeit zu kurz bemessen zu sein.------------ 435 ------------

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