Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

In der Straßenbahn E s gibt Augenblicke in denen man die Zeit vergißt, in der man lebt, weil man durch einen plötzlichen Zufall auf das Zeitlose stößt, das selbst in der menschlichen Seele noch nicht verkümmert ist. Ein solcher Augenblick ist, wie der Atem des Frühlings oder der Duft von frischem Brot, der unvergängliche Begleiter menschlichen Waltens auf Erden. In der 67er Straßenbahn, die aus den äußeren Bezirken zum Ostbahnhof fahrt, das gewohnte Bild: Leute, die mit verdrießlichem Gesicht vor sich ins Leere starren, andere, die mit noch verdrießlicherem Gesicht Zeitung lesen. Eine alte Frau steigt ein, die an der Hand ein winziges Bübchen führt. Es sind nur zwei Plätze frei, rechts und links von einem zeitunglesenden Herrn. Großmutter und Enkel nehmen Platz, das Bübchen, das an einem Stück Brot kaut, lugt, zwischen der Zeitung und dem Bauch des Nachbarn, mit vergnügt verschmitztem Gesicht zur Großmutter hinüber. Es ist inzwischen mit seinem trockenen Gabelfrühstück zu Ende gelangt, nur ein winziges Stückehen, kaum größer, als eine Krume, hält es noch zwischen Daumen - und Zeigefinger. - Das mag ich nicht mehr, Großmutter! - sagt es plötzlich und reicht den Überrest zwischen Zeitung und Bauch des Nachbarn der Großmutter hin. Ob dieser Ungezogenheit, weist ihn die alte Frau mit scharfen Worten zurecht und zwingt ihn, auch noch den letzten Bissen hinunterzwürgen. Nun wendet schon der Großteil der Passagiere seine Blicke der häuslichen Szene zu, auch der Herr mit der Zeitung und dem Bauch lächelt beschwichtigend. Das Bübchen wirft trotzige Blicke um sich und kaut. - Mein einziges Enkelkind - teilt mir die alte Frau mit, der ich das Vergnügen habe, ihr nächster Nachbar zu sein. - Sie können sich nicht vorstellen, was für eine Plage der Bub ist - sagt sie weiter. - So was von schlecht Erzogenem! Dabei müssen Sie wissen, daß ich noch eine Bauchgeschwulst habe... - Aber das Kind ist süß! - sage ich, teils weil es wahr ist, teils um ihr aufgeregtes Gemüt zu beruhigen. Die ganze schweigende Nachbarschaft folgt mit schweigendem Interesse der nicht leicht verständlichen Parallele zwischen schlecht erzogenem Enkel und Bauchgeschwulst. Die Gesichter beleben sich. - Ja, das schönste Kind, das ich je gesehen habe! teilt mir die Großmutter stolz mit. Gegenüber sitzt eine andere alte Frau, die nun plötzlich ihre Handtasche öffnet, eine Photogaphie herauszieht und sie mir überreicht. - Ich bin auch Großmutter - sagt sie -, und das ist mein Enkel! Wie finden Sie das Kind? -

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