Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez
Malleier, E.: 'Zur Geschichte der Organisation des jüdischen Gesundheitswesens 149 Arme und Kranke bereits Ende des 19. Jahrhunderts per Post versandt „damit den Bedrängten das Herumlaufen und die Beschämung erspart werde." 1 9 Das Verhältnis zwischen Norm und Realität am Beispiel der Chewra Kadischa in Pressburg Ein lebendiges Bild einer Bruderschaft, in der auch leidenschaftlich gestritten werden konnte, bieten Überlieferungen der Pressburger Organisation. Die Protokolle der Pressburger „Chewra Kadischa", die der Rabbiner Max Schay - auf den ich mich im Folgenden hauptsächlich beziehe -, in den 30-er Jahren in New York ins deutsche übersetzte, bieten einen anschaulichen Einblick in das soziale Leben einer Beerdigungsbruderschaft. 2 0 Die Pressburger Chewra Kadischa war in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts gegründet worden, nachdem die jüdische Bevölkerung Pressburgs nach der Vertreibung der Juden aus Wien 1670 einen großen Zuwachs erfahren hatte. Laut Schay waren die Bücher erst ein halbes Jahrhundert nach der Gründung des Vereins angelegt worden. Die ersten Bücher und die Originalstatuten wurden vermutlich beim Spitalsbrand 1811 vernichtet. In den Protokollbüchern, in denen die Beschlüsse der Chewra Kadischa eingetragen wurden, stellten zwei Konflikte ein immer wiederkehrendes Thema dar: die mangelnde Disziplin der Mitglieder, die insbesondere die nachlässige Krankenpflege betraf und die Finanzgebarung. So hieß es schon im frühesten Protokoll von 1751, dass man sich versammelt habe, ,, um zu beraten, welche Maßnahmen zu treffen sind, um das Murren der Kinder Israels abzuschaffen, die den Vorstehern den Vorwurf machen, dass sie nicht richtig handeln, indem sie die Ausgaben des Vereines nicht einschränken in der Zeit, wo die Einnahmen des Vereines sich tagtäglich vermindern". 2' Man beschloss, von größeren Investitionen wie Bauvorhaben abzusehen und die Rechte des Vorstehers für diesbezügliche Beschlüsse einzuschränken. Die Kontrolle über die Gelder wurde auf mehrere Personen verteilt und die Kasse des Vereines mit drei Schlössern abgeschlossen, deren Schlüssel an drei unterschiedliche Personen verteilt wurden. Außerdem sollte jährlich ein eigener Kassier gewählt werden, der über die Einnahmen und Ausgaben genau Buchzuführen hatte. Wurden Gelder für Arme entnommen, deren Namen nicht genannt werden sollte um diese nicht zu beschämen, so musste diese Entnahme vom Obervorsteher unter Zuziehung der zwei Vorsteher geschehen. Aufnahmen von Kranken im Spital der Chewra Kadischa, oder die Bezahlung von Rezepten durften nur mit dem Wissen und der Unterschrift des Obervorstehers durchgeführt werden. 1758 wurde ein „zweiter Vorsteher" des Vereins „der Unredlichkeit überwiesen" und durfte daraufhin die Vereinsbüchse auch im geschlossenen Zustand nicht mehr verwahren, weiterhin so lange kein Ehrenamt mehr annehmen, bis er nicht mindestens 1.000 Rheintaler an die Vereinskasse einOscar von Krücken (I lg.): Budapest in Wort und Bild. Berlin, 1 899, 3471". " Schay, Max. Die Protokolle der „Chcwra-Kadischa" der jüdischen Gemeinde in Pressburg. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei , Hugo Gold (Hg.) Brünn, Prag, 3 (1933), Heft. 2, 71 - 88; Heft 3 -4, 152 -165. 2 1 Schay, 1933, Nr. 3,73.