Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

Bunty und das Ungeheuer I n diesem weißen Winterwetter, da die Natur eine Reinlichkeit vortäuscht, wie man sie heutzutage nicht allzu oft weder in der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt, noch in der seiner Mitmenschen antrifft, ist es manchmal wohltuend, in außermenschliche Bezirke zu gelangen. Zum Beispiel in das Leben eines kleinen Hundes! Wie kommt es, daß einem Liebe und Haß, Kampf und Frieden der Tiere ein natürlicheres und wohlgefälligeres Gebilde organischer Leidenschaften erscheint, als die Spiele der Menschen? Es ist nach den Regeln einer Gefuhlsgeometrie aufgebaut, die wir zwar nicht kennen, die aber eindringlich und klar zu uns spricht, wie eine nicht mißzuverstehende Landschaft. Meine Freunde wissen, daß ich eine kleine schottische Terrierhündin besitze (oder besitzt sie mich?), die auf den Namen Bunty hört (wenn sie will!). Um dieses Lebewesen auch Uneingeweihten greifbar vor die Augen zu fuhren, sei hier mitgeteilt, daß es lang und niedrig ist, sich auf vier kurzen, zottigen Beinen bewegt, einen dreieckigen Kopf, schwarzes, zottiges Fell und einen 92 cm langen Schwanz besitzt. Ist es glaublich, daß die Summe dieser durch nichts zu rechtfertigenden Einzelheiten, einen Scharm hat, der jede lebende Kreatur in einem Nu erobert und seinem spielerischen Willen gefügig macht? Führe ich Bunty auf der Straße spazieren, so dreht sich jeder zweite Mensch um und lächelt entzückt (selbst schöne, junge und ehrsame Frauen!). Seit zwei Wochen wohne ich auf dem Lande in einem Bauernhause. Gleich am ersten Tag wurde ich gewarnt, meinen Hund nicht in die Nähe der Villa W. zu fuhren, in deren Garten ein blutrünstiges Ungeheuer, ein Kettenhund, Wache hält, das jedes fremde Lebewesen, Mensch oder Tier, Männchen oder Weibchen erbarmungslos zerfleischt, das in den Bereich seiner Zähne kommt. Ich betrachtete mir einmal das Ungeheuer von weitem; es war eine Mischung von Bluthund und englischer Dogge, mit blutig rollenden Augen, gewaltigem Gebiß und einem mächtigen Körper, der vor verhaltener, erbarmungsloser Kraft federte. Gestern früh stürzte Rózsi ins Zimmer. - Dir Hund ist in die Richtung der Villa W. entlaufen! - rief sie mit entsetztem Gesicht. In weniger als drei Minuten war ich beim Gittertor der Villa. Es stand spannweit offen. Vielleicht kann ich der Bestie wenigstens den Leichnam Buntys entreißen, dachte ich keuchend. Buntys Leichnam saß stillvergnügt und höchst lebendig vor der Hundehütte des Bulldogs, dicht an die Bestie geschmiegt, eine winzige schwarze Figur

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