Déry Tibor: Különös árverés. Regények 1920–1942. Ein Fremder (Déry Archívum 4. Petőfi Irodalmi Múzeum és Kortárs Irodalmi Központ, Budapest, 1999)

kommt er wieder neun Jahre lang nicht zum Vorschein, dachte ich ... Also bist du da, alter Freund! Wenn du eine Stunde früher gekommen wärest, wären wir rudern gegangen. Woher wußtest du meine Adresse? ... Von Martha natürlich! Also, was sagst du? ... Ja, was soll man machen, wenn man sich in eine andere verliebt! Ich werde dir alles erzählen ... Möchtest du dich nicht rasieren? Eigentlich ist es auch besser, daß wir nicht rudern gegangen sind, ich habe besseres vor. Wo hast du geschlafen? Indes sein Freund so frisch und fröhlich plaudert, betrachtet Szerb mit einigem Neid das große, dreifenstrige Zimmer, dessen einfache bürgerliche Stimmung durch das hereinströmende süße Sonnenlicht so unwahrscheinlich veredelt wird, daß Szerb sich wie in einem Märchenscholß fühlt. Über die Dächer schweift der entzückte Blick bis zum Schwabenberg ... oder wie heißen doch diese Berge? Nicht übel, wenn man hier wohnen könnte, denkt Szerb und tritt ans Fenster. Die letzte Frage Borbolyas weckt ihn aus seiner Träumerei. Beginn der Tragödie, denkt er. Die Fußstapfen haben mich eingeholt. Aber vorerst müßte ich ihm doch sagen, daß sie telephoniert ... das wäre das Wichtigste ... - Ich habe über dein Leben nachgedacht - sagt Borbolya und legt die Hand auf die Schulter seines Freundes. - Dein Leben ... - Mein Leben ist ein Traum! - setzt Szerb fort und lacht. Auch Borbolya lacht. - Jawohl, es ist ein Traum - sagt er -, aber ich werde diesen Traum jetzt in Behandlung nehmen. Ich habe mir schon einiges ausgedacht. Wir werden alles besprechen. Vorläufig weiß ich ja noch nichts über dich, wie auch du ... Aber über mich ist nichts auszusagen, ich bin einfacher Mensch ... Jetzt erlebe ich allerdings manches! Wenn ich Schriftseller wäre ... Schreibst du noch Gedichte? ... Nein, das ist jetzt nicht wichtig, gehen wir der Reihe nach! Vorerst muß ich dich um Entschuldigung bitten, alter Freund, daß ich dich gestern im Stich gelassen habe. Ich hielt es nicht mehr aus ... ich bin am Rand meiner Kräfte ... Szerb wirft einen erstaunten Blick auf seinen Freund. Ja, er kommt ihm nun magerer vor, auch sein Gesicht ist sehr blaß! Wie kommt es, daß ich das gestern übersehen habe, denkt er. Ich muß mit ihm sprechen, wenn er mich nur endlich zu Wort kommen ließe! Von der Donau her hört man eine Schiffsirene pfeifen! Im Haus gegenüber öffnet sich ein Fenster, ein zurückblitzender Sonnenstrahl streichelt Szerbs Stirne wie eine leichte, glänzende Hand. - Eine Stunde später bin ich in das Kaffeehaus zurückgekehrt - sagt Borbolya - in der Hoffnung, dich noch dort zu findea Aber als ich sah, daß Martha noch neben dir saß, verließ mich mein Mut und ich kehrte um. Wie lange hat sie noch geweint?

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