Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Grussworte - Elisabeth Kornfeind - Thomas Trabitsch

GRUSSWORTE | Dr. Elisabeth Kornfeind In der Donaumonarchie herrschte um 1900 ein reiches geistiges und literarisches Leben. Heute sehen wir diese Periode oft mit Sehn­sucht und Nostalgie und einer gewissen Romantik. In Wirklichkeit war dieser kulturelle Aufbruch ein Tanz auf dem Vulkan - kommen­de Eruptionen und Untergang waren bereits spürbar in ganz Mitteleuropa, vor allem in Wien. Eine faszinierende Periode der Kultur­geschichte unseres Kontinents fand in Wien einen Kristallisationspunkt. Der Anreiz, diese historischen Zusammenhänge zu analysieren aber auch zu genießen, ist groß. So bietet die Ausstellung die Chance, neben den Verbindungen ungarischer Schriftsteller zu Wien auch das Interesse auf Literatur vom Nachbarn neu zu wecken oder wieder zu entdecken. Sie hat aber auch aktuelle Bedeutung. Unterstreicht sie nicht die geistige und kulturelle Verwobenheit der beiden Hauptstädte und der beiden Länder und dokumentiert eine gemeinsame kulturelle Tradition, auf die wir in beiden Ländern stolz sein können? Heute zeigt sich die Relevanz dieser Gemeinsamkeiten in unserer gemeinsamen Arbeit innerhalb Europas und der EU. Die europapolitische Fo­kussierung auf den Donauraum - der innerhalb der EU ein immer wichtigerer Wirtschafts- und Kulturraum wird, ist ein sehr sichtbares Zeichen dieser Bemühungen. Ungarn hat derzeit das Steuer der EU in der Hand. Ich freue mich daher ganz besonders, dass diese Ausstellung im Rahmen der un­garischen EU-Präsidentschaft in Wien gezeigt wird. Neben der für die meisten Menschen wenig sichtbaren Arbeit der EU wird sie ein sichtbares Zeichen der ungarischen Präsidentschaft sein. An dieser Stelle möchte ich daher ganz besonders Frau Dr. Csilla Csorba, der Direktorin des PIM, für die Konzeption der Ausstellung danken. Dank gilt auch Dr. Thomas Trabitsch vom Theatermuseum Wien für die Kooperation und Unterstützung dieses Projekts seit Anbeginn. Man vergisst nur zu oft, dass ohne den Enthusiasmus, die Neugier und das ganz persönliche Interesse Ausstellungen dieser Art nicht zustande kommen würden. | Dr. Elisabeth Kornfeind (Direktorin, Österreichisches Kulturforum Budapest) GRUSSWORTE | Dr. Thomas Trabitsch Es gibt mehrere Gründe, warum das Österreichische Theatermuseum sehr gerne mit dem Literaturmuseum Petőfi zusammenarbeitet und in Kooperation mit diesem eine Budapester Ausstellung anschließend auch in Wien zeigt. Nach den Ausstellungen mit dem Übertitel „Dichter mit Rucksack" in Berlin, Budapest und Paris liegt es auf der Hand, die Fortsetzung dieser Ausstellungsserie, die dem Thema Budapest und Wien gewidmet ist, auch in Wien zu präsentieren. Ein weiterer Grund für eine enge Zusammenarbeit mit Budapest sei einem 1983 erschienenen Reiseführer entnommen, in dem es heißt: „Es sind vor allem ungarische Dichter und Schriftsteller, die über Jahrhunderte hinweg bemüht waren - und es heute noch sind - dieses Volk durch ihre Werke aufzurütteln, es zum Ringen um seine Eigenart und seine Eigenständigkeit zu ermuntern. Es ist fast schon Ironie, dass der Westen zwar Nutznießer der Bemühungen der Literatur ist, aber die seit Jahrhunderten richtungweisende Li­teratur nicht kennt, sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen will.“ 4

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