Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Pál Deréky: Ungarische avantgardeschriftsteller und -künstler in Wien in den jahren 1920-1926

Universität Wien zum Doktor der Medizin promoviert), inklusive der christianistischen Periode und der Herausgabe der Zeitschrift Testvér [Bruder] 1924-1925 in Wien. Sie folgte ihm in die Sowjetunion und half ihm, den statisti­schen Terror zu überleben, ebenso die Jahre des Zweiten Weltkrieges bei den jugoslawischen Partisanen. Nach dem Krieg gründete Sinkó das bis heute bestehende Institut für Ungarische Sprache und Literatur an der Univer­sität Novi Sad. Béla Uitz war ebenfalls ein Urgestein des Kassák-Kreises. Ohne seine kraftstrotzenden aktivistischen Figuren war keine MA- Ausstellung in Budapest denkbar. Er folgte Kassák samt Familie in die Wiener Emigration, um 1921 von dort zu einer ausgedehnten Studienreise in die Sowjetunion aufzubrechen. Auf dem Rückweg machte er für einige Zeit Halt in Berlin, um mit Moholy-Nagy und anderen die Relevanz der neuen russischen Kunst zu erörtern. Nach Wien zurück­gekehrt, bot er MA sein einzigartiges Material zur Publikation an: Er war der Erste, der über authentische Informa­tionen zu den aktuellen Positionen des russischen Konstruktivismus verfügte, zudem brachte er einige Reprodukti­onen konstruktivistischer Kunstwerke mit. Kassák lehnte, aus welchen Gründen auch immer, die Publikation ab. Daher gründete Uitz Egység [Einheit, Wien-Berlin 1922-1923] und publizierte in zwei Heften das mitgebrachte Bildmaterial, Das realistische Manifest der Brüder Naum Gabo (Naum Neemia Pevsner) und Antoine Pevsner aus dem Jahr 1920 und die Antwort Tatlins sowie Rodcenkos und Varvara Stepanovas Programm der konstruktivistisch- produktivistischen Künstler (ebf. 1920). Auch die Arbeit von Malevic wurde ausführlich vorgestellt. Erzsi Újvári war die einzige Ungarin, die als Expressionistin begann und bis zuletzt dabei blieb. Ihr Thema war das Schicksal der im Krieg ihrer Männer beraubten Frauen, ihrer Väter beraubten Kinder. Alle ihre Texte - die in Wien in einem Band im MA-Verlag herausgegeben wurden - handeln von dieser kosmischen Katastrophe, von Tod, Zerstörung, Brutali­tät, Hilflosigkeit. Literarisch ist diese herausgeschrieene Anklage kaum mehr zu genießen, doch ihre Authentizität steht außer Zweifel. So sah es wahrscheinlich auch George Grosz, der ihr eine größere Anzahl seiner Zeichnungen unentgeltlich zum Abdruck überließ. Újvári folgte ihrem Mann nach Moskau und starb I 940, zwei Jahre nach dessen gewaltsamem Tod. Allein ihre Tochter kehrte nach dem Krieg nach Ungarn zurück. 161

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