Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 188-189. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK - ARTICLES - Lammel, Hans-Uwe: Zum Verhältnis von kulturellem Gedächtnis und Geschichtsschreibung im 18. Jahrhundert. Medizinhistoriographie bei Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795). - A kulturális emlékezet és a történetírás viszonya a 18. században. Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795) orvostörténeti munkái

21. Aug. 1794: Geschichte der ersten gelehrten Gesellschaft in Deutschland, die zur Bildung der deutschen Sprache errichtet [ohne Datum]: Die Mark Brandenburg und der 30jährige Krieg. Facta historica [?]. Wichtig erscheint mir, die Interaktion dieser beiden sozialen Räume des gelehrten Diskurses in die Diskussion zu bringen: die geheime Mittwochsgesellschaft und die Berli­ner Akademie. Es gibt Hinweise darauf, dass Moehsen in seinem historiographischen Engagement diese Räume gut zu nutzen wusste. Die Selbstmörderschrift wird erst in der Mittwochsgesellschaft diskutiert, bevor sie gekürzt und politisch entschärft 1788 in der Berlinischen Monatsschrift erscheint. Ebenso spricht er über brandenburgische Münzen auch zuerst unter den Vertrauten der Gesellschaft, bevor er in die Öffentlichkeit, nunmehr die der Akademie geht. Man könnte meinen, dass diese Räume und die Öffentlichkeit der Publikation genau jene Grenzregion darstellten, in denen sich kulturelles und kommunikatives Gedächtnis in Historiographie hin- und zurückverwandelten. 48 Denn bei all diesen Einschätzungen sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die „antiquarische Forschung und Sammeltätigkeit" als auch die „philologische Quellenkritik" nicht in der Weise auf die Geschichtsschreibung bezogen waren, wie dies für die moderne Geschichtswissenschaft selbstverständlich ist. Und gerade diese „differance" ist ein Charakteristikum der frühneuzeitlichen Historie. Wenn sich aus der Perspektive der moder­nen, wissenschaftlich vorgehenden Historiographie Quellenbeschaffung, Quellenkritik und Darstellung als sukzessive Methodisierung [von] Arbeitsschritten" darstellt, so waren sie in der frühen Neuzeit gesonderte Tätigkeitsfelder und Textgattungen mit unterschiedlichen, nicht oder selten aufeinander ausgerichteten methodischen und fachlichen Profilen. 49 Und sie waren in noch viel stärkerem Maß auf den Vorgang kultureller Gedächtnisbildung bezogen. Schließlich, so denke ich, hat man guten Grund, die Überlegungen Roger Chartiers für die vorrevolutionäre französische Situation, der von Politisierung der Literatur und Literarisierung der Politik spricht, 50 auch für das spätaufklärerische Brandenburg-Preußen zu prüfen. Mit Moehsen besitzen wir ein positives, im Sinne Chartiers indes modifiziertes Indiz für diese These. Politische Reformen und kulturelle Identifikationsstiftung standen sich gegenseitig im Wege. So gesehen, war Moehsens medizin- und wissenschaftshistorisches Interesse eher ein methodisches und thematisches Interregnum, gespeist durch Herkunft, Studium in Halle und die Einführung in den gelehrten Bereich über die medizinische História literaria. Man sollte ihn beim Wort nehmen, wenn er von sich selbst als „Cultor" der brandenburgischen Geschichte redet. 51 Das implizierte 48 Lammel: Zwischen Klio. 179-189. 49 Zedelmeier: „Im Griff". 450f. Siehe weiterhin den Überblick von Andreas Kraus: Grundzüge barocker Geschichtsschreibung. Historisches Jahrbuch 88 (1968) 54-77, und für Frankreich Philippe Ariès: Die Einstellung zur Geschichte: im 17. Jahrhundert, in: ders.: Zeit und Geschichte, aus dem Franz. von Perdita Duttke. Frankfurt/Main, 1988. 124-206. 50 Roger Charrier: Die kulturellen Ursprünge der Französischen Revolution, aus dem Franz. von Klaus Jöken. Frankfurt/Main, 1995. 24. 51 Zum spätaufklärerischen Begriff von Kultur siehe Georg Bollenbeck: Bildung und Kultur. Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters. Frankfurt/Main/Leipzig, 1994. 68-86.

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