Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Wien-brevier - Ihr getreuer Rudolf

Wien, am 22. Dezember 1885 Lieber Jókai! Herzlichen Dank für Ihren Brief; was die Übersendung der Hefte betrifft, so bitte ich Sie, diese künftig mir zu schi­cken, ich selbst wünsche, sowohl die ungarischen als auch die deutschen Exemplare Ihren Majestäten zu präsen­tieren. Mit großer Freude habe ich vernommen, dass das Werk auch in Ungarn derart erfolgreich aufgenommen wird. Hinsichtlich des dalmatinischen Wappens teile ich Ihre Ansicht vollkommen. Ihre über Debrecen formulierte Beschrei­bung betreffend halte ich es für überaus zweckmäßig, diese den Kollegen als Muster zur Verfügung zu stellen; am besten wäre es, den Artikel auszudrucken und die Korrekturfahnen den Betreffenden, die derer bedürfen, zuzusenden; so wäre durch Gesetz und Etikette jeglicher Missbrauch ausgeschlossen. Ich lehne entschieden ab, dass jeglicher für das Werk geschriebene Artikel schon zuvor in einem Nachrichtenblatt veröffentlicht wird. Im Hinblick auf die Beschreibung der Umgebung von Gödöllő kann ich mich Ihren Ansichten nicht anschließen; zum einen würde meine Schwester, das 18jährige Mädchen4, den Artikel wohl kaum gut schreiben können, und zum anderen kann man einem Mädchen in einer derartigen literarischen Unternehmung, bei der die Herausragendsten der Schriftsteller und der Gelehrtenwelt mitwirken, sei es sonst wer, keine Teilnahme erlauben; dies würde dem Ansehen des Werkes schaden, und Gelegenheit zu unangenehmen Bemerkungen bieten. Weiterhin bitte ich Sie auch die Idee von der Schirmherrschaft der geplanten Festlichkeit zu verwerfen; da ich die partielle oberste Erlaubnis, die ich in jedem solchen Fall erbeten muss, vermutlich nicht erhalten würde, und eine Ablehnung zu riskieren ist nicht ratsam, und zudem kann ich in Ungarn keine derartige Schirmherrschaft überneh­men, die in Wien nicht statthaft wäre. Ich befürchte, dass die hiesige Concordia dem Beispiel folgen und mit einem ähnlichen Plan auftreten würde, dessen Verwirklichung ich geradeheraus untersagen ließe; dies aber könnte überaus unangenehme Folgen haben. Verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen heute nur mit entgegengesetzten Ansichten antworte, doch ich glaube, auch Sie werden meiner Auffassung zustimmen. Stephanie und ich wünschen Ihnen frohe Feiertage; mit den herzlichsten Grüßen Ihr getreuer Rudolf 206

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