Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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BERLIN-BREVIER MÓR JÓKAI: R E I S E B E S C H R E I B U N G E N Die herzliche Aufnahme, die mir in den Berliner Schriftstellerkreisen ständig zuteil wurde, ist zu neun Zehntel nicht meiner eigenen literarischen Arbeit, sondern der Sympathie meiner Nation gegenüber zu verdanken. Nach der kühlen Aufnahme (Kühl bis ins Herz hinab) durch die Wiener Redakteure und Kollegen, berührte mich die freundschaftliche Sympathie der Berliner Schriftsteller wie ein Zaubermärchen. Namhafte, weltberühmte Dichter, deren Werke auf dem Erdenrund in jeder Sprache gelesen werden, hoben uns nach der ersten Begegnung zu sich empor und überhäuften uns mit so vielen wahren Zeugnissen der Freundschaft und Sympathie, dass dieser mir bis dahin „unbekannte“ Genuss mich hätte berauschen können, hätte ich nicht gewusst, dass ich den Löwenanteil meiner Nation nach Hause zu bringen habe. • ...wir haben in Berlin einen guten alten Freund, den ich persönlich erst seit kurzer Zeit kenne: Ferenc Wallner, Geheimrat, der Eigentümer des Wallner-Theaters (unter Theaterbesitzern pflegt man in Berlin „Nabobs“ zu verstehen, die in ihren eigenen Palästen wohnen). Dieser „selbstlose" gute Freund bereist Europa seit Jahren mit dem Ziel, überall unsere Heimat und Nationalliteratur bekannt zu machen, in Büchern, in Zeitungen, in Worten; er überredet die Verlage dazu, ungarische Werke herauszugeben, und in den meistgelesenen Zeitungen kämpft und bemüht er sich unermüdlich für uns. • ...meine Schriftstellerkollegen ließen mich nicht los; an einem Tag habe ich mit ihnen an drei Gelagen teilgenommen: Wasser habe ich in ganz Berlin nicht einmal gesehen, aber dafür umso mehr echten ungarischen Wein, und wenn ich vermerke, dass wir, indem wir fünfzig Besuche abstatteten, an ebenso vielen Orten einen Prosit auf Ungarn getrunken haben, dann bleibe ich allein den historischen Angaben treu. • Man sollte sich hüten, in der wissenschaftlichen Literatur vor den Deutschen als Dilettant zu erscheinen. In dieser Hinsicht ist dies ein äußerst penibles Publikum. In dem Bereich der schöngeistigen Literatur gibt es sich mit sehr wenig zufrieden, wenn sie 1 39