Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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Französisch und Ungarisch sprach und andere derartige Eigenschaften besaß, die auch auf einen Zigeunerprimas paßten, ferner, daß er im großen und ganzen die europäische und im einzelnen die ungarische Literatur gelesen hatte: aber daß er Ungar war, ein ganz anderer, als die sonstigen Gattungen Mensch auf der Welt, einer, den ein Deutscher oder ein Franzose, wenn er Menschenkenntnis besitzt, beim ersten Blick erkennt und feststellt: „ein Ungar", - das war für ihn eine völlig neue Situation in der Welt. Keine sehr angenehme. Er fühlte sich von einer gewissen FHöflichkeit umgeben, einer kaum merklichen, von dem Wohlwollen, das große Nationen den Söhnen kleiner Nationen zukommen lassen, er hatte das Gefühl, als würde er beständig beruhigt, besänftigt, in dem man zu ihm sagte: „Gewiß, natürlich, Sie sind Ungar, macht nichts, Ungar zu sein, ist etwas recht Vortreffliches.." Das war so bedrückend, so schwer zu ertragen, dieses Wohlwollen. Wenn er sich mit Fremden unterhielt und auf ihre höfliche Frage antworten mußte, blieb ihm das Wort in der Kehle stecken; er konnte nicht sagen: „ungarische Literatur” oder: „ungarische Kunst” oder: „ungarische Geschichte”, ohne in den Augen des Fremden etwas Beruhigendes und ermutigend Höfliches zu spüren, als erwiderte der Betreffende: „Aber bitte, sprechen Sie nur, das ist ja sehr interessant, gewiß ist die ungarische Literatur recht gut. Auch in Peru hat es eine sehr schöne alte Kultur gegeben. Erzählen Sie nur ruhig von der ungarischen Literatur.”5 • In Gesellschaft gebildeter und liebenswürdiger Deutscher litt er vielleicht noch mehr unter jenem Wohlwollen und Takt, mit dem sie in erster Reihe seine Fremdheit und dann sein Ungartum zur Kenntniss nahmen, als unter ungehobelten Tölpeln, die - solche gab es auch - ihn, den „feurigen Ungarn”, mit lautem Oho und Mikosch-Witzen begrüßten und das unerläßliche Repertoir von „Pusta-Gulasch-keremszepen-Tschikosch” ableierten. Sowas tat nicht weh. Weh tat, wenn ein sehr gebildeter wohlwollender und interessierter Deutscher in einer Gesellschaft ihn beiseite nahm, und während er seine Brillengläser säuberte, freundschaftlich sprach: „Es muß tatsächlich eine ganze Anzahl von interessanten und beachtenswerten Talenten bei Ihnen geben." Tatsächlich, erwiderte er, und eine Bitterkeit stieg in ihm auf. Tatsächlich, und es gibt Krankenhäuser und Elektrizität, und auf der Post kann man getrost Geld nach dem Ausland aufgeben, und es gibt auch eine ungarische Literatur, warum nicht? Es gibt doch auch eine montenegrinische Literatur, und so wie das Grabmal des vortrefflichen Dichters Njegusch auf dem Lovcen, so steht das Denkmal des vortrefflichen Petőfi auf dem Donaukai, und wenn wir krank sind, stecken wir ein Thermometer unter die Achsel. In unsern Ffäusern gibt es Wasserleitungen. Und ganz gewiß werden im Jahr mehr Exemplare von Tolstois Werken in Budapest verkauft als in Lyon oder Warschau. Er fühlte, daß er ungerecht war, niemand hatte ihn angegriffen, er konnte vielmehr sehen, daß seine 1 55