Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Éva Bajkay: Ungarische künstler von der sezession bis zur avantgarde in Wien 1900-1936

Anschauungsweise des österreichischen Meisters abwich. Von den Schriftstellerporträts Tihanyis, aus denen er die „Laube der Dichter“ erschaffen wollte, waren in Wien nur wenige entstanden und ein Teil von ihnen ist nicht zuzu­ordnen. Vor Kurzem gelang es, auf einem der Porträts Franz Werfel zu erkennen, mehrere von ihnen zeigen Bölöni und Karin Michaelis, wobei hier der Künstler selbst den Namen der Dargestellten auf die Werke geschrieben hat. Die Bekanntschaften und Freundschaften, ja sogar die Skizzen selbst entstanden häufig in Kaffeehäusern. So besuch­te der Kassák-Kreis beispielsweise das Schloss Café in Schönbrunn, und Aurél Bernáth fertigte im Café Eiles seine Grafik-Reihe in fünfzig Exemplaren an. Dort las und redigierte man Zeitschriften, zeichnete man Karikaturen, wie etwa Mihály Bíró (1886— 1948)15 zum satirischen Gedichtband von Tibor Diószeghy oder zum Buch Der Fluch des Alten von Ernst Klein. In der Zeitschrift Panoráma veröffentlichten Róbert Berény, Sándor Bortnyik, Károly Kernstok, Béla Uitz und Tibor Gergely Zeichnungen, Karikaturen von Henrik Major und Marcell Vértes. In der Zeitschrift Tűz [Feuer] publizierte der Sonntagskreis, in Diogenes und Testvér [Bruder] schrieben Lajos Kassák und Anna Lesznai. Sándor Barta gab nach Akasztott ember [Der Gehenkte] die kurzlebige Zeitschrift Ék [Keil] heraus. Die Redakteure der Zeitschrift Egység [Einheit] waren Aladár Komját und Béla Uitz nach ihrem Bruch mit dem MA-Kreis. Zwischen 1919 und 1923 war die Tageszeitung der Ungarn in Wien die Bécsi Magyar Újság [Wiener Ungarische Zeitung], Die wichtigste künstlerische und gesellschaftliche Zeitschrift, das bedeutendste Wiener Organ der ungarischen Avantgarde hingegen war von I 920 bis I 926 die Zeitschrift MA von Lajos Kassák. Zu einer beliebten Gattung der Exilkunst wurde das Porträt, und dies nicht nur im Fall der dem Realismus näher stehenden ungarischen Expressiven wie beispielsweise Tihanyi, der seine Tätigkeit, die sich bereits in den 1910er Jahren in Budapest entfaltet hatte, hier fortsetzte, sondern auch bei László Moholy-Nagy (1895-1946), Sándor Bortnyik (1893-1976) oder Béla Uitz (1887-1972). Die aus hektischen, expressiven und dynamischen Linien ge­wobenen Bildnisse Moholy-Nagys (László Tölgy, Lipót Katz, Jolán Simon) weisen auf seinen figurativen Stil in den Jahren 1920-1 921 hin. Die Porträts von Bortnyik (Lajos Kassák, Béla Révész) wirken mit der Kraft der gestückelten kubistischen Formen, während von den Selbstbildnissen Uitz’ aus dem Jahr 1920 das eine Ironie und dynamische Linienführung aufweist, das andere hingegen kompakt, plastisch und monumental ist, ein Werk, mit dem er einen 168

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