Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

beglückt leckt sie die strafend ausgestreckte Hand mit einer Zunge, in der sich nur ein ganz wenig Schmeichlerische Schlauheit und Furcht mit unendlicher Ergebung paart. Wer würde es übers Herz bringen, das Wunder doch geschieht - oh, es geschieht doch! - (wenn sie über die Straße läuft) und emen Klaps erhält, dann wird die Strafe mit einem Freudenfest vergolten: sie saust im Kreis um dich herum, sie springt an dir hinauf, sie rast weg und zurück ­als ob sie dem leichtbeschwingten Glück nachjagen würde, wie eme Fliege! ­und kann sich nicht fassen über die Seligkeit eines Lehens, in der die Strafe so kurz und die Freude so lange ist. So kommt es also, daß ich seit zwei Jahren, da sie mir zu Hausgenossen wurden, einen anhaltenden Defensivkrieg gegen mein Gewissen führe, der den anderen Krieg manchmal übertönt und mir zu einer menschenwürdigeren Tragik des Daseins verhilft. Ich liebe sie Beide unsagbar - hauptsächlich Bunty - und so habe ich Muße und Gelegenheit über die Frage zu sinnen, ob Liebe beglückt. Der Anlaß scheint winzig, die Frage ist unendlich. Wenn sich Bunty auf die Hinterbeine stellt und mit der rechten Vorderpfote verzweifelt und energisch an meinem Schenkel zu kratzen beginnt, den Kopf etwas neigt und ein toternstes Gesicht schneidet, wie ein fleißiges, ganz von seiner Aufgabe erfülltes Kind beim Buchstabieren der Schulaufgabe... und mich doch nicht zum Verlassen meiner Schreibmaschine bewegen kann, weil ich eben jetzt sie auf Papier zum Spielen bringen muß, anstatt mit ihr zu spielen, wenn ich ihr einen Wunsch nach dem andern versagen muß, sie nicht spazieren führe, ihr den rosigen, kleinen Bauch nicht kraule, wenn sie sich erwartungsvoll auf den Rücken legt, ihr keine Papierballen verfertige, mit ihr nicht im Zimmer herumrase, keine ihrer Nostalgien nach Freiheit des Körpers und der Seele, nach Zärtlichkeit, anmutigem Spiel und innerem Gleichgewicht befriedige, so daß sie sich endlich in die Ecke verkriecht und gekrümmt, mit fast gebrochenem Blick vor sich hinstarrt, um schließlich mit einem tiefen Seufzer einzuschlafen - da drängt sich mir die Frage auf, ob Liebe nicht die schwerste Bürde des Menschen ist und ob ­da man nun einmal fühlen muß! - es nicht doch vorteilhafter, freudiger und gesünder wäre, zu hassen. Bunty ist Koloratursängerin. Hört sie mich oder meinen Bruder ins Vorzimmer treten, dann stürzt sie zur Verbindungstür, legt sich auf den Bauch und läßt einen nie gehörten Gesang der Freude ertönen, einen modulierenden Ton, der manchmal das hohe C erreicht und die Glastür stärker angreift, als ihre vor Freude wahnsinnigen Krallen. Geht aber meine Mutter zum Wäschekasten, wo die Cakes aufgehoben werden, so singt sie den Brummgesang der Freude, ein leidenschaftliches Baritonlied, das ihren ganzen Körper erzittern läßt, ihre Herrin zu schnellerem Handeln aufmuntert und lockt, indes

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