Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Die stadt als artefactum - Geheimnisse der formen
Die Türme der Stadt und die Zypressen und Palmen ragten als schmale Tupfer am Horizont, vibrierten, glühten und verblassten im rötlichen Goldstaub der Abschied nehmenden Sonne. Die Blüten der Gärten hatten allen Duft verbraucht, nur das Seufzen der Rosen flimmerte noch und staute sich auf meinem Weg, vermischte sich mit dem Geruch der Balsambäume und Weihrauchbäume. Ich gab meinem Schimmel kräftig die Sporen, denn vor dem Sonnenuntergang wollte ich in der Stadt sein. Ich tastete nach der seidenen Börse in meinem Gürtel, die voller Dukaten war, richtete mich auf in den Steigbügeln und atmete tief. Es war ein wundervoller, milder, dufterfüllter Nachmittag. | Géza Csáth: Nachmittagstraum, 1908 LINKS: LAJOS GULÁCSV: ARTE, VITA, NATURA, UM 1917 ÖL, LEINEN (KOLOZSVÁRY-SAMMLUNG, GYŐR) RECHTS: SKIZZE DES SCHRIFTSTELLERS GÉZA CSÁTH, UM 1906 (LITERATURMUSEUM PETÓFI, BUDAPEST) 28 Wir sind aus solchem Zeug, wie das zu Träumen, Und Träume schlagen so die Augen auf Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen, Aus deren Krone den blaßgoldnen Lauf Der Vollmond anhebt durch die große Nacht. ... Nicht anders tauchen unsre Träume auf,